Beobachtung vom 19.04.2001, ca. 21:00h - 23:00h

Gerät: Newton-Teleskop , Öffnung 150mm, Brennweite 1200mm, parallaktische Montierung Vixen GPE auf Hartholzstativ

Okulare: 25 mm Plössel [TAL] (48*), 10 mm Plössel [Antares] (120X*); 7,5 mm Super Plössel [OMCON] (160X), Barlow 2*

Ort: Emskirchen, Terrasse 346m üNN
Temperatur: 4,2 C (21.00h) ; 0,1 C (23.00h)
Grenzhelligkeit: anfangs ca. Mag3 (Dämmerung), später Mag 5,5 – 5,8 (Zenit)


Objekte (Reihenfolge der Beobachtung):

Planeten: Saturn, Jupiter
Deep Sky: M44, NGC 2903, M96, M95, M105, NGC 3384
Doppelstern: Gamma Leo

Rahmenbedingungen:
Ich hatte mir am 07.04. das Schlüsselbein gebrochen (nicht beim TAL-schleppen, bin vom Motorroller meiner Frau „abgestiegen“), war bis 14. im Krankenhaus (Verplattung mit 11 Schrauben). Bin nun „verdammt“, die rechte Schulter insges. 6 Wochen völlig zu schonen, d.h. auch kein Teleskop-Schleppen. Ich kKonnte mich hiermit ganz gut arrangieren solange das Wetter mies war; als ich jedoch die neuesten Beobachtungsberichte gelesen habe, war ich ganz schön frustriert. Und dann klart es auch noch bei uns auf!!


Silvia (meine Frau) hat’s bemerkt und angeboten, mein Teleskop auf der Terrasse aufzubauen. Habe dort zwar rundherum Lichtquellen (Straßenlaternen, beleuchtete Fenster ...), aber immerhin. Habe Silvia genau erklärt, wie der Tubus abzunehmen ist, wie die Montierung am besten getragen wird, ... Bin dann ständig um Sie herumgehüpft. Kulminierte in Ihrer Bemerkung „ich bin zwar blond, aber nicht Doof!“ Habe ab dann meinen Mund gehalten, und Silvi hat es ganz toll hingekriegt. Gegen 20.00h war das Scope zum durchtemperieren aufgebaut, wir haben besonderes Augenmerk auf genaues ausbalancieren gelegt, um Tubusbewegungen nach einarmigen Ausrichten zu vermeiden. Kinder ins Bett gebracht, warm angezogen (echtes Problem mit einem Arm), Schuhbändel zugeknotet (Schleife geht nicht mit einer Hand) und dann auf die Terrasse (ca. 21.00h).

Uma ist bereits voll zu erkennen, im Osten ist es jedoch noch relativ hell; bei Umin zu diesem Zeitpunkt lediglich Alpha, Beta und Gamma erkennbar. Wende mich zunächst

Saturn zu. Steht schon recht niedrig; ist einziges Objekt im Osten, welches momentan erkennbar ist. Grobausrichtung funktioniert ganz gut – über Tubus peilen, dann im Sucherfadenkreuz zentrieren. Mit 25 mm Plössel – wie gewohnt – Ringsystem schon sehr gut erkennbar, mit dem 10 mm Oku (120*) wird deutlich, dass so horizontnah (in der Siedlung, über Häuserdächern) die Luft sehr unruhig ist, die Planetenkonturen wabern meist. Cassiniteilung lediglich für kurze Momente erkennbar, ebenso ein Atmosphärenband. Denke wehmütig daran, dass man bald für viele Monate ganz auf Saturn verzichten muss. Ähnliches gilt für

Jupiter. Lasse das 10mm Oku im Auszug und richte aus. Ich habe auch tatsächlich Jupiter bei dieser Vergrößerung gleich auf Anhieb im Oku. Io und Europa sind links relativ nah (etwa scheinbar halben Jupiterdurchmesser) am Planeten erkennbar. Seeing am Jupiter auch nicht toll, doch besser als bei Saturn, mehrere Atmosphärenbänder sich erkennbar, immer wieder ein schöner Anblick. Verweile einige Minuten und „trinke“ die Ansicht. Streulicht erweist sich als – befürchtet – störend, insbesondere, da ich nunmehr auf Deep-Sky gehen möchte.

Habe bisher die Galaxien im Leo noch nicht betrachten können; Leo steht nur hoch im Süden (60.. 65 Grad). Möchte mit der (lt. Karkoschka) einfacheren Galaxien-Gruppe, M65/M66 beginnen. Richte den Tubus aus, geht nur mit Kniefallmethode; ist jedoch viel mühsamer als gewohnt, da ich mich nicht mit dem rechten Arm abstützen kann und auch der Rücken (Muskelverspannungen) heftig schmerzt. Schaue durchs Oku (wieder 25 mm Plössel) – Mist!!! Licht der Straßenlaterne leuchtet nicht nur in den nicht optimal geschwärzten Tubus, sondern sogar in den unzureichend dunklen Okularauszug hinein. Sehe lediglich eine hellgraue Fläche und vereinzelt hellere Sterne. Absolut nichts für Galaxienjagd!!. Frust !!!!! Nun ist es so schön dunkel, und ich kann es nicht ausnützen!!

Dann wenigstens Doppelstern trennen: GammaLeo (2,3m/3,5 m 4,7“) habe ich schnell im Sucher. Schon im 25mm Oku ist zu erkennen, dass es sich um einen Doppelstern handelt. Mit 120-fach (10mm) sind die Komponenten deutlich getrennt – Lücke etwa doppelt so groß wie die kleinere Komponente erscheint. Was so einfach, brachte keine Befriedigung.

Betrachte nun die Sternbilder mit bloßem Auge. Kann M44 im Can erahnen. Steht weit genug östlich (weg von der lästigen Laterne), das Betrachtung im Teleskop möglich ist. Hatte ich schon mehrfach gestehen; ein wirklich sehenswerter Sternhaufen für geringe Vergrößerungen, viele relativ helle Sterne erkennbar, das Richtige für ein (bei nicht vorhandenes) langbrennweitiges Weitwinkel-Oku. M44 tröstet mich ein wenig. Da fällt mir ein, es gibt ja noch

NGC2903 östlich in Leo, bin jedoch nicht allzu zuversichtlich, die GX bei meinen Rahmenbedingungen zu finden. Streulicht ist mehr als lästig, volle Dunkeladaption nicht möglich, habe immer zumindest den hellen TAL-Tubus vor dem Auge. Trotzdem: Zielregion über Tubus anpeilen (wieder auf die Knie), dann Blick in den Sucher. Ausschnittvergrößerung im Karkoschka erweist sich als sehr hilfreich. Kann Lamda Leo und Eta Leo im Sucher identifizieren; Karte auf den Kopf stellen (Newton!) und – Got Ya!! Habe die Galaxie gefunden. Handelt sich mit ca. 10’ um ein relativ großes Objekt. Verfl .... Streulicht!!. Gehe ins Haus (taste mich mit geschlossenen Augen in den Hobbykeller zu Stoffrestekiste), hole ein Stück schwarzen Futterstoff; versuche nun hiermit dem Streulicht ein Schnäppchen zu schlagen. Bringt auch etwas. Verweile noch eine Reihe von Minuten bei NGC2903. Ovale Form der GX ist gut erkennbar, ebenso die relativ große (verglichen zur GX-Größe) Zentralaufhellung. Unter dem Stoff staut sich leider die Körperwärme, das Oku beginnt zu beschlagen, muß immer wieder „lüften“. Leo nunmehr einige Grad nach Osten gewandert. Gruppe um M95 ist nun ohne Lichteinfall im Tubus anpeilbar.

Finde M95 als erste GX der Gruppe. Handelt sich um relativ kleines (4’) Objekt. Kann keinerlei Strukturen ausmachen, auffällig ist der sehr kleine etwas hellere Kern. M96 in etwa doppelter Oku-Blickfeld-Durchmesser Entfernung ausgemacht, Abstand dürfte ca. 2 Bogenminuten sein. Leider ebenfalls keine Strukturen auszumachen, erscheint mir von der Form her mehr länglich. Vergrößere auf 120-fach, bringt jedoch keinen spürbaren Gewinn. Zurück auf 48-fach, dann

M105 südlich gesucht und gefunden. NGC3384 befindet sich hierzu in unmittelbarer Nähe (8’). Bin mir nicht sicher, ob nicht eine Brücke zwischen beiden GX zu erahnen ist. Kann das sein? Karkoschka sagt nichts hierzu! Schaue noch einige Minuten, versuche es nochmals bei höherer Vergrößerung. Mir fehlt hier das passende Oku: etwa 80-fache Vergrößerung (15 mm) mit großem Blickfeld. Kaufe ich mir das 17.5mm Bertele? Bin unschlüssig, nur 60 DM sind für ein u.U. wenig taugliches Oku immer noch zu viel! Mann, schmerzt der Rücken!, kann meinen Bügelstuhl wegen Stativbein nicht nützen. Es hilft nichts, ich gebe es für heute auf.

Silvia ist noch wach (extra fürs abbauen aufgeblieben); schnell ist alles verräumt.

Fazit: >für „eigentlich“ gezwungene Astro-Abstinenz einiges gesehen (5 „neue“ GX)
>viel Energie zur Bewältigung widriger Rahmenbedingungen benötigt
>Tolle Sicht kaum ausnützen können (ja, ich weis, will immer zu viel!)


Gruß von Achim
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