Bericht vom 18.07.2003; 23.10h bis 00.30h

Ausrüstung:
Newton-Teleskop , Öffnung 350mm, Brennweite 1790 mm, (f/5,11) PHOENIX auf
Dobsonmontierung

verwendete Okulare: 30mm Zeiss-WW; 17mm Bertele; 13mm Nagler Typ1, 9mm Nagler Typ6, 5mm Nagler Typ6
Ort: freies Feld, ca. 5 km außerhalb Emskirchen, ca. 390 m üNN
Temperatur: 23.00h 18,5 C; 00.40h 15,2 C
Seeing: 3


Wetter: wieder ein Sommertag; nachmittags Bayrischer Himmel (weis-blau), zum abend aufklarend; sehr gute Transparenz

Objekte: (Reihenfolge der Beobachtung)
Planetare Nebel (PN): M57
Kugelsternhaufen (GC): M22, M28
Offene Sternhaufen (OC): NGC6350, M21, M18,
Gasnebel (GN): M8, M20, M17
Galaxien (GX): keine!


Spechtelabstinenz über fast 2 Monate! Meine letzte Beobachtungsnacht war am ITV. Und das, trotz des hochsommerlichen Wetters über viele Wochen. Lange Zeit waren die Abende sehr dunstig, dann war der Mond störend, die Nächte erst gegen Mitternacht dunkel genug ... ist alles richtig, doch mit dem entsprechenden Ehrgeiz wäre trotzdem etwas möglich gewesen.

Die letzten Wochen habe ich mich viel mit meinen aktuellen Spiegelschleifprojekt beschäftigt, da sieht man zuwar keine Sterne, es mildert aber trotzdem den Sternenlichtentzug. Die Scheibe wird mich noch einige Zeit beschäftigen, das ist aber ein anderes Thema.

Gestern waren wir erst auf einem Schulfest (Lisa kommt aufs Gymnasium, da war „schnuppern“ angesagt), dann bei Nachbars auf der Treppe in lauer Luft gesessen. Vor Ende der Dämmerung bin ich dann losgefahren.

An gewohnter Stelle baue ich den Gitterrohr-Dobson auf. Der Himmel ist in Zenith bereits ordentlich dunkel. Mit GH-Karte für Lyra bestimme ich Grenzhelligkeit auf ca. Mag 5.8 - nicht schlecht! Deutlich erkennbar ist das Milchstraßenband, dass sich grob von N über hoch im O nach S zieht; von Cassiopeia über Cygnus bis in Sagittarius. He! Die Transparenz ist gut, der Schütze sehr gut zu erkennen.

Der Aufbau geht mir flott von der Hand: Basisdreieck hinlegen, Rockbox draufstellen, Spiegelbox auf die Teflonpads, Stangen in untere Klemmblöcke stecken, Hut aufsetzen, Schnellspanner (4 oben, 4 unten) paarweise schließen, Riegel Quickfinder aufstecken, Suchernewton mit einer Zugschraube befestigen, Spiegelabdeckungen entfernen, Fertig.. Etwa 4 min nach dem Heckklappe öffnen ist alles getan. An Polaris schell beide Sucher justieren, dann den Hauptspiegel. Mit dem 5er Oku bei ca. 360-fach. Ein Blubbern und wabern! Dabei war der Spiegel schon fast 2h im freien gestanden! Naja, Akkupack anschließen, Lüfter an ... immer noch schlecht. Ich bin etwas aus der Übung und brauche fast 5min, bis die Interferenzringe zentrisch sind.

Mir ist nicht nach Extremspechteln, bis zum Mondaufgang verbleibt auch nicht viel Zeit, also in aller Muße zunächst auf den Ringnebel in der Leier:

M57 PN LYR (m9,4 sbr9,3 ; 1,4*1,0') GH 5,8
Mit meinen Suchern einstellen macht richtig spaß! Auf Anhieb ist der PN im 30er Oku zu sehen. Das Oku hat ein sehr großes GF, angeblich über 80 Grad, für mich aber etwas weniger als die Nagler, schätze etwa 75 Grad. Ordentliche Abbildung, besser als Erfle oder das Widescan III, aber zum Rand bei f/5 nicht frei von Verzeichungen. Der PN erscheint sehr hell. Schnell steigere ich die Vergrößerung über 13er und 9er zum 5mm Oku (358-fach) Das 9er und 5er sind (nahezu) homofokal - angenehm, wenn man bei der hohen Vergrößerung kaum mehr nachfokussieren muß! Im 14-Zöller erscheint M57 wie auf Astrofotografien, nur ohne Farbeindruck. Deutlich der Ovale Kringel, ebenfalls Helligkeitsstufen im selbigen auszumachen. Nachlaufend, etwas unterhalb versetzt ein nadelscharfer Vordergrundstern, geschätzte Mag 13. Ist der Zentralstern zu sehen? Hmm ... ab und an blitzt fast in der Mitte ein Fünkchen auf, kann dieses aber nicht halten. Fast in der Mitte heist, leicht hin zu dem Vordergrundstern versetzt. Muss nachsehen, ob dies stimmt, oder der Wunsch der Vater des gesehenen war.

Sagittarius lädt ein, jetzt wird tief gepeilt. Hej! Sogar Im Suchernewton ist

M22 GC SAG (m5,1 sbr11,0 ; 24*24') GH 5,2
nicht nur ein Nebelfleck, sonder bereits granulär, bei 18-facher Vergrößerung. Durchs Oku gesehen haut es mich fast um. Wow, Doppelwow! Das 30er Oku zeigt den GC aufgelöst, viele helle Außenbereichsterne vor einem grieseligen, massierten Zentrum. Im 13er - ahh!!, 9er: (200-fach) fast GF-füllend, 5er: selbst 82 Grad reichen nicht mehr ganz aus, um alle Außenbereichssterne einzufangen. 358-fach ist hier zu viel, das Seeing nicht gut genug, also zurück zu 200-fach und genießen.

Ich habe keine Kartenausdrucke dabei, orientiere mich nur mit dem Karkoschka. Der nahegelegene GC

M28 GC SAG (m6,9 sbr11,0 ; 15*15') GH 5,2
zeigt sich auch bereits im Sucher, zentrieren und - voila! Auf Anhieb im GF des 9mm Okus. Randbereiche deutlich aufgelöst, zum Zentrum deutliche Massierung der Lichtfünkchen, bis zu einem immer noch etwas nebulärem Bällchen. Die Außenbereichsterne sind nicht gleichmäßig angeordnet, für mich grob in Form eines gleichwinkligen Dreiecks.

Ich bleibe in der Region, stelle den Bügelstuhl auf niedrigste Rasterung, Knien ist auf die Dauer Unbequem. Weiter zu

M8 OC+GN SAG (m5,0 sbr13,0 ; 45*30') GH 5,2
Auffinden ein Kinderspiel, M8 ist deutlich mit bloßem Auge erkennbar! Im Nebel ein schöner GC, NGC6350 mit etwa 3 Dutzend ähnlich heller ca. Mag7 Sterne. Der Lagunennebel zeigt viele Strukturen, teils gröber, teils feiner und Dunkelbereiche. Leider habe ich den UHC vergessen. Betrachte überwiegend im 13er und 9er, eine echte Schau! Weiter Nördlich dann

M21 OC SAG (m5,9 sbr11,0 ; 13*13') GH 5,2
ein Offener Sternhaufen, am auffälligsten im 106mm Suchernewton bei 18-fach, im Teleskop relativ wenige Sterne, unterschiedlicher Helligkeit, von Mag 8 bis Mag 13. Etwas unterhalb der beiden hellsten Komponenten eine fast absolut kreisrunde Anordnung von Sternen der 11. bis 13. Helligkeit.

Ich schwenke etwas nach SW zu

M20 GN SAG (m6,3 sbr13,0 ; 28*28') GH 5,2
dem Trifidnebel. Zum Aufsuchen hatte ich das 30er Oku verwendet. Ja, ich kann die Dreiteilung erkennen, mit etwas Muße dann recht deutlich. Bei 200-fach verweile ich eine Zeit und suche nach Details. Zwei hellere Sterne, Mag 8 und Mag 9? Stehen nahe des Zentrums des Kleeblatts, am Rand des dunkleren trennenden Bereichs. Mist, das der UHC nicht dabei ist, so entgeht mit sicherlich einiges! Trotzdem – ein Anblick zum Staunen und Verweilen.

Über M24 - ein Teil der Milchstraßenwolke, da hatte sich Charles Messier vertan, geht es zu M17. M24, ein Geprassel von Sternen und Sternchen, allemal wert, um einige Momente zu verweilen.

M17 GN SAG (m6,0 sbr13,0 ; 11*11') GH 5,0
dank gespiegeltem Bild im Newton sieht man gleich den Schwan. Frappierend! Majestätisch schwebt er am Himmel, wie auf einem unsichtbaren See. Ahh! Strukteren, Filamente ... was will man mehr! Auch ohne Filter gibt es so viel zu erkennen. Der zarte, gebogene Hals mit zwei Lichtfünkchen, das hellere markant gelblich, am Kopf ein leicht rötliches Auge. Mit 13er und 9er Oku wird geschwelgt.

Für M16 benötige ich etwas Zeit, ich sehe einen Sternhaufen an der erwarteten Stelle, nur keinen Gasnebel - hmm? Schaue Richtung Osten, hinter der Buschgruppe ist es deutlich aufgehellt, laufe ein Stück vor ... da steht der Mond, schon deutlich über dem Horizont.

Ich lasse es dabei bleiben, baue ab. 20min später liege ich im Bett. Da weis ich wieder, wofür ich Spiegel schleife - um noch mehr Sternenlicht auf die Netzhaut zu bekommen. Mit den 14 Zöller habe ich noch so viel (wieder) zu entdecken, da kann ich mir aber noch viel Zeit lassen.

Klaren Himmel wünscht

Achim
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