Erste Außenbeobachtung eines Anfängers (4th light) – 11.02.01

Ausstattung: TAL2 [2972/1999] auf Vixen GPE mit Hartholzstativ

Hmm, der Himmel sieht heute vielversprechend aus, tagsüber gab es ein paar Wolken, doch diese sind aufgrund der Wärme (bis ca. 7Grad) entstanden, werden sich sicherlich bei Abkühlung wieder auflösen. Vielleicht wird es etwas mit meinem ersten „Außeneinsatz“, ich setze mich an den PC und stelle mir mit Hilfe von „Cartes du Ciel“ ein Programm zusammen. Ende der astronomischen Dämmerung ist heute gegen 19.18h, Mondaufgang gegen 20.27h, somit müsste ich über eine Stunde optimale Dunkelheit haben.

Ich nehme mir folgendes vor:
M42 (kenne ich schon), M50, M44, M31,
Doppelsterne:
Epsilon Ari ( lt. Betriebsanleitung TAL: 1,4’’, 5,2 –5,5 ‚’’)
Gamma Andromeda = Almaak (8,7’’; Gamma 1 2,27m, Gamma2 4,48m)
Zeta Orion ( 1,5’’; 2,05m, 4,21m)
Alpha Gem = Castor; ( 1,0’’; 2,88m, 1,98m)

Ich lade schon mal das Teleskop ins Auto. Um möglichst wenig “Arbeit” zu haben zerlege ich es nur in drei Teile: Tubus samt Sucher, Stativ mit ausgeklappten Füßen (damit ich nicht die Ablageplatte wieder festschrauben muss) und Montierung samt Gewichten auf der Gegengewichtstange. Das Einladen ist völlig unproblematisch; Tubus passt auf die Rückbank, der Rest in den Kofferraum (bei einem Kombi kein Problem). Beim Abendessen mit der Familie bin ich schon nicht geistig nicht mehr anwesend; zur Frau habe ich gesagt, dass es nicht spät werden wird (von wegen Mond); es gab keinen Widerspruch. Gegen 19.00h geht es los, eine passende Stelle hatte ich mir schon ausgesucht. 3km Autofahrt, und ich bin dort; ein fest geschotterter Seitenweg, ca. 150 m von einem sehr wenig befahrenen schmalen Landsträßchen entfernt; in den nächsten 2 ½ Stunden sind auf der Seitenstraße tatsächlich auch nur 5 Autos vorbeigefahren.

Wie erhofft erweist sich die Kombination TAL2-Tubus mit Vixen-GPE-Montierung auf Hartholzstativ als gut transportabel. Der Aufbau ist in nicht einmal 5 Minuten geschehen. Das Teleskop müsste bereits abgekühlt sein (da schon 30min im Auto); ich bezähme meine Ungeduld noch etwas und betrachte mit bloßem Auge den Sternenhimmel: Wowww!! Ein riesiger Unterschied zum Blick aus der Siedlung heraus!! Es ist wirklich RICHTIG klar geworden; man sieht so viel mehr an Sternen, dass es mir schwer fällt, Sternbilder zu erkennen; mir vertraut sind Cassiopeia und Großer Wagen (um den Polarstern zu finden – damit habe ich keine Probleme- und Orion sowie Fuhrmann, aber der Rest??

Ich beginne mit der Venus, da ich mir hier nicht viel verspreche, um die Zeit bis zur Dunkeladaption zu überbrücken. 25mm Plössel mit 2-fach, und los geht es. Aua- von wegen Adaption – rechts ist diese erst mal wieder beim Teufel – ohne Filter geht nichts; ich nehme meine stärksten (Rot); nun kann man die Sichel sehr schön sehen; nur das fokussieren bereitet noch etwas Probleme – ich habe ein Doppelbild, welches ich nicht ganz deckungsgleich bekomme- wahrscheinlich muss das Teleskop noch etwas auskühlen.
Mit dem bloßem Auge sind immer mehr Sterne zu erkennen, man kann das Band unserer Milchstraße erkennen. Nächster Halt – Orionnebel: Schon im 8*50-Sucher ist er deutlich erkennbar, dann mit den 25mm Plössel (48-fach) sieht man die Strukturen sehr deutlich – der Nebel ist wirklich ein lohnenswertes Ziel, sehr schön – doch die Zeit bis zum Mondaufgang ist knapp. Noch ein Blick mit dem 42mm Kellner (28-fach), doch mit diesem Okular bin ich insgesamt nicht zufrieden; von der Abbildgenauigkeit erscheint mir das 25mm trotz kürzerer Brennweite besser. Leider weiß ich nicht das Blickfeld meiner Okulare – kennt einer von Euch das Blickfeld der TAL2-Standardokulare? – würde mich interessieren!
Jetzt möchte ich mir M31-Andromedanebel vornehmen – doch wo ist der? – so viele Sterne sind zu sehen! Wo ist das Sternbild Andromeda? Ich versuche über Bellatrix im Orion und den Plejaden zu Peilen – Hmm – keine Ahnung! Vielleicht in Verlängerung einer Spitze von Cassiopeia wie beim Auffinden des Polarsterns, nur in die andere Richtung – Hmm – kann nichts entdecken. Da – ich sehe etwas, was wie ein ganz schwacher verwaschener Fleck aussieht. Im Sucher sieht das nicht wie eine Spiralgalaxie aus. Gehe nun mit dem 25mm-Okular darauf los. Mann – sind das viele Sterne!! Ähnlich wie die Plejaden durch den Sucher – nur sehr viel mehr an Einzelobjekten!! Ich scheine einen ausgedehnten Sternenhaufen entdeckt zu haben. Beim Abfahren kann ich zwei Zonen mit besonders hoher Sternendichte lokalisieren. Zuhause mit „Ciel“ nachgesehen meine ich, dass es sich entweder um Stock2 CAS oder um Doppelsternhaufen NGC 884/869 handeln müsste. Vielleicht könnt Ihr mich ja berichtigen. Andromeda? – Fehlanzeige !! ich gebe dieses Ziel auf. Die Zeit drängt- ich will meine Optik noch testen – habe meinen Sekundärspiegel neu justiert, dieser war ziemlich verstellt. Jetzt versuche ich Doppelsterne aufzulösen. Ich beginne mit Zeta Orion – wollte eigentlich mit Gamma Andromeda beginnen, doch ohne Andromeda geht das schlecht! Zumindest diesen Stern finde ich auf Anhieb. Ich passe auch gut auf, dass ich den richtigen Stern aus dem Gürtel des Orion auswähle. Nehme 25mm Plössel + 2-fach Barlow (meine liebste Kombination) und fokussiere – sehe EINEN Stern – hoppla – beim scharf stellen sehe ich endlich einmal die vielgelesenen Beugungsscheibchen – eine Reihe von konzentrischen, scharf abgegrenzten Ringen um den Stern. Die Ringe haben jedoch oben eine deutliche Delle! Ist meine Optik doch nicht o.k.? Ich erhöhe die Vergrößerung, nun mit 3-fach Barlow. Das Scharfstellen wird nun deutlich schwieriger – es dauert immer ca. 2 Sekunden, bis der Stern das „hüpfen“ aufhört. Einmal denke ich, zwei Sterne zu sehen, dann wieder schiebe ich es auf nicht exakte Fokussierung. Ich gehe auf maximale Vergrößerung - 15mm Kellner + 3-fach (240*). Mit dieser Kombination habe ich bisher noch nie ein scharfes Bild erkennen können – dies ist auch heute nicht anders. Fazit: Konnte die Sterne nicht eindeutig trennen! – FRUST !!!

Jetzt versuche ich es mit Castor (Alp Gem). Zum Auffinden gehe ich auf 48-fach zurück, danach mit 2-fach. Doch, ich glaube es sind zwei Sterne; nun mit 3-fach (= 144-fach), ja, eindeutig zwei Sterne, deutlich getrennt – Puh! Es geht also doch!! Vielleicht lag die Delle bei den Beugungsscheibchen ja daran, dass ich es bei einem Doppelstern versucht hatte? Probiere es nun nochmals bei Rigel: 25mm Plössel und nun dejustieren: da sind sie wieder – die Beugungsscheibchen – 5 Stück an der Zahl; nahezu kreisrund, doch ich meine nicht ganz konzentrisch, auf der linken Seite sind die lichten
Abstände etwas geringer als auf der rechten Seite. Habe gelesen, das die Ursache hierfür ein etwas verspannter Spiegel sein kann; durch Ausbau und spannungsfreien Einbau sei das Problem zu lösen – traue mich jedoch nicht, den Spiegel auszubauen! Wenn ich den nicht mehr richtig hineinbekomme, was dann??, ach ja, die Beugungsscheibchen waren nicht völlig Kreisrund, sondern hatten in gleichmäßigen Abständen 3 leichte Dellen, ich denke dies liegt an den Halteklammern des Hauptspiegels, kann das sein?
Es fährt ein Auto auf der Nebenstraße, und biegt do tatsächlich auf meinen Schotterweg ab.
Verflixt!!!, was will der denn hier? Der Weg führt doch nur zum Waldrand!! Ich stehe mitten auf dem Weg, mit dem Auto kann da niemand durch. Ich fluche vor mich hin und werde hektisch. Das Auto fährt bis 3 m vor das Teleskop. Ich bin völlig geblendet. Ein jüngeres Paar steigt aus und meint, dass es gar nicht durchfahren will und fragt, ob es mal durchs Teleskop sehen darf! Ich war scheinbar so exponiert, dass ich von der Straße zu sehen war; die weiße Russenpanzerfaust ist scheinbar von weitem zu sehen! Grummel!! Die Dunkelanpassung ist zum Teufel.! Naja – es war ja nicht böse gemeint, also bin ich höflich und zeige auf die Schnelle Jupiter und Saturn – die kommen immer gut. Der Junge Mann ist ganz begeistert, seine Freundin scheint es eigentlich nicht zu interessieren, doch spielt Sie mit, nur ist sie zu klein, um selber durch das Okular sehen zu können – der Tubus ist so gedreht, dass das Okular noch oben zeigt – ich bin 1,87m - für mich ist das die beste Stellung. Ihr Freund will Sie hochheben, doch so durch ein Okular zu sehen ist nicht gerade einfach. Nach etwa 10 Minuten fahren Sie wieder –diesmal die ersten 100m ohne Licht.
Nun sehe ich mir selber Jupiter in Ruhe an – mit 144-fach, nachdem ich das SUPER Jupiterphoto auf der TAL-Seite gesehen habe, bin ich versucht zu glauben, eine „Montagsoptik“ erwischt zu haben; ich rufe mich zu raison (wie schreibt man dass?) und denke mir, dass das Photo sicherlich unter optimalen Bedingungen mit super Okularen gemacht wurde, und dass man auf einem Photo vielleicht mehr als mit bloßem Auge erkennen kann.
Genauer hingesehen erkenne ich, ganz knapp geradeeben hinter Jupiter ein Mond hervorkommt. Auch kann ich einen scharf abgegrenzten schwarzen Punkt auf Jupiter erkennen. Das muss ein Mondschatten sein! Habe soeben im KOSMOS Himmelsjahr nachgesehen – der Mond (Io) hatte soeben seinen Durchgang beendet, und es war Io’s Schatten, den ich gesehen hatte.
Ich gehe auf maximale Vergrößerung (240-fach). Wie gewohnt – kaum mehr Details! Vielleicht ist das Seeing ja nicht optimal, kann dies aber nicht beurteilen – und schon wieder die Unsicherheit, ob’s nicht doch an der Optik liegt. Manchmal denke ich, meine Erwartungshaltung ist zu groß, und ich bin zu ungeduldig; aber so bin ich nun mal. Denke,
Klarheit erlange ich erst, wenn ich zusammen mit einem erfahrenem „Kollegen“ zusammen die Sterne beobachten kann. Hat jemand im Raum östlich von Nürnberg einmal Lust und Zeit hierfür? Bitte zwecks Kontaktaufnahme melden!!!
Zurück zu Jupiter – etwas mehr kann ich doch mit 240-fach erkennen; manchmal meine ich für Sekundenbruchteile mehrere Bänder (statt der 2 deutlichen und dem einen undeutlichen) erkennen zu können. Übrigens, habe mir ein 8,3 mm Okular zur „Ansicht“ bestellt; soll ein echtes Spitzenokular sein (wobei ich mir da auch schon wieder nicht mehr sicher bin, da der Anbieter im Forum – so habe ich den Eindruck – mittlerweile durch selbstgepostete Berichte unter fremden Namen – unseriös das Teil in den Himmel gelobt hat). Damit hoffe ich am Planeten deutlich mehr zu sehen. Es wäre sehr hilfreich, wenn ein „Kollege“ mit durch das Teil sehen könnte um mir beim beurteilen zu helfen.
Nun war ich doch ganz schön durchgefroren und der Mond war schon über dem Horizont. Den dann noch kurz abgefahren (brauche dringend einen vernünftigen Mondfilter; das Standardteil taugt nicht viel und ist zu schwach) und dann eingepackt.

Faul wie ich bin, habe ich nur den Tubus heruntergenommen – mit der Schwalbenschwanzmontierung eine Sache von Sekunden und auf die Rückbank gelegt. Die Montierung auf Stativ hat gerade so in den Kofferraum gepasst. Es geht also sogar mit nur 2 Teilen, dann dauert der Aufbau auch nur max. 3 Minuten, incl. Grobausrichtung nach Norden.

So, das war’s. Muss nun auf Verwandtschaftsbesuch. Ich würde mich jeden Kommentar / Anregung / Kritik / Hinweis / Tipp ... sehr freuen

Klaren Himmel wünscht


AchimS
                                              > zurück zur Beobachtungsübersicht

p.s. aus meiner ursprünglichen Planung ist ja nicht viel geworden!