Bericht vom 20/21.03.2006; 20.30h - 01.50h
Ausrüstung: Newton-Teleskop, Öffnung 506mm, Brennweite 2385mm, (f/4,7) Ursus
Dobsonmontierung

verwendete Okulare: 26mm Nagler Typ4 ; 17mm Nagler Typ 4; 13mm Nagler Typ1, 9mm Nagler Typ6, /mm Nagler Typ 6
Ort: freies Feld gut 1km außerhalb Stierhöfstetten, Steigerwald, ca 350m üNN
Temperatur: 20.10h -1 C ; 02.00h -5 C
Seeing: 3

Wetter: ein sonniger Tag, etwas diesig, Horizontdunst

Beobachtete Objekte:
Galaxien:
LeoMin: NGC3442, NGC3395, NGC3396, NGC3430, NGC3423, NGC3413
CanisVenatici: NGC5005, NGC5033, NGC5350, NGC5354, NGC5354, NGC5355, NGC5358, NGC5371, NGC5351, NGC5349, NGC5341, NGC5378, NGC5380, NGC5337, NGC5326, NGC5346, NGC5403, NGC5395, NGC5394, NGC4485, NGC4490, NGC4244
Coma: M64
Bootes: NGC5529, NGC5545, NGC5544
Virgo: M99, M100
Quasar: QSO LB19 (Coma)
Kugelsternhaufen: M53

Ein erfüllter Tag: Vormittags mit der besten aller Frauen 14km im Steigerwald wandern (Ausgangspunkt: Castell), BB-Scheiben zum Vortag, Radelsaison mit kleiner 30km Runde eröffnen (nur heiße Luft in den Beinen), vorbereiten auf die nächste Nacht, spechteln!

An Sonntag hatte ich mich mit Mike für die Nacht vom Montag verabredet; gegen 18.00h ruft Uwe an, er wird nach Stierhöfstetten herausfahren. Da Mike schon bis zu mir 40min Anfahrt hat sage ich noch nicht fest zu. Als Mike um 19.20h bei mir eintrifft hat er kein Problem mit weiteren 30min Autofahrt. Ich fahre vor (nicht zu schnell, in seiner Newtonröhre steht der HS senkrecht, in meiner Spielzelle liegt er waagrecht und ist so gegen Schläge unempfindlich gelagert). Um 20.10 sind wir auf dem Platz, einen gepflasterten Feldweg angelangt. Uwe ist seit 5min vor Ort. Hintereinander stehen wir auf dem Weg, jeweils ca. 15m entfernt.

Zunächst wird aufgebaut, die Spiegel müssen noch durchkühlen. Bei +3 Grad war ich losgefahren, am BB-Platz sind es schon -1 Grad. Der Himmel ist dunkel, horizontnah durch Dunst etwas getrübt. Richtung SO eine kleinere Lichtglocke, die verschwindet gegen Mitternacht. Es gibt noch Städtchen (Scheinfeld), in denen werden Straßenlaternen auch mal ausgeschaltet!

Nachdem alles aufgebaut und justiert ist (miserabelstes Seeing – der Spiegel muss nachkühlen), stehen wir in gemütlicher Runde, plaudern übers Radfahren (ein Hobby, das bei Spechtlern sehr verbreitet ist), Alpenpässe und lassen dabei den Blick schweifen. Grenzhelligkeit nach Uwe Mag 6.4 – ich kann den Referenzstern in Umin nur selten kurz aufblitzen sehen, meine Schätzung ist eher Mag 6.2

Dann geht es los im kleinen Löwen. (Ich konzentriere mich auf größere Höhen, um den Dunst aus dem Weg zu gehen).

Ausgehend von 46Lmin

NGC3442 - GX- LMin - (mag 13,4 – 11,9 0,6 * 0,5') GH 6,2
Ein unscheinbarer Beginn. Nur ein verwaschener Schemen, mit rundlichem ZB, SW ein Mag11-Stern knapp neben der GX, in gleicher Richtung nach ca. 3 Bogenminuten ein Mag14-Fünkchen. Wegen des Seeings geht ist beim 17mm Oku (140fach) Schluss.

Es wird gleich viel besser: ein wunderschönes GX-Pärchen belohnt den 1 Grad Starhop nach Westen:

NGC3395 - GX- LMin - (mag 12,1 – 12,9 1,7 * 0,9') GH 6,2
NGC3396 - GX- LMin - (mag 12,1 – 13,4 2,9 * 1,2') GH 6,2
Nach meinem Eindruck interagieren die GX’en. NGC3395 ein weiter Diskus mit länglicher Zentralkondensation, NGC3396 dagegen wirkt etwas gebogen, leicht S-förmig, das eine Ende hin zu NGC3395. Die GX wirkt insgesamt etwas unruhig, wie von Lichtknoten durchzogen. Uwe und Mike werfen auch einen Blick auf das sehr sehenswerte Pärchen. Dank dunklem Himmel sehr einfach zu erkennen. Bei besserem Seeing wäre einiges mehr an Vergrößerung anzuraten.

Nicht einmal ½ Grad nach SO dann gleich 3 GXen gemeinsam im GF:

NGC3424 - GX- LMin - (mag 12,4 – 13,1 2,7 * 0,8') GH 6,2
NGC3430 - GX- LMin - (mag 11,6 – 13,8 4,1 * 2,2') GH 6,2
NGC3413 - GX- LMin - (mag 12,1 – 12,7 1,8 * 0,8') GH 6,2
Erste liegt nahezu waagrecht im GF, ein etwa 4:1 Oval mit schmaler, lang gezogener Zentralaufhellung, am Rand ein Mag 14- Vordergrundstern. NGC3430 mit merklich geringerer FH, dafür mit Spiralstruktur. Im Zentrum der Ellipse eine punkförmiger ZB, dann ein hellerer Bereich mit zwei lang gezogenen Armen. Meine Skizze deckt sich nicht ganz mit der POSS- Aufnahme, weist zumindest einige Ähnlichkeit auf. Von NGC3430 ca. 15’ nach SSO findet man NGC3413, eine 3:1 Spindel mit länglicher Zentralkondensation und rundem Zentrum. Zwischen den GX eine markante 5er Sternengruppe (Mag 13.. Mag 14), die ein Andreaskreuz bilden

Wow – ein gelungener Start! Nachmittags hatte ich kurz in die ARP-Liste gesehen und mir ein GX-Paar herausgesucht. Dafür dann eine Aufsuchkarte gedruckt. Auf dem Weg von meinem Einstieg bis dorthin liegen viele GX’en (ich liebe GX’en), die ich abgrasen will. Diesmal habe ich einen Angler-Klappstuhl dabei. Es ist sehr Rücken schonend, wenn man die Notizen bequem sitzend machen kann. Ab und an nehme ich einen Schluck warmen Tee aus der Thermoskanne, ich lasse es mir gut gehen.

Es geht los vom Stern 20CVn. Die Jagdhunde stehen zu der Zeit ca. 45 Grad hoch, da reicht der erste Tritt auf der Leiter. Aufsuchen fällt mir heute extrem leicht. Auf einer weichen Gärtnerunterlage kniee ich und luge durch den 5-Zoll Suchernewton. Schnell sind die ca. 3 Grad hin zu

NGC5005 - GX- CVn - (mag 9,8 – 12,7 5,8 * 2,9') GH 6,0
zurückgelegt. Ein weites, helles Oval mit sehr deutlichem ZB, der ebenfalls oval aussieht. Ich hatte ein Staubband nördlich des Nukleus der fast waagrecht im GF liegenden GX vermutet. Da war scheinbar der Wunsch der Vater des gesehenen, in der Nachbereitung ist dies jedoch kaum zu sehen, nur ein etwas blasserer Außenhalo.

NGC5033 - GX- CVn - (mag 10,2 – 14,4 9,8 * 3,6') GH 6,0
Ist die bis dato ausgedehnteste GX der Beobachtungsnacht. Recht geringe Flächenhelligkeit, steht fast senkrecht auf der relativ breiten Kante. Hier habe ich mich wegen der Spiralarme aber nicht getäuscht! Weit umfassend sehr zahrt, mottelig wirkend um ein relativ hellen, länglich-elliptischen Zentralbereich. Noch im Halo, leicht NW des Nukleus ein Mag 14-Vordergrundstern. Nur ca. 3’ außerhalb weitere zwei Mag 14-Lichtfünkchen, schräg zu Hauptachse der GX.

Zielsicher bringt mich ein längerer (ca. 8 Grad) Starhop zu einer schönen GX-Gruppe (Als ich diese Uwe zeigte hat er gleich Hickson … erkannt, habe die Bezeichnung leider vergessen, sorry) um NGC5350

NGC5350 - GX- CVn - (mag 11,3 – 13,3 3,2 * 2,6') GH 6,0
NGC5354 - GX- CVn - (mag 11,4 – 11,9 2,2 * 2,0') GH 6,0
NGC5353 - GX- CVn - (mag 11,0 – 11,8 2,8 * 1,9') GH 6,0
NGC5355 - GX- CVn - (mag 13,1 – 12,8 1,2 * 0,7') GH 6,0
NGC5358 - GX- CVn - (mag 13,6 – 12,3 1,1 * 0,3') GH 6,0
Nahe eines schön orange Mag7 Sterns tummeln sich die GX’en auf engem Raum. NGC5350 als weites Oval, flächig-blass. In meiner Skizze habe ich einen Balken quer zur Hauptachse eingezeichnet, der sich auf der POSS-Aufnahme wieder findet. Diese GX bildet zusammen mit dem orange Stern und NGC5354 die Basis eines spitzwinkligen Dreiecks, dessen Spitze die ineinander übergehenden GXen NG5354 (rundlich mit leicht ovalem ZB, kontinuierlich abnehmender Halo) und NGC5353 (linsenförmig mit spitz zulaufenden Enden, hohe Flächenhelligkeit) bilden. Jenseits des orange Sterns, abgewandt von den GXen in etwas 4’ Abstand eine leicht gebogene Mag 13 – 11- 10 Sternengruppe. Etwas östlich des GX-Dreiecks NGC5355, unscheinbar und relativ klein, ohne Struktur. Noch etwas weiter, etwas mehr südlich NGC5358, die schwächste der GXen. Die Helligkeit verteilt sich auf eine schmale, kleine Spindel, so dass die GX trotzdem sicher gehalten werden kann.

NGC5350 - GX- CVn - (mag 10,6 - 13,4 4,2 * 3,2') GH 6,0
Findet sich nur ein gutes 17er GF nach SW. Größer als die anderen GX, eingebettet in Vordergrundsterne. Ein Mag 10 am Halorand, nahezu eingekreist von 7 oder 8 Mag 14-Fünkchen. Eine Face-on Spirale! Heller Kern mit angedeutetem Balken auf den 3. Blick, zwei weit fassende Arme die zart im dunklen Hintergrund auslaufen. Nichts was einen anspringt, doch sich mit Muße nach und nach offenbart.

Muße habe ich heute, fühle mir pudelwohl, nur um am Kopf wird es langsam kalt. Die einfache Mütze ist zu wenig, wenn etwas Wind aufkommt. Mike hat noch eine dünne Sturmhaube, die hilft später gegen die Kälte.

Die nächsten 3 GXen sind relativ schnell betrachtet:

NGC5326 - GX- CVn - (mag 11,9 - 12,7 2,2 * 1,2') GH 6,0
Ein schmales Oval mit länglichem ZB fast auf der Kante stehend. Knapp neben dem Halo, seitlich versetzt ein Mag 14 Sternchen.

NGC5337 - GX- CVn - (mag 12,5 - 12,7 1,7 * 0,8') GH 6,0
Ähnlicher Charakter, der ZB nicht ganz so konzentriert, von 3 Sternen (Mag 11, 13, 13) in ähnlichem Abstand (je 1’) eingefasst

NGC5346 - GX- CVn - (mag 13,8 - 14,2 2,0 * 0,8') GH 6,0
Puh, extrem blass! Aber doch eindeutig. Indirekt überwiegend zu sehen. Unterhalb einer waagrechten 3er Sternenkette ähnlich heller Mag 13-Komponenten

Meist beobachten wir getrennt konzentriert jeder für sich, Uwe fertigt seine berühmten Skizzen, von Mike höre ich ab und an freudige Bemerkungen, wenn er etwas besonders schönes eingestellt hat. Dazwischen stehen wir auch mal bei einander und plaudern. Sobald ich ein für mich besonders schönes Objekt (oder Gruppe) eingestellt habe, will ich das Gesehene gerne teilen. Mike und Uwe machen mir den Gefallen.

Bei der nächsten Gruppe ist es noch nicht so weit:

NGC5349 - GX- CVn - (mag 14,1 - 13,7 1,7 * 0,5') GH 6,0
NGC5351 - GX- CVn - (mag 12,1 - 13,6 2,9 * 1,6') GH 6,0
NGC5341 - GX- CVn - (mag 13,2 - 12,6 1,3 * 0,5') GH 6,0
Bei NGC5351 ist ein 2:1 Oval erkennbar, mit flächig-hellerem Zentralbereich, NGC5349 dagegen deutlich schmaler, ein länglicher Schemen mit stellar wirkendem Nukleus. NGC5441 steht etwas weiter (10’) östlich, auch mit ovaler Grundkontur, aber flächig-mottellig. Dazwischen wenige Vordergrundsterne.

Immer noch in der Region

NGC5378 - GX- CVn - (mag 12,5 - 14,2 2,7 * 2,2') GH 6,0
NGC5380 - GX- CVn - (mag 12,3 - 13,3 1,9 * 1,9') GH 6,0
Erste GX mit geringer FH, kleinem konzentriertem Nukleus. Ich meine einen Querbalken zu erahnen, bin aber nicht sicher. Leicht oval. Zwischen einem Mag 10 (S) und Mag 11 (N)-Stern gelegen. NGC5380 dagegen strukturlos mit größerer, deutlich hellerer Zentralkondensation im runden, kontinuierlich blasser werdenden Halo. Der nächste Ausläufer einer geraden 3er Sternenkette ragt bis in den Außenbereich hinein.

Ich nehme Anlauf zu der ARP-GX, davor noch

NGC5403 - GX- CVn - (mag 13,6 - 14,5 3,1 * 0,7') GH 6,0
Einfacher als gedacht, eine blasse Spindel, von 1h nach 7h im GF zu erkennen, indirekt stabil. Kommt mir etwas heller als angegeben vor. Direkt neben der GX, vielleicht 1’ Abstand in etwa parallel ein weitere Schemen, in meiner Karte nicht verzeichnet. Die GX nun schwieriger, indirekt aber gesichert. Die Nachbereitung zeigt NGC5403A, 1,2 * 0,3’; mag 15.0 bei sbr von 13,6.

Die Wurzel der nunmehr abgegrasten Aufsuchkarte ist nun erreicht:

NGC5495 - GX- CVn - (mag 11,4 - 12,9 2,7 * 1,3') GH 6,0
NGC5494 - GX- CVn - (mag 13,0 - 13,4 1,7 * 0,8') GH 6,0
Ein interagierendes GX-Paar. Auch ARP84 genannt. Ein wirklich hoch interessantes Objekt! NGC5495 deutlich größer, mit stellar wirkenden Nukleus in einem weiten Balken oder leicht gebogenen Spiralarm, der an beiden Enden scharf abknickt, somit das Zentrum eng fast umfasst. NGC5494 mir runden Lichtknoten, etwas außerhalb der anderen GX. Ich meine eine schmale Lichtbrücke hin zu NGC5495 zu erahnen, die sich mit einem der Arme verheiratet. Gegengleich eine Ahnung eines weiteren, schmalen gebogenen Arms. Die Beiden GX bilden zusammen einen extrem stumpfen Winkel. Eine Verbindung der weit auseinander liegenden Spitzen bilden 3 Lichtfünkchen. Bei NGC5495 Mag15, in der Mitte Mag 14-, dann Mag 14. Wir beobachten zeitweise zu Dritt, ich nehme mir danach alleine nochmals Zeit für eine Skizze und Notizen.

Erst bei den letzten GX’en kam auch das 13er Oku (188-fach) zum Einsatz. Auch bei temperiertem Spiegel (hatte ausnahmsweise sogar den Lüfter über 1h im Einsatz) sind Sterne bei höheren Vergrößerungen matschig. Trotzdem bin ich dankbar für die schöne Nacht.

Es geht auf Mitternacht zu. Mir ist nun doch kalt geworden. Ich jogge den Weg zweimal auf und ab, um etwas Wärme in die Knochen zu bekommen. Mike bietet mir seine Sturmhaube an, die ich gerne annehme. Bei der Gelegenheit machen wir Grenzwertbestimmung in Leo. 42 Leo kann ich gerade so stabil halten – Mag 6.12 Den Stern 43 Leo mit Mag 6.44 schaffe ich nicht. Irgendwo dazwischen liegt die Wahrheit für meine Augen. Dann setze mich in den Anglerstuhl, trinke Tee, sehe mich um. Ich fühle mich glücklich, ausgeglichen, entspannt. Die Sommersternbilder steigen langsam hoch. Bootes liegt noch Quer, darunter bereits Corona Borealis. Wega ist auch zu erkennen, der Rest der Lyra ertrinkt noch im Dunst.

Gelassen peile ich zu Coma, in die südlichen Regionen, welche ich sehr selten beobachtet habe. Zunächst einmal etwas anderes: einen Kugelsternhaufen:

M53 - GC- Com - (mag 7,7 - 12,0 14,4 * 14,4') GH 6,2
Seit langem der erste Kugelsternhaufen. Trotz des Seeing im 17er bei 140fach aufgelöst, hier hunderte nadelfeine Pünktchen der Mag 14-Klasse. Bis ca. 50% des Radius dicht massiert, dann mehr und mehr an dunklem Hintergrund. Auffällig ein etwas hellerer gelblicher Stern auf 60% - schön. Auch im 13er noch sehr ästhetisch, mehr macht aber nicht wirklich sinn.

Der Karkoschka zeigt mir hier ein Messier-Objekt, dass ich letztmalig mit dem TAL2 vor mehren Jahren beobachtet hatte:

M64 - GX- Com - (mag 8,5 - 12,7 10,3 * 5,0') GH 6,2
Die GX steht gut 55 Grad hoch, auf dem 2. Tritt der Leiter ein wahrer Leckerbissen. Wunderbar eine Dunkelregion N des ovalen, hellen Nukleus, wie eine Sichel geformt. Das ganze wirkt ähnlich wie eine Auge. Die GX insgesamt recht hell, ein 2:1 oval, mit stufenartigen Helligkeitsübergängen ohne erkennbare Spiralarme. Etwa 3’ außerhalb nach NO ein Mag 10 Vordergrundstern.

Ich peile höher, von Beta Com in den Coma Galaxienhaufen. Hier verließen Sie mich. Ich habe um die Zeit einfach nicht die Energie, ob der riesigen Anzahl und Vielfalt der GX, die sich mir bei gutem Mag 6.x- Himmel zeigen Aufzeichnungen zu machen. Ich fahre verschiedene Regionen ab, immer sind mehrere deutliche Objekte der Mag12-Klasse und viele kleine GX zu erkennen. Etwa in der Mitte verweile ich, und zähle im 17 Nagler bei 140-fach jene Objekte, welche ohne Schwierigkeiten als GX auszumachen sind. Bei ca. 30 höre ich auf, da wird einem schwindelig!

Ich wollte Mike einen Quasar meiner „High-Redshift-Liste“ zeigen, LB19 nahe des Coma-GX-Haufen bietet sich an. Mit den Aufsuchkarten bin ich in 3min in der Zielregion. Wenn ich daran denke, wie lange ich das erste mal fürs Aufsuchen gebraucht hatte.

LB19 – QSO – Com – (mag 15,6)
Ob der Position recht leicht aufzufinden, da in der Nähe ein Mag 6,7-Stern (TYC1992-02063-1) Zu finden ist. Ich nehme die maximal sinnvolle Vergrößerung bei dem gegebenen Seeing: das 9er Oku bei 265-fach. Hält man den hellen Stern links oben an den GF-Rand, sieht man rechts unten eine gebogene 3er Sternengruppe. Von rechts nach links: Mag 14,6 – Mag 13,7 Mag 11,5; jeweils ca. 2’ voneinander entfernt. Oberhalb des 11,5er, mit dem 13,7er etwa einen 100-Grad Winkel bildend der QSO. Mit etwa Muße direkt haltbar. Uwe und Mike meinen, klar ist da etwas, eindeutig ohne Schwierigkeiten erkennbar. Mit z = 2,043 errechnet sich nach aktuellem Stand der kosmologischen Modelle eine Entfernung von knapp unter 11 Milliarden Lichtjahren! Unser Sonnensystem ist unter 5 Milliarden Jahre alt – Zahlen, die man sich wahrlich nicht wirklich vorstellen kann.

Noch ist Zeit bis zum Mondaufgang, die will genutzt sein. Ich blättere durch alte Kartenausdrucke, mir fällt ein GX-Paar auf, das dann eingestellt wird:

NGC5485 - GX- CVn - (mag 11,9 - 13,2 2,4 * 1,8') GH 6,2
NGC5490 - GX- CVn - (mag 9,8 - 12,9 6,4 * 3,2') GH 6,2
Beide GXen wirken irregulär. Während die größere NGC5490 bauchig wirkt, mit einem schmalerem, Richtung NGC5485 gebogenen Ende, ist NGC5485 von der Grundform mehr eine Ellipse mit Unterbrechungen. Hin zu der größeren GX mit einigen Lichtpünktchen, ich vermute Knoten, evtl. auch Vordergrundsterne. Auch NGC5490 wirkt unruhig, ungleichmäßig. Entlang der gesamten, leicht gekrümmten Hauptachse etwas heller. Ein äußerst interessantes Objekt. Wenn nur sinnvoll hoch vergrößert werden könnte! Helligkeit ist reichlich vorhanden. Man kann nicht alles haben.

Schon in der Region soll die Spindel-GX

NGC4244 - GX- CVn - (mag 10,4 - 14,0 15,9 * 1,8') GH 6,2
Nicht übersehen werden. Was für eine Nadel! Im 13er Oku durchschneidet die völlig symmetrische Spindel den dunklen Hintergrund. Entlang der Hauptachse, zentrisch meine ich ein feines Staubband zu erahnen. Das ganze blasszart. Uwe hatte die GX kürzlich gezeichnet, er macht mich auf zwei H-III Regionen aufmerksam: Nahe der unteren Spitze, auf Höhe eines Mag 14- Vordergrundsterns (dieser knapp neben der GX), die andere auf Höhe eines Doppelsterns, knapp neben der GX. An Filter hatte ich nicht gedacht, so war eine gesicherte Beobachtung relativ schwierig.

Bei plaudern über Spindeln stellt Uwe noch auf

NGC5529 - GX- Boo - (mag 11,9 - 13,5 6,0 * 0,7') GH 6,0
Ein fast messerscharfer Stich vor dunklem Himmel. Ein Objekt, das ich bei nächster Gelegenheit in Muße betrachten will. Ich war schon fast übersättigt von der Fülle der Eindrücken, so blieb es bei einer fast flüchtigen Betrachtung.

Bevor der Mond kommt, will uns Uwe noch die aktuelle

Supernova in M100
zeigen. M100 selbst ist eine große, Face-On Spiralgalaxie im nördlichen Virgohaufen. Die Supernova wird mit Mag 14.2 angegeben, das sollte einfach sein. War aber nicht so. Nahe des nördlichen Rands, sowohl links als auch rechts findet man je einen Mag 14 Vordergrundstern. Auf der gedachten Verbindungslinie, etwas hin zum GX-Zentrum konnten wir einen Lichtpunkt instabil sichten. Eben auf einer ältern POSS-Aufnahme sehe ich den Punkt, es muss sich also um einen Vordergrundstern halten. Vielleicht war ja unsere Positionserwartung falsch. Ich war auf diese Supernova nicht vorbereitet.

Nun kam der Mond hoch. Schon über dem Horizont ganz blass. Orange. So wird der viele Dunst merklich. In wenigen Minuten steigt er höher, wird deutlicher aber immer noch nicht richtig hell. Wir peilen auf Saturn (mieses Seeing), in Uwes Binoansatz trotzdem plastisch und schön. Jupiter vergessen wir gleich - nur ein gewaber.

Es wird geplauscht, dann abgebaut. Mike bringt es auf den Punkt: Wir sind schon ein komisches Volkchen, kennen uns kaum vom sehen (man trifft sich ja nur im Dunklen), und wenn man nach gemeinsamen, schönen Erlebnissen ein Bier trinken will haben alle Kneipen
schon lange zu!

Um 02.08 bei minus 5 Grad (nach Scheibenkratzen) ging es mit dem Auto los, um 02.40h ins Bett. Gott sei Dank habe ich diese Woche Urlaub.

Mir hat es riesig spaß gemacht, mit diesem (mal wieder sehr langem) Bericht will ich andere daran Teil haben lassen.

Viele Grüße

Achim
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