The first light

Erster Erfahrungsbericht eines Vollblutanfängers
Ausstattung: Tal 2 150mm f/8 Newton auf GPE mit Hartholzstativ

Ich hatte mir gestern frei genommen (den Tag musste ich mir schwer verdienen, war am Donnerstag 14 Stunden in der Firma). Bezüglich Wetter und klarem Himmel waren meine Erwartungen pessimistisch angesetzt (reine Schutzvorstellung, um nicht abermals allzu enttäuscht zu sein), doch als es dann gegen Mittag sonnig wurde, bin ich dann doch ganz kribbelig geworden. Es gab zwar noch einen halbstündigen Regenschauer, danach jedoch hat es sich wunderbar aufgeklart.
Meine Gedanken kreisten nur noch darum, was ich denn ins Okular nehmen soll; mit Hilfe der niegelnagelneuen Kosmos-Sternkarte (leider nur die Taschenversion, ohne Objektbezeichnungen, muss mir die Große Version unbedingt zulegen) habe ich mir eine Grobplanung erstellt. Wie stellt man es eigentlich an - ohne geblendet zu werden - die Karte im Feien anzusehen? Unter dem Sternenhimmel musste ich mich dann auf mein Gedächtnis verlassen, da ich im Streulicht der zwei je 20m entfernten Straßenlaternen überhaupt nichts auf der Karte erkennen konnte.

Bei Einbruch der Bürgerlichen Dämmerung habe ich das Teleskop fertig montiert auf die Terrasse geschleppt; das „Teil“ wiegt komplett 24,9 kg (davon 8,8 kg Gegengewichte); Teleskop heißt hier TAL-2 Tubus auf Vixen-GPE mit Hartholzstativ. Gegenüber der „Orginal“-Montierung also ein Gewichtsreduzierung von 15 kg! die Okulare habe ich auch gleich mit ins Freie genommen (von wegen Temperaturanpassung). Kurz nach 18.00h war es dann soweit: ENDLICH!! Zunächst habe ich das strahlendeste Objekt anvisiert: Jupiter mit 42 mm Kellner; Wow! gleißend hell!! Vier Monde sind auf anhieb zu erkennen; als nächste das 25 mm Plössel;
Größer (was auch sonst?) zwei dunkle Bänder sind deutlich zu sehen. Verflixt; die hohe Luftfeuchtigkeit kondensiert, es wird etwas diesig. Beim Nachbarn unmittelbar nebenan steigt heute eine Fete, ständig fahren Autos vor und blenden einen, danach springt die Außenbeleuchtung dank Bewegungsmelder an, wirklich lästig! Nun versuche ich es mit dem 15 mm Kellner: noch größer, aber keine/kaum zusätzlichen Details –hmmm?? Erst 25mm Plössel, dann 15mm Kellner mit 3-fach Barlow: Der Jupiter ist jetzt schon recht groß, die Helligkeit des Objektes ist jedoch doch deutlich geringer geworden; habe nunmehr meine maximale Vergrößerung (240-fach) ausprobiert. Ehrlich gesagt, bin ich etwas enttäuscht!! Der Planet ist zwar viel größer zu sehen, aber nach wie vor nur zwei dunkle Bänder zu erkennen, feinere Strukturen Fehlanzeige, mach ich etwas falsch?, liegt es am Streulicht?, Teleskop u. U. nicht richtig justiert??

Ich meine festzustellen, dass von der Tubusinnenseite scheinbar das Licht einer Laterne zum Teil auf den Spiegel gestreut wird; wenn ich mit der Hand an in dieser Richtung abschatte, wird der Himmel dunkler; Jupiter steht nicht allzu hoch am Himmel (45-50 Grad), schräg über genannter Laterne.
Nächstes Ziel: Saturn, ein Stückchen fast genau nach Osten. Mittels Zielsucher anvisiert (habe den am Nachmittag dank 2km entfernter Kirchturmspitze kalibriert) und sofort im Okular – strahlend hell (48-fach), der Ring deutlich erkennbar, ebenso 2 Monde. Mit dem Einblick in die Okulare habe ich etwas Probleme; das Plössel hat zwar eine riesige offene Linse, zu sehen ist etwas jedoch nur mittig; muss mich scheinbar erst noch daran gewöhnen. Die Augenmuschel scheint eher symbolisch, da viel zu klein; wenn ich mit dem Auge so nah hingehe, um kein Seitenlicht einzufangen, klebe ich mit der Pupille am Glas! Wieder 15mm, dann 25mm mit Barlow, 15 mm mit Barlow; der Ring ist wunderbar zu sehen, jedoch keine Strukturen, keine Cassinische Teilung! – mach ich etwas falsch? Mittlerweile ziehen Wolkenfetzen auf, da trifft es sich ganz gut, dass das Abendessen auf dem Tisch steht; ab ins Haus und mit der Familie essen, Kinder ins Bett bringen: Beim Zähneputzen muss ich mal wieder aufpassen, dass nicht geschludert wird, dann Gutenachtgeschichte. Das Teleskop samt Okulare bleibt draußen. Gegen 20.00h stehe ich dann wieder draußen. Hupps! Als ich versuche, mit dem Sucher wieder den Jupiter anzufahren, sehe ich nichts: die Optik ist beschlagen (trotz Taukappe am Sucher); hätte ich das Teleskop wieder ins Haus schleppen sollen, und wieder ganz von Vorne anfangen??; oder das ganze Teleskop mit einer Plane abdecken??

Nach wie vor Wolkenfetzen; ich versuche die beiden Gasriesen besser aufzulösen, kämpfe jedoch mit Schleierwolken, beschlagenen Okularen und den Lichtquellen rundherum. Naja, wir sind auch beim Nachbarn eingeladen, und sollten nun hinübergehen. Die Frau hat sich fertiggemacht und fragt, ob wir losgehen. Doch jetzt reißen die Wolken auf! Ich komme gleich nach! (wurden dann 1 ½ Stunden). Da die Barowlinse am stärksten beschlagen zu sein scheint, versuche ich jetzt größere Objekte nur mit Okular. Ich visiere die Plejaden an (über den Tubus gepeilt, der Sucher ist immer noch beschlagen). Toll!! Ich bin richtig beeindruckt; so ähnlich wirkt der Sternenhimmel in den Bergen bei klarer Luft; eine Unmenge von unterschiedlich hellen Objekten. Danach die Hyaden; ähnlicher Eindruck. Ich verliere mich in den Anblick der Sterne, kann mich gar nicht satt sehen! Orion kommt im Osten langsam hoch; ich versuche den Orionnebel zu finden; trotz mehrfacher Versuche Fehlanzeige! Der Sucher ist immer noch beschlagen, und so finde ich nichts- mist! Bevor es Ärger gibt breche ich jetzt ab. Teleskop samt Stativ passt gerade so durch die Terrassentür. Später wird weitergeschaut!

Gegen 0.40h stehe ich wieder draußen, (samt einen Nachbarn). Ich wollte Ihm die Planeten „vorführen“, doch die sind mittlerweile weit im Osten, direkt über der Straße und damit über einer Reihe von Laternen. Orion steht auch schon deutlich tiefer; den Nebel kann ich für heute abhaken!. Ich schleppe diesmal das Teleskop zwischen Garage und Schuppen, zwischen zwei Häuser. Damit bin ich nun von allen Seiten gegen Laternen- und Fensterlicht abgeschirmt, habe aber einen sehr begrenzten Himmelsausschnitt über mir. Auf diesen Himmelsabschnitt habe ich aber (noch) gar nicht gelernt; was anschauen? Im großen Wagen sitzt der „Augenprüferstern“, habe ich letzten Sonntag im Planetarium gehört (Kindervorstellung); der wird jetzt anvisiert. Mit bloßen Auge und auch durch den Sucher (mittlerweile wieder klar) erkenne ich keinen Doppelstern; mit dem 25 mm Plössel ist er ganz klar zu trennen; es klafft eine deutlich Lücke zwischen den Sternen; diese lassen sich auch sehr gut fokussieren. Ebenso mit Plössel und Barlow. Was nun? In SSO, ca. 45 Grad über dem „normale“ Horizont kann ich einen verwaschenen Flecken ausmachen. Im Teleskop erweist es sich als ein offener Sternhaufen; Charakteristisch erscheinen mehrer Gruppen in etwa gleich großen Dreiecken angeordnete ähnlich helle Sterne; keine Ahnung, wie dieser Sternhaufen heißt. Vielleicht weiß dies ja einer von euch. Um 02.00h habe ich dann eingepackt und Schluss gemacht.

Zur Montierung: TAL2 + GPE mit dem niedrigen Hartholzstativ sind von der Höhe her nahezu ideal. Bei zenitnaher Betrachtung kann ich (1,87m) voll aufgerichtet gut ins Okular sehen; der Nachbar (1,78m) musste sich ganz schön strecken; Schemel bei dieser Größe (und kleiner) anzuraten. Mir ist es einmal vorgekommen, dass ein Fuß des Dreibeinstativs im Weg war, eben bei zenitnaher Betrachtung, dies betrifft jedoch nur einen sehr kleinen Bereich. Meine Lösung für das Problem war, es eine halbe Stunde später zu probieren, da war das Ziel meiner Begierde soweit gewandert, dass Betrachtung möglich war.
Stabilität? Ich habe leider keinerlei Erfahrung und kann somit keine Vergleiche ziehen; bei voller Vergrößerung (240*) dauert es nach dem Scharfstellen etwa 2 bis 3 Sekunden, bis das Objekt wieder völlig ruhig stand. Beim Nachführen „wackelt“ es deutlich weniger und beruhigt sich auch schneller. Leicht böiger Wind brachte die Sterne auch etwas zum Tanzen.

Fazit: Sternegucken ist SUUPER; bin jedoch etwas nachdenklich, ob der teilweise unbefriedigenden Ergebnisse.

Was kann/sollte ich anders machen? Bin dankbar für jeden Tipp!!!

(Ich nehme mir vor, nächstes Mal das Teleskop ins Auto zu packen und in einer Waldlichtung aufzustellen.)

Clear Skys und tausend Grüße

Achim
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p.s. habe euch hoffentlich nicht gelangweilt!