Bericht vom 28.08.2005; 22.00h - 01.30h
Ausrüstung: Newton-Teleskop, Öffnung 506mm, Brennweite 2385mm, (f/4,7) Ursus
Dobsonmontierung

verwendete Okulare: 26mm Nagler Typ4 (91-fach) ; 17mm Nagler Typ 4 (140-fach); 13mm Nagler Typ1 (183-fach), 9mm Nagler Typ6 (265-fach), 5mm Nagler Typ6 (477-fach),

Ort: Hesselberg, zwischen Dinkelsbühl und Wassertrüdigen, ca. 660 üNN
Temperatur: 21.00h 18 C ; 01.50h 18 C
Seeing: 3 - 4


Wetter: den ganzen Tag über wolkenlos

Beobachtete Objekte:
Kugelsternhaufen (GC): M28, M22
Galaxien:
Peg: NGC7331, NGC7335, NGC7336, NGC7340, NGC7337, Stephans Quintett: NGC7320 NGC7319, NGC7318A, NGC7318B, NGC7317; NGC7641, NGC7463, NGC7465, NGC7464, NGC7448, NGC7454, UGC12350
And: M31, M32, M110, NGC891
Planetarischer Nebel: M27, M57, M76

Urlaub und klarer Himmel: welch günstige Konstellation. Schon lange wollte ich mit meinem Vater spechteln gehen, ich hatte Ihn vor ca. 1 Jahr infiziert – als Dauerleihgabe hat er George in Einsatz, meinen 12,5er 3Stangendobs.
Wir vereinbaren uns am Hesselberg, der höchsten Erhebung Mittelfrankens; ca. 15km von Ihm und 70km von mir aus entfernt.

Ich fahre zeitig los, um ohne Hektik den Einbruch der Nacht genießen zu können – dafür nehme ich auch einen bequemen Anglerstuhl mit. Um 21.00h vor Ort ist mein Vater schon da; auf dem Schotterplatz stehen ein paar Fahrzeuge. Leider auch ein Kleinbus mit Sitzecke – dort wird gemütlich Schach gespielt – bei offener Tür und Festbeleuchtung. Bis gegen 22.30 stört das Licht, danach 20min Astroführung für die Schachspieler, die anschließen wegfahren.

Bei der Anfahrt hatte ich die Klimaanlage auf 19Grad gestellt, damit der Spiegel möglichst temperiert vor Ort ankommt. Bei der Losfahrt waren 20 Grad Außentemperatur, Am Fuß des Berges noch 17 Grad. 250Höhenmeter weiter oben dann wieder knapp 20 Grad, bei leichtem NO-Wind. Bis zur Abfahrt sinkt die Temperatur nicht unter 18 Grad – dabei bleibt es extrem trocken, keine spur von Taubildung.

Der Newton ist zügig aufgebaut, zum zweiten Mal passt die Justage auf Anhieb – wie bequem. Da kann ich noch Vaters 12,5 f/4,7 justieren, der doch deutlich verstellt ist. Bei so einer schnellen Optik leidet die Abbildung da doch erheblich. Dann setze ich mich in den Stuhl, betrachte den Himmel und die Gegend. Ca. 250m über dem normalen Höhenniveau hat man eine sehr gute Fernsicht, tags unter optimalen Bedingungen bis hin zu den Alpen. Ich sehe unter mir eine weite Ebene mit vereinzelten Dörfern, die mit Straßenlaternenketten übersäht und lichtverseucht sind. Auch auf 4km Distanz so störend, dass die Dunkeladaption beeinträchtigt wird. Punkt 24.00h gehen aber alle Laternen aus, dann sieht man, von wenigen beleuchteten Fenstern abgesehen nur noch den Lichterschein der ca. 30km entfernten Stadt Nördlingen.

Ich lasse es gemütlich angehen, peile tief in den Süden in Sagittarius. Zunächst auf

M28 - GC- Sag - (mag 6,9 - 11,0; 15,0 * 15,0') GH 5,0
Ein schön konzentrierter Kugelsternhaufen, der im 26er bei 88-fach schon deutlich Außenbereichsterne offenbart, im 17er bei 140-fach noch deutlicher. Die niedrige Horizontlage und das Seeing lassen keine sinnvolle höhere Vergrößerung zu. Nun geht es weiter zum größeren Bruder

M22 - GC- Sag - (mag 5,1 - 11,0; 24,0 * 24,0') GH 5,0
Ein echter Brummer, mit großflächiger Sternenmassierung im Zentralbereich. Ein Funkeln und glizzern. Im 17er ist der Hintergrund noch nicht richtig dunkel, mehr dunkelgrau, so kommt die ganze Brillianz nicht richtig zur Geltung. Trotzdem um Einstimmen ein gutes Objekt.

Ich bestimme die Grenzhelligkeit: In Cygnus (also im Zenith) ca. Mag. 6.0. Der Abend ohne Dunstschleier hatte mehr erhoffen lassen. Im Laufe der Nacht bleiben die Bedingungen Konstant – nicht schlecht, aber auch nicht sonderlich gut. An meinem normalem BB habe ich häufiger bessere Bedingungen – vom Osten wegen Nürnberg abgesehen.

Die Schachspieler sind fertig, einer davon sehr am Sternenhimmel interessiert, schnell ist man im Gespräch über Entfernungen, Galaxien, Riesensonnen, … Ich stelle schnell ein kleines Potpurie der Objekte ein: M57, M27 als Gasnebel, M31 im 5er Suchernewton, nochmals M22. Danach mache ich mich an eigene Objekte, die ich meinem Vater auch vorführe.

Pegasus steht nun schon gut hoch, so kommen Galaxien vors Okular:

NGC7331 - GX - PEG - (mag 9,5 - sbr 13,3; 10,2 * 4,2') GH 5,8
Auf den ersten Blick fast eine Spindel edge-on, beim näheren Hinsehen dann doch der Blick schräg seitlich auf die GX. Im GF fast auf der Kante stehend. Links relativ scharf abgegrenzt durch ein Staubband. Im 9er bei 265-fach erscheint der Randbereich unruhig strukturiert. Der Zentralbereich hell, wie eine Katzeniris geformt. Nach oben der Halo etwas weiter gezogen. Auf 5h vom Zentrum, am Halorand ein Vordergrundstern nahe der Auflösungsgrenze, Mag 15+; sehenswert.
In unmittelbarer Nähe kann ich vier weitere Gxen ausmachen:

NGC7335 - GX - PEG - (mag 13,4 - sbr 12,9; 1,3 * 0,6') GH 5,8
NGC7340 - GX - PEG - (mag 13,7 - sbr 12,9; 0,9 * 0,6') GH 5,8
NGC7337 - GX - PEG - (mag 14,4 - sbr 14,3; 1,0 * 0,8') GH 5,8
NGC7336 - GX - PEG - (mag 15,0 - sbr 12,4; 0,4 * 0,3') GH 5,8
Die ersten beiden gut direkt haltbar, die Dritte schwieriger, nur indirekt. Verglichen zur Aufsuchkarte erscheinen mit die Distanzen zu 7331 größer, dies liegt an der hohen Vergrößerung zur GX-Jagd und am sehr zart auslaufenden Halo von 7331.
Zwischen der linsenförmigen GX 7335 mit deutlichem Kern und allmählich auslaufenden Halo ein Lichtfünkchen an der Wahrnehmungsgrenze. Die GX etwa auf 4h vom Zentrum NGC7331 aus gesehen. NGC7337 auf 2h, links und rechts von zwei Sternchen (ca. Mag 14) eingerahmt. Ein Sternchen im schwachen Nebel der GX erkennbar. NGC7340 etwa doppelt so weit von 7331 entfernt, mehr rundlich, Halo nur schwach ausgeprägt, sehr blass. Die vierte GX wirkt zunächst stellar, etwa auf 5h im GF, 1 ½.fache Distanz verglichen zu NGC7335. Es handelt sich um NGC7336, die erst im 9er eindeutig als kleiner Nebel identifizierbar ist. Die hohe Flächenhelligkeit hilft.

Stephans Quintett steht in der Nähe – ein Muss für einen GX-Fan Fünf auf einem Streich, auch noch bei 265-fach, ja sogar bei 477-fach, wobei dies eine leere Vergrößerung war.. Im Zielgebiet fallen zunächst sicherlich 8 bis 10 Vordergrundsternchen auf, ähnlich helle Vertreter der 13er Liga.

NGC7320 - GX - PEG - (mag 12,6 - sbr 13,5; 2,3 * 1,4') GH 6,5
Als blasse, klassisch-linsenförmig erkennbar. Innerhalb des Halo, in Richtung Hauptachse knapp neben dem GX-Zentrum ein Vordergrundstern. Ausrichtung von 2h nach 8h. Etwas mehr waagrecht die Doppel-GX

NGC7318A - GX - PEG - (mag 13,4 - sbr 13,0; 1,2 * 1,0') GH 6,5
NGC7318B - GX - PEG - (mag 13,1 - sbr 13,9; 1,6 * 1,1') GH 6,5
Für mich interagierend. Zwei dicht beieinander stehende blasse Zentralbereiche mit länglichen, überschneidenden Halos deuten auf eine Doppel-GX. Deutlicher trennbar als ich es in Erinnerung hatte.

NGC7317 - GX - PEG - (mag 13,6 - sbr 13,8; 0,7 * 0,6') GH 6,5
Rundlich, mit zartem Halo, etwa auf 2h von NGC7318 gesehen. Zentrum fast Stellar mit schnell abfallender Helligkeit, die kleinste GX der Gruppe. Für mich heute aber eindeutig auszumachen, mit Geduld auch direkt.

NGC7319 - GX - PEG - (mag 13,1 - sbr 13,8; 1,4 * 1,1') GH 6,5
Nach meinem Empfinden ist die Flächenhelligkeit dieser für mich als breite Ellipse erkennbaren GX geringer als die angegebenen Mag 13,8, dies liegt sicher daran, dass ein größerer Teil der Helligkeit auf das rundliche Zentrum vereinigt ist.
Auch mein Vater kann auf Anhieb 4, mit Hinweis auch die 5. Galaxie gut ausmachen, die Entfernung von ca. 300 Mio. LJ beeindrucken sehr.

Aus der Pegasusregion habe ich noch einen weiteren Ausdruck dabei, diesmal vom unteren linken Basisstern, Alpha Peg ausgehend. Der Starhop geht mühelos zu

NGC7461 – GX – Peg – (13,3 - sbr 12,7; 0,9 * 0,7') GH 5,7
zugegeben, kein Riese. Im GF wesentlich länglich, als die Katalogangaben vermuten lassen. Habe ein 3:1 Ausdehnung notiert, vermutlich den Großteils des Halo übersehen. Einige Feldsterne in der Region, auffällig ein ca. Mag 11-Stern in nur etwa 3 Bogenminuten Abstand, etwa auf 11h.

NGC7436 – GX – Peg – (13,2 - sbr 13,8; 3,0 * 0,7') GH 5,8
NGC7465 – GX – Peg – (12,6 - sbr 12,4; 1,2 * 0,8') GH 5,8
NGC7464 – GX – Peg – (13,3 - sbr 12,7; 0,5 * 0,5') GH 5,8
NGC7636 liegt fast waagrecht im GF, für mich längst nicht so lang gestreckt wie angegeben, etwa 2:1 elongiert. Ich notierte asymetrische, unruhige Form. Ein heller, fast blendender Mag8-Stern in nur 3 Bogenminuten Abstand, auf 10h fällt sofort auf, ein weiterer Stern, fast genau auf 12h in 4 Bogenminuten, etwa Mag 14. Fast schon ineinander übergehend, sehr dicht an dieser GX der Winzling NGC7464, wegen der hohen Flächenhelligkeit aber gesichert auszumachen. Noch deutlicher, da auch größer die fast auf der Kante stehende Linse von NGC7465, mit stellar wirkenden hellem Zentrum. Wie die Nachbereitung zeigt: Im Halo ein Mag 10 Vordergrundstern. Westlich der GX-Gruppe eine leicht gebogene 4er Sternenkette.

Die Region gibt noch mehr her:

NGC7448 – GX – Peg – (11,7 - sbr 12,9; 2,6 * 1,2') GH 5,8
Eine grieselig wirkende Linse, auf der Kante stehend, etwa 1:2,5 elongiert. Zwischen zwei relativ hellen Sternen, Mag 9 und Mag10, garniert mit wenigen schwachen Mag 13..15 Lichtfünkchen. Interessant! Bei

NGC7454 – GX – Peg – (11,8 - sbr 13,2; 2,2 * 1,6') GH 5,8
Erkenne ich keine Strukturen, nur eine relativ helles Zentrum mit zart auslaufendem Halo. Auf 8h ein heller Mag 9, auf 6h ein Mag11 Vordergrundstern, erstere am Halorand, letztere etwas außerhalb.

NGC7468 – GX – Peg – (13,7 - sbr 13,0; 0,9 * 0,6') GH 5,8
Stellt nicht wirklich ein Highlight dar. Ein eine blasse GX mit leicht länglichem Zentrum, umfasst von wenigen Mag 13.14.. Vordergrundsternen.

Es wird nicht leichter, im Gegenteil

UGC12350 – GX – Peg – (14,0 - sbr 14,6; 3,0 * 1,1') GH 5,8
Puh, extrem blass. Ich brauche ein paar Minuten, um mich auf eine Region festzulegen, in der ab und an ein relativ weiter, länglicher Schemen im 13er Oku und auch im 9er erahnbar ist. Für dieses Objekt ist der Himmel nicht dunkel genug. Etwas unterhalb zweier Mag 12.Sterne habe ich die Position vermerkt, das passt auch mit der Nachbereitung. Helligkeitsangaben sind keine Blauhelligkeit, diese dürfte jenseits von Mag 15.0 liegen!

So! mein Beobachtungsplan ist durch, Quasarjagd schenke ich mir, dafür will ich völlig ungestört sein. Vielleicht ja schon demnächst (ich träume von 1947+769 im Draco, wegen der vielen Feldsterne sehr schwer zu lokalisieren)

Und nun? Andromeda steht schon sehr hoch, etwas Genußspechteln in M31, M32 und M110. Sind das riesige Objekte, nach den GX-Fuzzies davor!.Im 20“ kann ich nur Regionen betrachten, wunderbar die Dunkelwolken/Spiralarmtrennung NW des Zentrums von M31. Selbst im 5“ Sucher bei gut 3 Grad GF habe ich den Eindruck M31 nicht ganz übersehen zu können. Hier im O ist der Himmel auch auf nur 45 Grad Höhe schön dunkel.

Ich kann es nicht sein lassen – der Karkoschka macht mich auf zwei Objekte der Region aufmerksam:

NGC 891 - AND - (mag 9,9 - sbr 13,6; 13,1 * 2,8') GH 5,8
Wow - was für eine Spindel! Schon im 26 Nagler deutlich erkennbar mit Staubband, welches mit steigender Vergrößerung auch immer deutlicher hervortritt. Im 9er bei 265fach fast quer durchs gesamte Gesichtsfeld - genuß pur! Wunderschön die Teilung des spürbar helleren Zentralbereichs, auch der Halo wird unterteilt, weniger scharf, vielmehr wirkt es hier mehr "gemottelt". Markant zwei Vordergrundsterne: einer an der S spitze des Halos, der andere, deutlich hellere SO des Zentrums am Halorand. Ich nehme die Vergrößerung etwas zurück, so wird der Gesamteindruck deutlicher, für mehr ist der Himmel nicht dunkel genug.

Den kleinen Hantelnebel hatte ich letztmalig vor 2 Jahren am ITV bei Stathis gesehen – Zeit für eigene Beobachtungen!

M76 – PN – Per – (11,0 - sbr 10,4; 2,7 * 1,8') GH 5,8
Ein Objekt, dass genauses hinsehen lohnt. Für mich zwei überlagernde oder interagierende Objekte. Die mehr rundlichen Zentren stoßen an einander, von beiden Seiten geht jeweils ein Bogen, ja kleiner Kreis von diesen Zentren weg, in diesen etwas unregelmäßige Lichtknoten, besser: körnige Struktur. Schwer zu beschreiben, am besten selbst beobachten!

Den Abschluß bildet ein Blick auf den hellen Mars mit deutlicher Phasengestalt, wenigen Details, das Seeing ist bei der relativ niedrigen Position eindeutig noch zu schlecht.

Wir packen ein, um 01.50h mache ich mich auf die Heimfahrt. Dabei leuchtet mir die Mondsichel. Ein plötzlich auf der Fahrbahn stehendes Reh sorgt für einen Adrinalinschub, sonst läuft alles Glatt. Um 03.00h liege ich im Bett.

Das Wetter soll stabil gut bleiben, so wird es bald weitergehen!

Viele Grüße

Achim
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