Bericht vom 10.04.2004; 22.10h - 00.30h

Ausrüstung:
Newton-Teleskop, Öffnung 506mm, Brennweite 2385mm, (f/4,7) URSUS
Dobsonmontierung

verwendete Okulare 30mm Zeiss Militäroku ; 13mm Nagler Typ1
Ort: ca. 4km außerhalb Emskirchen, ca. 390m üNN
Temperatur: 22.00h 2,4 C ; 00.30h –1,1 C
Seeing: 3-4


Wetter: bis gegen 15.00h geschlossene Wolkendecke und trüb, dann mehr und mehr Lücken und aufklarend, bei Dämmerungsbeginn noch hohe 3/8 Bewölkung

Objekte: (Reihenfolge der Beobachtung):
Galaxien: M51, NGC5195, NGC5198, M81, M82, NGC3077, NGC2976, NGC2787, UGC5135, NGC2985, NGC3065, NGC3027, NGC3147, UGC5612, M104


Am Ostersonntag ging es zum obligatorischen Verwandtschaftsbesuch. Zunächst begann der Tag trüb und mit geschlossener Bewölkung, erst nach dem Verdauungsspaziergang zeigten sich die ersten Wolkenlücken. Wieder zu Hause angekommen, gegen 18.30h ist nur noch hohe dünne 4/8 Bewölkung zu sehen. Die wird sich noch auflösen, denke ich mir und stelle die Spiegelbox zur Temperaturanpassung hinaus.

Um 20.30h öffnen wir Silvio's Rotwein, hmmm, der ist wirklich lecker. Ich beschränke mich aufs Nippen, um den klaren Blick und die Fahrerlaubnis nicht zu gefährden. Ab zum Beobachtungsplatz, aufbauen. Diesmal packe ich erst das Rotlicht aus, bevor ich die Stangen und den Hut montiere. Da geht alles noch ein bisschen leichter und schneller. Beim Justieren nehme ich den Justierlaser, um den Fangspiegel einzustellen, der Hauptspiegel wird an Polaris justiert. Hmmm, das Seeing ist diese Nacht leider schlechter als vor zwei Tagen.

So, was macht der Himmel? Recht diesig, vor allem im Osten und Südosten, zum Teil sind es auch breite, dünne Dunstschleier, die den Blick trüben. Halbhoch im Westen zieht eine aufgelockerte Wolkenbank durch. Teilweise ist es aber ganz brauchbar. Im freien Umin beträgt die Grenzhelligkeit ca. Mag 5.0
Wo beginnen? Bei UMA sieht es ordentlich aus, ich denke an die GX'en um

M51 - GX - UMa - (mag 8,4 - sbr 12,9; 10,8 * 6,6') GH 5,2
NGC5195 - GX - UMa - (mag 9,6 - sbr 12,9; 5,9 * 4,6') GH 5,2
Dunkler Himmel ist durch nichts zu ersetzen, das ist nicht nur eine Binsenweisheit. Doch die große Öffnung kompensiert viel. Es dauert nun ein paar Sekunden länger, bis sich der Strudel der Spiralarme offenbart. Komisch, vor zwei Tagen hatte sich mir der recht helle Stern innerhalb der GX, etwa auf halben Radius, SO des Zentrums gelegen nicht eingeprägt. Wieder schön und deutlich der breite Bereich in NGC5195, der östlich hin zum M51-Spiralarm schärfer abgegrenzt erscheint als nach Westen, dort schließt ein etwas blasseres Halboval an. Zunächst hatte ich im 30er kurz betrachtet, danach - wie den Rest der Nacht - nur noch im 13er bei 183-fach.

Wo ist mein Ciel-Ausdruck der Region? Ich hatte meine Kartensammlung in Einschubhüllen gestern aussortiert, dabei auch diese Karte herausgenommen, mist! Auf gut Glück suche ich etwas in der Gegend und stolpere gleich über eine GX, die ich nun als

NGC5198 - GX - UMa - (mag 11,8 - sbr 13,2; 2,7 * 1,7') GH 5,2
Identifiziere. Das Zentrum der ovalen, strukturlosen GX liegt auf einer gedanklichen Verbindungslinie zwischen der Spitze und einer der Basissterne einer spitzwinkeligen Dreiergruppe etwa gleich heller (Mag 14) Vordergrundsterne. Der Zentralbereich ist recht hell, auffinden somit recht einfach. Ich lasse in der Region zunächst bleiben, zum blinden Suchen habe ich keine Lust.
Im Radius von 3 Grad sind weitere 7 Mag 12 bis Mag 14 GX'en beheimatet, die bei passender Gelegenheit besucht werden wollen.

Die Wolkenbank ist mittlerweile verschwunden, ebenso die Schleier, es bleibt der Dunst. Leider ist die Grenzhelligkeit nicht besser geworden.

Die Karte um M81 habe ich glücklicher Weise nicht vergessen, nun geht es hoch nach NW. Wie so oft gibt mir Karkoschka die erste Orientierung, bevor ich auch ausgedrucktes Kartenmaterial umsteige. Ich orientiere mich an Sigma1 , Sigma2 und Rho UMA, über 24 UMA ist das GX-Paar M81/M82 hell und markant im 106mm Suchernewton bei 16-facher Vergrößerung zu erkennen. Es der Sucher ist gut am Hauptinstrument ausgerichtet, den Rest der Nacht lasse ich das 13er Oku in URSUS Auszug stecken, trotz 183-fach bin ich nach dem Ausrichten mit den Suchernewton immer gleich im Zielgebiet.

M81 - GX - UMa - (mag 6,9 - sbr 13,2; 24,9 * 11,5') GH 5,2
M82 - GX - UMa - (mag 8,4 - sbr 12,5; 10,5 * 5,1') GH 5,2
M81 heller, trotzdem bei weitem nicht so interessant wie die unregelmäßige Begleitgalaxie M82. M81 erscheint wie ein gigantisches Spiegelei, heller oval-rundlicher Zentralbereich im weiten, ovalen Halo. Nur wenige Strukturen sind im Halo erahnbar, diese zeigen sich als zarte Regionen mit leicht geringerer Helligkeit. Markant ein Doppelstern südlich der GX, knapp außerhalb des Halo.
Dagegen M82 - wow! Diese Pracht-GX ist immer einen Besuch wert. Aus 13Mio Lichtjahren prasseln die Photonen auf meine Netzhaut. Die von ONO nach WSW ausgerichtete GX liegt fast waagrecht im GF. Einfach umwerfend die fülle an Strukturen, schräg fast durch die Mitte ein diagonale Zone geringerer Helligkeit, sonst immer wieder Lichtknötchen und kleine Staubbereiche. Das Längen-Dickenverhältnis erscheint mir ca. 5 zu 2. Auffällig ein Vordergrundstern ca. Mag 10 neben dem hellen, langgezogenen Zentralbereich, noch innerhalb des diffusen äußeren Halos. Im 13er sprengt M81 das Gesichtsfeld. Für beide GX’en greife ich zum 30er. Es gelingt dann beide gleichzeitig zu erfassen, doch stehen dann beide Gxen in den verzeichnenden Randbereichen, macht so keinen Sinn.

Von M81 zu

NGC3077 - GX - UMa - (mag 6,9 - sbr 13,2; 24,9 * 11,5') GH 5,2
Ist es weniger als 1 Grad. Die auf dem ersten Blick Rundliche Galaxie ist aufgrund der hohen Helligkeit sofort zu sehen. SW eines hellen, Mag8 Vordergrundsterns zeigt sich die GX, noch etwas mehr SW eine gebogene Sternenkette mit geschätzten Mag14, Mag14, Mag15, Mag13 Lichtpünktchen. Der rundlich-helle Zentralbereich scheint auf den zweiten Blick nicht genau im Zentrum des diffusen Halos platziert. Der Mag10 Vordergrundstern erweist sich bei genaueren Hinsehen als Doppelstern mit Mag 10 und Mag 8 Komponente in 3 Bogensekunden Abstand.

Zur nächstgelegenen Galaxie ist es auch nur ein mini Starhop

NGC2976 - GX - UMa - (mag 10,2 - sbr 13,0; 6,2 * 3,1') GH 5,2
Auf den ersten Blick nur ein etwa gleichmäßig helles 2:1 Oval, mit graduellen Helligkeitsabfall, mit etwas Zeit meine ich Strukturen zu erahnen. Die gesamte Fläche wirkt etwas unruhig. NGC2976 ist am NO-Ende von 2 oder 3 grenzwertig (Mag 16)hellen Sternen am Halorand eingefasst, neben den Zentrum entlang der Hauptachse ein etwa Mag 13 Vordergrundstern.

Zur nächsten GX hangele ich mich über ca. 3 Grad mit den Auge am Suchernewton. Auf dem Boden knien ist etwas unbequem, da das Teleskop auf einer Betonplatte vor einem Flachbettsilo aufgestellt ist. Ich werde mir ein Kniekissen besorgen.

NGC2278 - GX - UMa - (mag 10,8 - sbr 12,6; 3,1 * 1,8') GH 5,2
Macht einem das Erkennen recht leicht. Helles rundlich-ovales Zentrum. Neben der Hauptachse der GX, etwas außerhalb des Halo zwei Vordergrundsterne in gleichmäßigem Abstand zum GX-Zentrum. Helligkeitsverteilung im Halo nicht gleichmäßig, vielmehr entlang der Hauptachse neben dem Zentrum auf beiden Seiten etwas lichtschwächer. Mit

UGC5139 - GX - UMa - (mag 12,5 - sbr 14,9; 3,5 * 3,0') GH 5,2
Habe ich es schwer. Von den Helligkeitsdaten her durchaus erreichbar merke ich die nicht sehr hohe Grenzhelligkeit doch. Wegen einer markanten, dicht stehenden 3er Sternenreihe etwa 15 Bogenminuten neben der GX bin ich mir der Position sicher. Ich bin irritiert, kann aber - wenn überhaupt - nur ein ganz schwache flächige Aufhellung erahnen. Nicht 100% bestätigt.

NGC2985 - GX - UMa - (mag 10,4 - sbr 13,3; 4,6 * 3,4') GH 5,2
Fällt dagegen richtig leicht. Inmitten einer 4er (13, 15, 13, 14 von SO nach NW) Sternenkette gelegen, springt mich die GX an. Ein breites Oval mit hellem Kern, umfasst von einem hellen Zentralbereich, der in einen zarten Halo ausläuft, welcher einen der Lichtfunken der Sternekette einschließt. Bei NGC3027 tue ich mich erstaunlich hart. Ich fahre zunächst darüber hinweg und lande bei

NGC3065 - GX - UMa - (mag 12,5 - sbr 13,5; 1,8 * 1,8') GH 5,2
NGC3066 - GX - UMa - (mag 12,9 - sbr 12,9; 1,1 * 1,1') GH 5,2
Dank 13er Oku mit 183 facher Vergrößerung ist das GX-Paar sofort als solches erkennbar. Ich denke vor allem NGC3065 wird bei geringerer Vergrößerung eher stellar wirken. Ein grossteil der Gesamthelligkeit vereint sich im relativ kleinen, runden GX-Zentralbereich. Diese GX erscheint mir kleiner als NGC3066, da für mich bei der mäßigen Grenzhelligkeit der blasse Halo zum Teil nicht erkennbar ist. NGC3066 mehr flächig aufgehellt, entgegen der Ciel-Angabe nicht rund, vielmehr ein auf einer Seite etwas eingedrucktes 4:5-Oval. Nur etwa 3 Bogenminuten entfernt schimmert ab und an etwas auf, ein Mag16 Sternenpaar oder Doppelstern mit vielleicht 20 Bogensekunden Abstand zueinander.

NGC3027 - GX - UMa - (mag 11,8 - sbr 13,8; 4,2 * 1,8') GH 5,2
Ist bei dem Himmel kaum auszumachen. Ich kann die Angabe der Flächenhelligkeit mit 13,8 nicht glauben, ich meine deutlich diffuser. Gerade so sehe ich eine schmale diagonal ausgerichtete grenzwertige Aufhellung in einer Region ohne Vordergrundsterne. Gerade so direkt haltbar. NGC3027 liegt auf halben Weg zwischen den bereits beschriebenen GX NGC2985 und NGC3065.

Ich hangle mich weiter zu

NGC3147 - GX - UMa - (mag 10,6 - sbr 13,3; 4,3 * 3,7') GH 5,2
Eine GX hinter einer 4er Sternengruppe, welche eine etwas schiefe Raute darstellt erkennbar. Ich habe etwas Zeit benötigt, um die Ausrichtung des Halos rund um das deutlichere, rundliche GX-Zentrum zu verifizieren.

Zu UGC5612 habe ich keine Lust mehr, bin müde. Der Blick schweift. Immer noch der verflixte Dunst, doch kann ich tief im Süden Corvus, den Raben gut erkennen. In der Gegend war doch eine Parade-GX, M104? Ja, stimmt. Mit bloßem Auge ist nur mit Mühe Chi Virgo erkennbar. Zunächst versuche ich mich von Delta Crv anzupirschen, 2, 3 Anläufe scheitern. Dann von Chi Virgo, ja das geht besser.


M104 - GX - Vir - (mag 8,00 - sbr 11,6; 8,6 * 4,2') GH 4,6
Die bekannte Sombero GX! Hell, sehr hell, trotz des Dunstes. Der Sombrero steht auf dem Kopf. Ganz deutlich die Staubkrempe, die absolut waagrecht im GF liegt. Deutlich das Helle Zentrum (im GF) unterhalb des Staubbands, durch den GX-Halo als Halbkugel eingefasst. Auf der anderen Seite der Staubkrempe glimmt der runde Halobereich nur schwach. Leider ist das Seeing wirklich nicht gut. Ich hatte schon einige Zeit die Lüfter abgestellt, mit Lüfter wird es leider nicht besser. Selbst im 13er Oku gelingt es nicht, nahe etwas hellere Vordergrundsterne ganz punktförmig zu fokussieren, es bleiben kleine Scheibchen. Schade, so geht doch einiges an Kontrast verloren. Trotzdem, ein wirklich würdiger Abschluß!

Nach dem schon obligatorischen Scheibenkratzen geht es heim.

Klaren Himmel und Muße zum spechteln wünscht

Achim
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