20" Ursus - Herstellung der Optik

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Woher einen Rohling bekommen, ohne das es Ärger mit der Familie gibt? für dieses Projekt habe ich diese aus Polen bezogen. Adam Zmijewski ist selbst Spiegelschleifer und versucht sich seit einigen Monaten an der Herstellung von teleskopspiegeltauglichen Rohlingen. Das Glas (Termisil, ein Material mit fast identischer Spezifikation wie Pyrex) bezieht er aus einer Glashütte. Schmelzen, in Form gießen, tempern und Rohbearbeitung macht er selber. Leider hat er den Prozess noch nicht ganz unter Kontrolle, vor allem bei größeren Rohlingen (so ab 14 Zoll) wird der Guss unsauber, Blasenspuren und kleiner Verunreinigungen sind die Folge. Es gibt einen Vorteil: die Glasscheiben sind günstig!

Trotz Bedenken habe ich direkt bei Adam einen 20-Zoll (51cm) Rohling in 40mm Stärke geordert. Etwa 6 Wochen nach der Bestellung ging es aufs Zollamt, um die Scheibe abzuholen. „Dank“ schlechter Optik konnte ich den Zöllner überzeugen, dass der kommerzielle Wert der Scheibe unter der Verzollungsgrenze liegt, so habe ich auch noch Zoll und MwSt. gespart.

 

Das Schleifen:

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Der Rohling im Vergleich zu einer 14 Zoll bzw. 8 Zoll Scheibe – Den Pechhäuten vorangegangener Spiegelschleifprojekte

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Das Tool habe nach bewährter Manier hergestellt (Siehe Herstellung eines Fliesen Sandwichtools), erstmals jedoch nicht Fullsize. Diesmal will ich mit lediglich 42cm = 82%-Tool auskommen.

 Da der Rohling mit etwa f/5 vorgeschliffen war, habe ich die eine Toolseite auf dem Spiegel (Frischhaltefolie als Trennschicht) gegossen, beide Seiten dann mit Fliessenkleber zusammengepappt, getrocknet (2 Nachmittage in der prallen Sonne) und anschließend mit Fließenstücken beklebt.

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Kurz vor dem ITV 2003 kam das bei Pieplow und Brandt bestellte Carbo für den Schliff, ich habe die Scheibe samt Tool mitgenommen und dort etwa 5 Stunden Grobschliff erledigt; in Gesellschaft macht das richtig spaß, und bei Carbo 80 muss man noch nicht sonderlich aufpassen. Etwa ein Dutzend interessierter Personen hat etwas mitgeschliffen, darunter auch Kurt Schreckling und Wolfgang Rohr (siehe Bilder hier).

Schleifen mit Subsize-Tool und nur TOT war eine neue Erfahrung, es dauerte ein paar Stunden, bis ich das richtige Gefühl für eine Neutrale Strichführung (kein Änderung der Brennweite) entwickeln konnte.

Die Politur:

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Zum Polieren habe ich zunächst auf das vorhandene 14er Tool zurückgegriffen. Selbst die alte Pechhaut habe ich draufgelassen. Nach mehrmaligem Pressen und nachschmelzen der Kanäle war diese dann gut angepasst. Zwischenzeitlich ist diese auch mal festgeklebt, doch mit Geduld und etwas „Technik“ bekommt man diese immer wieder flott

glasfehler.jpg (55367 Byte) Mit anpolierter Oberfläche kann man eingeschlossene Luftblasen und Verschmutzungen schonungslos erkennen. Glücklicherweise sind nur sehr wenige, kleine Luftblasen aufgeschliffen.
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Nach dem Motto „polish more and worry less“ habe ich richtig losgelegt, mit 14er Tool eine 20er Scheibe zu polieren ist eine sportliche Tätigkeit. Nur ganz selten wurde ein grober Foucaulttest gemacht, um Zonen zu erkennen. Nach etwa 12h polieren kam die Ernüchterung: Astigmatismus!

Die (besser eine) Ursache war nach einiger Diskussion auf AstroTreff gefunden: fehlendes zusätzliches Drehen der Glasscheibe auf dem Drehteller. Einige Tage habe ich mit mehreren „Tricks“ versucht den Astigmatismus in den Griff zu bekommen – es wollte nicht gelingen. Also dann zurück zum Feinschliff – schweren Herzens, da der Spiegel bereits auspoliert war.

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Der erste Foucaulttest im 2. Polieranlauf zeigt: Astigmantismus!! Zunächst Ratlosigkeit. Schließlich hat sich die Wahr Ursache gezeigt. Die Rückseite war nicht ganz plan! Neben 2 kleineren Bereichen gibt es ein Tortenstückartiges, etwa 100 Grad breites Segment, da bis maximal 1,5mm tiefer als der Rest der Fläche ist. Dank Alois Rat habe ich die Rückseite auf einer Fensterglasscheibe mit insges. gut 1500g Carbo glattschleifen. 

Siehe hierzu auch die Diskussion und Lösung des Problems  im Astrotreff Forum (Themen gehen über mehrere Seiten, bitte durchklicken):
Astigmatismus durch Nichtdrehen auf Drehteller

Astigmatismus durch nicht ebene Spiegelrückseite

 

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Nun war der Rohling auf 38mm am Rand und gut 31mm in der Mitte abgespeckt, von ursprünglich 18kg (schon vorgekrümmt) waren noch 15,9kg übrig. 

Damit die Politur schneller geht, und für eine glattere Oberfläche habe ich ein 42cm Pechhaut-Tool angefertigt. Da kommt man ganz schön ins Schwitzen!

 

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Nach etwa 11 Stunden war der Spiegel dann auspoliert. Weitere 6 Stunden später war die „Vertiefung“ soweit fortgeschritten, dass der Zonentanz beginnen konnte. 6 Wochen habe ich mit parabolisieren verbracht, dann waren die gemessenen Daten befriedigend. Der Startest wird zeigen, was die Scheibe taugt. Notfalls wird wieder poliert.

Siehe hierzu auch Messergebnisse im Astrotreff Forum:
Parabolisieren 20 Zöller

Wer näheres nachlesen will: Ich führe bei jeden Spiegel ein Tagebuch, dem ich  Bemerkungen / Sorgen / Nöte / Erkenntnisse anvertraue. Zum 20" Spiegeltagebuch

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