Beobachtungbericht vom 10/11.05.2001, ca. 22.45h – 01.00h

Gerät: Newton-Teleskop , Öffnung 150mm, Brennweite 1200mm, parallaktische Montierung Vixen GPE auf Hartholzstativ, motorische Nachführung und Zweiachsensteuerung

verwendete Okulare: 25 mm Plössel (48*), 17,8mm Bertele (68*), 10 mm Plössel [Antares] (120X*); Barlow 2*

Ort: freies Feld, ca. 3 km außerhalb Emskirchen, 385m üNN
Temperatur: 13,4 C (03.45h) ; 10,3 C (04.30h)
Grenzhelligkeit: ca. Mag 5

Seeing: 3

Objekte (Reihenfolge der Beobachtung):

Kugelsternhaufen:M13, M03

Galaxien: NGC4631, NGC 4656, M100, M84, M86, NGC4388, NGC4473, NGC4477
Doppelsterne: Jota Leo (mag4,1 – 6,7; 1,7“); Epsilon Lyra (4-fach: mag4,6 [5.2 – 5.5; 2,4“] – mag 4,7 [5,0 – 6,1; 2,4]
Planetare Nebel: M57
Offener Sternhaufen: CAS 457

TAL-Armin“ war diese Woche dienstlich in Erlangen, wir waren schon Dienstags zusammen ein Bierchen trinken und „schnacken“. Armin hat gegen 20.00h angerufen zwecks gemeinsamen spechteln. Durch recht ungünstige Zugverbindung wurde es 22.30h, bis ich Ihn vom Bahnhof abholen konnte. Zuvor – wie üblich - mein Tal zum temperieren herausgestellt, und ins Auto geladen. Wir sind dann zu meinen nahegelegenen Beobachtungsplatz gefahren. Teleskop wie gewohnt ruck-zuck aufgestellt und eingenordet. Nunmehr war es nahezu ganz dunkel; einige dünne Wolken und Dunstschleier in Horizontnähe beeinträchtigten die Sicht etwas. Insgesamt jedoch ganz ordentlich, etwa Mag 4,8.

Dem Armin geht Starhopping und Einjustieren flott von der Hand, wenn ich im Schnitt mind. 5 Minuten für Objektsuche benötige, schafft Armin dies in einer. Diesen Abend hat Armin die Objekte angesteuert, tue mich aber nun etwas schwer alles möglichst korrekt zu rekonstruieren. Werde zukünftig auch mehr – wie Armin - über den Sucher zu peilen versuchen.

Im Osten stört das Streulicht der Großstadt spürbar; M13 im Herkules steht jedoch recht hoch, so dass wir trotzdem damit beginnen. Ein kurzer Schlenker mit dem Tubus, und schon steht der KS im Okular. Schon bei 48-fach leicht grieselig, steigern wir schnell die Vergrößerung. Recht gut kommt er im Erfle mit 2-fach Barlow zur Geltung (136-fach). Der KS ist nun nahezu Blickfeldfüllend, deutlich am Rand aufgelöst, in der Mitte noch teilweise diffus. Gekrümmte Sternenketten sind gut auszumachen. Höhere Vergrößerung bringt wenig mehr Auflösung; die relativ hohe Luftunruhe wirkt störend. Armin meint, dass das TAL auf der Vixen-GPE mit Hartholzstativ etwas stabiler als der Orginalunterbau ist. Beim Fokussieren mit hohen Vergrößerungen benötigt diese Kombination jedoch etwas länger zum auspendeln. Da wir abwechselnd schauen, müssen wir ständig neu justieren. Ich bin kurzsichtig (minus 1,5 Dioptrien rechts), Armin nicht. Wir wechseln zu

M03. Dieser KS ist kleiner als M13, jedoch auch sehr lichtstark. Von der Form her nahezu gleichmäßig kugelförmig, liess er sich gut auflösen. Mir persönlich gefällt er besser als M13. Da das Seeing heute doch spürbar schlechter als vor 3 Wochen ist, kann M03 diesmal nicht seine ganze Pracht offenbaren. Schleierwolken ziehen auf, was für die nächsten geplanten Ziele, GX tödlich ist. Wir versuchen uns nun an einem Doppelstern

Jota Leo (mag4,1 – 6,7; 1,7“). Erst mit dem 10mm Oku (120-fach) ist zu erahnen, dass es sich um einen Doppelstern handelt. Armin und ich sind beide der Meinung, dass die schwächere Komponente unten rechts im Oku zu erahnen ist, lt. Karkoschka jedoch unten links. Das Seeing ist nicht sonderlich, der Stern lässt sich schlecht fokussieren. Liegt dies vielleicht an der Newton-Justierung? Armin vergleicht Intra- und Extrafokale Bilder und justiert etwas am Hauptspiegel nach. Die Wolken sind nun durchgewandert, und jetzt geht es auf GX-Jagd, zunächst im Cames Venatici. Grob am Coma-Haufen orientiert, werden die GX

NGC4656 und NGC 4631 gefunden. Letzteres Objekt ist recht lichtschwach (visuelle Helligkeit etwa mag10,5) , durch die Nähe der anderen GX jedoch relativ gut zu finden. NGC 4631 ist eine besonders sehenswerte GX, in Kantenlage und mit 12’ relativ groß. Diese GX sollte die schönste des Abends bleiben. Wir verweilen hier eine ganze Zeit und tauschen unsere Beobachtungseindrücke aus. Die Helligkeitsverteilung ist nicht gleichmäßig, man kann hellere und weniger helle Bereiche ausmachen, oberhalb des Zentrums war rechts eine ‚Einbuchtung’ zu erkennen. Armin hat scheinbar noch einiges vor, nun geht es in den Virgo-Haufen, zunächst

M100. Beim Ausrichten wird sich an einer markanten Sternekonstellation orientiert, welche eine Art
T darstellt. Am Rande dieses Bereichs ist M100. Bei diese GX waren keine Strukturen auszumachen, lediglich der etwas hellere Kern war zu erkennen. Weiter ging es zu

M84, zusammen mit M86 im Blickfeld des 25mm-Okus. Auch diese GX offenbarten keine Strukturen, waren als Päärchen trotzdem schön anzusehen. Bei genauem hinsehen konnten wir noch in gleichen Blickfeld NGC4388 als lichtschwache GX erahnen, diese jedoch mehr in Kantenlage. Also ein Trio, kein Duo. Von hier aus sind wir Makarians Galaxienkette entlanggewandert. Zumindest NGC4473 und NGC4477 als weiteres GX-Päärchen konnte ich nun in Ciel identifizieren, visuell haben wir noch ein paar andere lichtschwache GX ausgemacht. Ein schwenk nach Osten: Armin will mir noch Drei Ziele zeigen:

Vierfachsystem Epsilon Lyra (mag4,6 [5.2 – 5.5; 2,4“] – mag 4,7 [5,0 – 6,1; 2,4]. Im Sucher sind zwei relativ helle Sterne erkennbar, welche im 25 mm Oku einen deutlichen Abstand aufweisen. Über 68-fach bis 120-fach weitervergrößert. Jetzt sind die Sterne zu trennen. Rechts im Blickfeld steht ein Sternenpaar übereinander, links nebeneinander! Nun kriecht der Mond bereits über den Horiziont, langsam müssen wir uns sputen. Doch für

M57, dem bekannten Ringnebel in der Leier, ist es noch dunkel genug. Bereits bein 48-fach ist zu ein heller Fleck, mit dunklernen Zentrum erahnbar. Mit steigender Vergrößerung wird es deutlicher. Mit 120-fach sieht es wie ein Raucherkringel aus, deutlich dunklerer Zentralbereich (fast wie der Hintergrund) von einem leicht ovalen breiten Ring umrahmt. Werde ich mit unter besseren Bedingungen noch mal betrachten.! Zum Abschluß noch einen weiten Schwenk nach Norden. Dort steht Cassiopeia dicht über dem Horizont. Ab zu

CAS457, einem offenen Sternhaufen mit markanter Gestalt. Mit wenig Fantasie kann man sich einen Roboter vorstellen, mit Lampenaugen, Eckigen Korpus, Armen und Beinen. Wirklich witzig. Soll den Spitznamen ET haben.

Schnell einpacken, zuhause noch zusammen ein Bierchen getrunken und dann Armin nach Erlangen gefahren (Rekordzeit!). Um 02.15 ab ins Bett (um 06.00h wieder raus).

Fazit:
Heute musste ich mir meine Ziele nicht erarbeiten. Mein Eindruck hierzu ist zwiespältig: in so kurzer Zeit so viele Objekte? – toll. Auf der anderen Seite habe ich die einzelnen nicht so genau wie sonst üblich studiert, was ich an meinen Schwierigkeiten bei der Rekonstruktion des Betrachteten feststelle. Es war trotzdem ein wirklich gelungener Sternenabend.

Grüße von Achim
                                              > zurück zur Beobachtungsübersicht