Bericht vom 01.05.2005; 22.15h - 00.20h
Ausrüstung: Newton-Teleskop, Öffnung 506mm, Brennweite 2385mm, (f/4,7) Ursus
Dobsonmontierung

verwendete Okulare: 26mm Nagler Typ4 (91-fach) ; 17mm Nagler Typ 4 (140-fach); 13mm Nagler Typ1 (183-fach), 9mm Nagler Typ6 (265-fach), 5mm Nagler Typ6 (477-fach),

Ort: freies Feld gut 1km außerhalb Losauchrach, ca. 400m ÜNN
Temperatur: 22.00h 16 C ; 00.30h 13 C
Seeing: 2 - 3


Wetter: tags wolkenlos, ab gegen 18.00h bilden sich Schleier, die den ganzen Himmel überziehen, die sich bis zum Ende der astronomischen Dämmerung größtenteils wieder auflösen

Beobachtete Objekte:
Galaxien:
VIR: NGC4952, NGC4437, NGC4517A, NGC4642, NGC4653, NGC4642
LEO: NGC3026, NGC3032
Quasar: CSO 38 (LMin)

Das die Tage am Wochenende immer so kurz sein müssen ;) Sonntag Morgens um 05.45h aufstehen, frühstücken, mit dem Auto 35min zur RTF nach Schwabach fahren, 130km durch die Landschaft fahren bei traumhaften Bedingungen, heim – Familie ins Auto, zum Picknick auf einer einsamen Wiese am Waldrand, abends mit Nachbarn Karteln, dann ab zum spechteln.

Auf der Fahrt zum BB bekomme ich etwas bedenken – ich fahre Richtung O der Dämmerung hinterher. Hoch – sicher bis auf 15 oder 20 Grad - ist das schwindende Blau durch ein düsteres Grau von Dunst verdrängt. Hoffentlich wird es noch besser. Am BB angekommen wird gleich aufgebaut. Das Teleskop ist relativ stark zu justieren, ebenso der Sucher. Ich erkenne etwas lagerungsbedingten Astigmatismus, der durch einen Tritt gegen die Spiegelzelle fast völlig behoben wird. Dann wird nochmals feinjustiert.

Die Grenzhelligkeit schätze ich zunächst in Umin auf ca. 5,2 – im Zenith spürbar besser, zum Horizont deutlich schlechter.

Ich gönne mir was Gutes zu Beginn:

M3 - GC- CVn - (mag 6,4 - 11,0; 18,6 * 18,6') GH 5,4
Zunächst habe ich mich mit der Position etwas vertan, war zu dicht an Coma. Dann aber im 5“ wahrlich nicht zu übersehen – man, ist der Hell! Ich greife zum 5er Oku am Sucher: 106-fach. Die Randbereiche sind aufgelöst, das Zentrum ein grieseliges Bällchen. Dann im Hauptinstrument im 26er ... wow! Welch eine Pracht! Direkt vor der Massierung von hunderten Lichtfünkchen zwei Handvoll nadelscharfer, leicht ins orange gehender Außenbereichsterne. Ahh ... Manna für jeden Astronomen. Auch im 9er Oku (265-fach) wunderschön, leider seeingbedingt nicht mehr ganz so ästhetisch.

Ich peile in eine Region in Virgo, zu der ich es bisher noch nie geschafft hatte, etwas N von Porrima (Gamma Vir). Bisher immer von Norden einsteigend war mir immer schon lange davor die Puste ausgegangen. Ich habe heute keine Muße, mich auf die ganz schwachen Fuzzeln zu stürzen, so beginne ich mit

NGC4592 - GX- Vir - (mag 11,7 - 13,9; 6,8 * 1,7') GH 5,2
Die Zielregion ist sehr leicht auffindbar, da nur ca. 1 Grad von Gamma Vir entfernt. Für den 5-Zoll Sucher zu lichtschwach, in 26er Oku als länglicher, 1 zu 3 elongierter Nebel erkennbar. Besser im 17er, dann im 9er. Zentralbereich ist kaum auszumachen, über die gesamte Fläche etwas mottelig, d.h. kein kontinuierlicher Helligkeitsverlauf. Die GX liegt quer im GF, im NO, etwa 5’ entfernt zwei identisch helle Vordergrundsterne, je Mag 12/13. Fast genau N ein heller Lichtfunken, in ähnlicher Distanz zu GX.

Knapp 1,5 Grad weiter nach ONO, die nächste GX:

NGC4437 - GX- Vir - (mag 11,2 - 14,0; 10,2 * 1,7') GH 5,2
Wow – ein ganz schön langes Teil! Markant ein Mag11 Vordergrundstern direkt am nördlichen GX-Rand, der an der lichtschwachen Spindel mir heller vorkommt. Ich wünsche mir einen dunkleren Himmel. In den 10min die ich verweile werde ich mir nicht schlüssig, ob ein zentrales Staubband vorhanden ist oder nicht. Sicher ist, dass die Edge-on GX kein Bulge aufweist. Im W teil ist der Halo etwas breiter, die GX ist nicht ganz Symmetrisch. Nur wenig nördlich

NGC4517A - GX- Vir - (mag 12,7 - 14,9; 4,0 * 2,6') GH 5,3
Puh! Blass!, noch nicht im 26er, im 17er bei 140-fach dann als ganz schwacher, etwa von N nach S ausgerichteter schwacher Schemen mit leichter Aufhellung zu Zentrum. Das einzig deutliche bleiben zwei Vordergrundsterne, einer in NON (Mag11), der andere nach ONO (Mag 12)

Mit dem Auge am Suchernewton wird schnell neu ausgerichtet, gut 2Grad Richtung Westen:

NGC4653 - GX- Vir - (mag 12,2 - 4,2; 3,4 * 3,0') GH 5,2
NGC4642 - GX- Vir - (mag 12,9 - 12,9; 1,9 * 0,0') GH 5,2
Erstere deutlich schwerer. Ein heller, punktförmiger ZB fällt relativ schnell auf, der Halo darum herum ist doch recht bass, für mich etwa 1,5:1, von N nach S ausgerichtet. 10’ nach OSO NGC4642 , im 17er gut, im 9er knapp gemeinsam im GF. Liegt diagonal im GF, deutlich länglich, ebenso der ZB. Nur schwach ausgeprägter Halo.

Eine Quasaraufsuchkarte habe ich dabei, doch macht ein Versuch Sinn? Die Zielregion, oberhalb von Leo, schon zum Leo Minor gehörend ist doch recht dunkel, der SO-Himmel ist von diesem Standort aus gänzlich von Streulicht verschont – im Unterschied zum Osten. Trotz 40km Distanz glimmt deutlich die Nürnberger Lichtglocke. Ich steige bei My Leo, dem obersten Kopfstern ein. Meine Aufsuchkarte erweist sich als gut passend, Sterne bis Mag 11 sind aufgedruckt, die kann ich im Sucher noch ausmachen, die Orientierung fällt leicht, nachdem ich an einer Sternengruppe die Ausrichtung der Karte festmachen konnte. 2 ½ Grad bis zum Zwischenstopp

NGC3026 - GX- Leo - (mag 13,0 – 13,7 2,7 * 0,8') GH 5,6
Sind schnell überbrückt. Kein ausgesprochen einfaches Objekt, der Himmel reicht aber für unmittelbares Erkennen im 17er Oku. 3:1 elongiert, von links-oben nach rechts-unten im GF, da die Region schon deutlich absteigend ist, „eigentlich“ von W nach O ausgerichtet. Länglicher ZB, strukturlos, mehr als von zwei Vordergrundsternen Mag 13/14, einer 3’ ONO, der andere 5’NNO ist nicht zu berichten.

Der nächste Zwischenstopp ist noch unscheibarer:

NGC3032 - GX- Leo - (mag 12,5 – 13,8; 2,4 * 2,6') GH 5,6
Rundlich, flächig-kleiner ZB, Halo extrem schwach, fast exakt auf halben Weg zwischen einem 10er und 12 Vordergrundstern.

Ich werde kribbelig, nun geht es aufs eigentliche Ziel, einem Quasar mit Z = 2,62 – für mich ein Entfernungsrekord. Mit dem Z-Wert wird die Rotverschiebung ausgedrückt, je größer, je stärker wobei kein linearer Zusammenhang besteht. Nach dem KHQ-Katalog wir die Entfernung mit 5629 Megaparsec angegeben, was 18,3 Mrd Lichtjahren Lichtlaufzeit entspräche.
Bevor ich mir die Augen verbiegen kann, muss die exakte Position gefunden werden. Vermeintlich am Ziel passt die ausgedruckte Sternenkonstellation nur fast, aber nicht exakt. Sicher 10min brauche ich, biss ich den Irrtum erkenne. Es war ein Nachbarstern mit der richtigen Helligkeit. Dann bin ich in der Zielregion, dicht am Mag 9.8-hellen Vordergrundstern BD+30 1976.

CSO 38 - QSO- LMin - (mag 15,8?) GH 5,8
Im17er Oku bei 140-fach sind je ein 6 bzw. 8 Bogenminuten entfernter Vordergrundstern zu erkennen, ersterer mit Mag 14,1 gut, letzterer mit Mag 14,8 nur schwer. Mehr Vergrößerung muss her! Im 9er bei 265fach ist der 14,8er nun deutlich besser zu sehen, direkt stabil haltbar. Da der QSO mit 16,0 angegeben ist, greife ich zum 5er Oku – 477-fach. Fokussieren ist nicht einfach, das Seeing ist zwar besser geworden, aber nicht richtig gut. Es gibt jedoch Momente von einigen zehntel Sekunden, in denen die Luft deutlich ruhiger ist. Die Position des QSO ist etwas unterhalb der 2 Sterne im GF, das habe ich mir grob gemerkt, die genaue Lage jedoch nicht. Immer wieder lasse ich die Zielregion durchs GF laufen, bei der Vergrößerung seht der 9,8er Stern deutlich außerhalb und kann nicht blenden. Auf der zweiten Stufe der Leiter stehend wird nun hyperventiliert, 10 Sekunden pumpe ich wie ein Maikäfer, dann wird geschaut. Nur Vorsicht, nicht übertreiben, wenn es mir schwindelig wird droht ein Leitersturz. Etwa auf halber Strecke zwischen dem 14,1 bzw. 14,8er Stern, etwas oberhalb (O) meine ich 2 mal einen Funken aufblitzen zu sehen, unsicher. Das kann nicht der QSO sein. Unterhalb – westlich – ein rechtwinkliges Dreieck bildend ein Lichtpünktchen, welches ich ein, zwei Sekunden nach dem Sauerstoffpumpen halten kann. Dies gelingt mit 4 mal, reporduzierbar. Ich merke die genaue Lage zu den Sternen. Dann der Vergleichsblick auf die Karte – Bingo!!.
Eine Helligkeitsangabe fällt mir sehr schwer, in der Region sind nur sehr wenige Vergleichssterne. Ich schätze etwa 1 Magnitude schwächer als der mit 14,8 angegebene Stern und somit etwas heller als nach meinen Unterlagen. Ich freue mich riesig, hatte ich doch nicht mit einer so eindeutigen, positiven Sichtung gerechnet.



Zum Abschluss gönne ich mir M51/NGC5195 als fette Sahneschnitte. Fast 100% im Zenith nur schwer einstellbar, dann auf der 3 Stufe der Leiter genießend.

Ich fühle mich richtig gut – ein schönes Erfolgserlebnis. Leider drängt der Arbeitstag, so packe ich zusammen. Es ist immer toll, wenn mehr geht als man erwartet hatte.


Viele Grüße

Achim
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