Außenbeobachtung vom 21.07.2001, ca. 23.00h – 22.07.0001, ca. 01.30h

Gerät: Newton-Teleskop , Öffnung 150mm, Brennweite 1200mm, (f/8) auf Vixen GPE, niedriges Holzstativ, motorische Nachführung und Zweiachsensteuerung

verwendete Okulare: 25 mm Plössel TAL –48fach; 17,9mm Bertele – 67fach; 10 mm Plössel [Antares] –120-fach; 7,5 mm Plössel [Omkon] –160fach


Ort: freies Feld, ca. 5 km außerhalb Emskirchen, 390m üNN
Temperatur: 13,8 C (23.00) ; 12,4 C (00.30h)
Grenzhelligkeit: meist Mag 4.8

Seeing: 2 - 3

Objekte (Reihenfolge der Beobachtung):

Doppelsterne (DS): Cyg Beta [mag 3.1 – mag 5.1; 34,5“]
Gasnebel (GN): NGC 6960, NGC 6992 (Cirrus- bzw. Schleiernebel)
Kugelsternhaufen (KS): M22, M15
Offene Sternhaufen (OS): NGC 6940, M29
Planetare Nebel (PN): M57


War das Wetter betreffend optimistisch, ab dem Nachmittag Sonne, doch sehr diesig, z. T. mit Schleierwolken, hoffte, das sich dies nach Sonnenuntergang bessern würde. Nachbar hatte Geburtstag, wir waren eingeladen. Sind dann die ganze Zeit auf der Terrasse gesessen. Ich konnte so in aller Ruhe das Einsetzen der Dämmerung bis hin zum Auftauchen der Sternzeichen genießen. Vom Geburtstagssekt abgesehen blieb ich „Clean“ – dabei gab es so gutes Bier aus einer kleinen Brauerei. Meine Hoffnung bezüglich Wetter erfüllte sich – es wurde zwar nicht toll, aber doch brauchbar. Kurz vor 23.00h ging es los – das Auto hatte ich bereits davor gepackt.

Wie letztes mal auch, begann ich mit ALBIERO [mag 3.1 – mag 5.1; 34,5“] – wirklich tolle Farben!! Auf meinen letzten Bericht bekam ich einen Tipp über ähnlich bunte Pärchen, der liegt ausgedruckt auf den Tisch, werde diesen bestimmt demnächst befolgen. Beim Fokussieren viel mir auf, dass die Doppelsterne extrafokal oben, intrafokal unten einen Schweif ausbildeten – NaTALia war defokussiert!! – kein Wunder, hatte sich so auf Gallieleo gefreut, doch konnte der nicht, weswegen ich auch nicht nach Kreben, sondern nur „um die Ecke“ gefahren war. Versuchte nun zu justieren, wie ich es bei Armin gesehen hatte: hellen Stern ins Zentrum des Blickfeldes, stark defokussieren. Die Fangspiegelabschattung war einiges nach rechts versetzt! Den Finger am Rand des Tubus in den Strahlengang halten – den kann man dann in Sucher als Schatten erkennen.. Mit den Finger an die Stelle der größten Abweichung, und dann die Schraube am Spiegelboden, welche am nächsten in einer Linie mit dieser Stelle liegt verstellt – Blick durch den Sucher: besser? Nein, also andersherum drehen, nun besser. Nach einigen Versuchen gelingt es mir, die Abschattung in etwa zentrisch hinzutrimmen. Muss reichen. Nun ist es richtig dunkel, das Band unserer GX zieht sich bis tief zum Horizont, mitten durch Sagittarius. Jetzt aber auf die Jagd nach großen Gasnebeln:

Peile auf 52 Cyg, einen relativ hellen Stern (Mag 4.2), welcher mit Eta Cyg und Zeta Cyg in etwa ein Dreieck bildet. An dieser Stelle müsste NGC 6960 zu sehen sein. Finde den Stern recht flott, aber zunächst keinen Nebel. So UHC, zeige was du kannst. Schraube diesen vor mein 25mm TAL-Plössel und ... Jo! Es ist etwas zu sehen. Zunächst fällt auf, dass 52 Cyg nun tief grün eingefärbt ist, beim drehen an den Achsen erkenne ich mal links, mal rechts, mal oben einen Dunkelroten Rand am Grünen Stern – und .. einen sehr ausgedehnten, länglichen Nebel. Nehme ich den Stern in den oberen Rand des GF, reicht der Nebel fast bis zum unteren Rand. Strukturen? Eigentlich nicht, nur eben dieses längliche, fast schlangenförmige Gebilde. Sehe ich nun in den Karkoschka: scheint es mir, dass ich den südlichen Bereich nicht ganz wahrgenommen hatte. Nun suche ich etwa 2 ½ Grad mehr östlich nach

NGC 6992. Die Katalognummern sind nicht so geläufig, unter Cirrusnebel bzw. Schleiernebel sind (beide) Gasnebel bekannt. Und hier – erkenne ich Strukturen! Viel besser und ausgedehnter als NGC 6960! Fahre den GN mit dem Oku entlang – wirklich sehenswert; der Nebel erscheint halbkreisförmig, wie ein halber Ring, oben etwas breiter und auch mehr „ausgefranst“ als unten. Nun wieder ohne UHC: mit viel guten Willen kann ich mit dem Wissen, wo der Nebel ist, etwas ganz schwach erahnen. Der Filter bringt hier enorm viel! Hier in der Nähe ist noch ein für mich neues Objekt:

NGC6940, ein offener Sternhaufen. Entgegen der Angabe im Karkoschka finde ich diesen Sternenreich, voll von sehr lichtschwachen Objekten, mit 20’ auch nicht allzu klein! Bin angenehme überrascht. Gut gelaunt dank der schnellen Erfolgserlebnisse denke ich nun an den Pelikan- und Nordamerikanebel. Will Cyg Alpa ins Visier nehmen – sehe im Sucher auch schnell einen hellen Stern, dann suche ich etwa 3 Grad (in etwa 3 GF beim TAL-Plössel) links (mit Filter) – nichts, noch mal, mehr unterhalb, mehr oberhalb, schließlich mit der Rasenmähermethode ... die Zeit vergeht, sicherlich nun fast schon ¼ Stunde – ich verstehe es nicht. Lt. Karkoschka müssten diese Nebel ähnlich hell sein! Schaue nochmals in den Sucher, versuche mich mit der Aufsuchkarte zu orientieren – komme nicht klar. Nun peile ich über den Tubus – oh jeh, bin ja bei Gamma Cyg!. Nun mehr östlich auf Alpah Cyg. Aber – nun geht es mir wieder genauso! Bin genervt, nach weiteren 10 Minuten gebe ich auf; Ich verstehe die Welt nicht mehr! Weis bis jetzt nicht, was ich falsch gemacht habe.

M29 hatte ich noch nicht, also zurück zu Gamma Cyg, dann nach oben (Süden) sehe ich eine Ansammlung weniger Sterne. Überhaupt nicht markant. Nach der Beschreibung im Karkoschka könnte dies M29 sein. Bin mir aber nicht sicher. Unweit dieser Stelle sehe ich einen deutlich attraktiveren Offenen Sternhaufen, kann diesen aber mit Karkoschka nicht identifizieren, betrachte lediglich und genieße. Nun in SkyMap nachgesehen, dürfte es sich hier hierbei um M29 gehandelt haben, der andere war – meine ich - Berk 86.

Betrachte nun den gesamten Himmel. Im Westen ist es sehr diesig, lediglich die Hauptsterne von Uma sind nun zu erkennen, darunter schafft es kaum ein Stern, den Dunst zu durchdringen. Hoch im Osten ist es deutlich besser, im Süden? So lala, Das Galaxieband schafft es nicht mehr bis zu Sagittarius. Trotzdem peile ich nun in diese Richtung, mal sehen, ob

M22 auszumachen ist. Der KS ist gleich gefunden, groß!!, blass!! Über 120-fach vergrößere ich bis 160-fach. Das Seeing scheint diesmal nicht so schlecht, aber der Dunst „frisst“ Helligkeit. Über einem großen, im Zentrum nur wenig mehr aufgehellten Kreis erkenne ich einige Dutzend hellere Außensterne. Der Dunst verstärkt sich noch. Selbst Mars dringt kaum mehr durch, also keine Chance auf mehr in dieser Region. Mache nun einen Großen Schwenk nach NO (muss dazu den Tubus drehen, um ein vernünftige Einblickhöhe zu erreichen) bis in das Sternbild der Pegasus. Will

M15, einen weiteren Kugelsternhaufen betrachten. Erst muss ich mich jedoch orientieren. Über die markante Raute von Delphinus finde ich die drei Sterne von Equuleus (Füllen). Gamma Equ ist gerade so mit bloßem Auge auszumachen. Die Grenzhelligkeit dürfte zu diesem Zeitpunkt noch bei etwa Mag4.8 liegen. Oberhalb von Delta Equ und eta Peg versuche ich im Sucher etwas auszumachen. Klappt!. Der KS ist hell genug, um im 8*50-Sucher erkannt zu werden. Das erleichtert das Auffinden ungemein. Verglichen mit M22 hat dieser KS ein deutlich helles Zentrum, ist auch wesentlich kleiner (kein Wunder, M15 ist 35000 LJ entfernt, M22 „nur“ 15000) Bei 120-fach sind erst am Rand einzelne Sterne aufgelöst. Die Zentralaufhellung erscheint mir leicht nach rechts versetzt, der ganze KS etwas oval. Betrachte sicherlich 10 Minuten – schön (und ich liebe doch die KS besonders). Müdigkeit macht mir zu schaffen, aber eines geht noch,

M57. Möchte ausprobieren, was hier der UHC bewerkstelligen kann. Auffinden des populären PN zwischen Beta und Delta Lyra ist kein Problem – schieße mich bezüglich Aufsuchen wieder ein. Schon mit 48-fach ist der Donut zu erkennen. Der PN verträgt einiges an Vergrößerung. Gehe bis auf 160-fach, ein hellerer Stern etwas unterhalb hilft beim Fokussieren ungemein. Und nun der Filter (beim 10mm = 120-facher Vergrößerung) und ... mann, wird das dunkel! Schwächste Hintergrundsterne verschwinden völlig, auch der PN wird ungemein dunkel, für mich kein Kontrastgewinn. Bringt hier (für mich) nichts. Wieder ohne Filter fällt mir noch ein ganz schwacher Stern direkt unterhalb (Newton!) des Nebels auf, etwa 12. oder gar 13. Größenklasse? Kann das jemand bestätigen, würde mich interessieren.

Müde packe ich meine Sachen ein, fahre heim. Bei Nachbars sitzt immer noch jemand draußen. Erst ausladen, dann setzte ich mich dazu und komme doch noch zu einem Bierchen. Bei Diskussionen über Sternenentstehung, Umweltverschmutzung, Überbevölkerung ... schweift der Blick immer wieder zum Himmel - welcher wieder deutlich an brillianz gewinnt - sehe noch 3 Sternschnuppen, alle in der Region um Lyra, eine sogar richtig hell, die Flugbahn leuchtet nach der Verlöschen noch etwas nach. Um 03h ins Bett, um 7.30h auf, 8.20h auf Rad und ca. 85 km (u.a. durch Bechhofen und an Dürrwangen vorbei) zur Kinderzeche nach Dinkelsbühl geradelt. Familie kam mit dem Auto nach. Wieder Zuhause noch 1 ½ Stunden Bericht geschrieben – jetzt bin ich platt!!!

Beste Grüße und allseits klare Nächte wünscht


Achim                                              > zurück zur Beobachtungsübersicht