Bericht vom 08.12.2002; 20.50h - 22.10h

Ausrüstung:
Newton-Teleskop , Öffnung 208mm, Brennweite 1631, (f/7,97) "Long-John";
Dobsonmontierung

verwendete Okulare 32mm Plössel [Omcon]; 25 mm Plössel [TAL]; 18 mm Bertele, 13mm Nagler [TeleVue], 10mm Plössel, 7 mm Siebert;
Ort: ca. 5km außerhalb Emskirchen, 390m üNN
Temperatur: 20.40h -3,8 C; 22.20h - 4,6 C
Seeing: 3 bis 4


Wetter: ab Sonnenaufgang wunderbar klar, beißend kalter Wind

Objekte: (Reihenfolge der Beobachtung):
Galaxien (GX): M77, NGC1055, NGC1032, NGC1073, NGC1026, NGC1019, NGC936
Planetare Nebel (PN): M1
Planeten: Saturn

Am Samstag hatten wir bei Nachbars 80. Geburtstag (2* 40.) gefeiert. Morgens um 02.30h war es noch komplett bewölkt, beim Aufwachen um 08.30 (ein Dank an die Kinder) strahlend blauer Himmel. Beim nachmittäglichen Weihnachtsmarkt-Besuch verkneife ich mir den Glühwein, bei Russischem Kaffee werde ich aber doch schwach. Teleskop um 19.00h rausstellen, Auto beladen und hoffen. Ja, es bleibt klar, kurz vor neun fahre ich los, dick eingemummelt. Beim Joggen am Nachmittag bin ich extra am Spechtelplatz vorbeigelaufen, die gut 3m hohe Buschgruppe bietet Windschutz; Glück gehabt.

Aufbauen, umsehen: Perseus hat nun den Zenith erobert und Cassiopeia verdrängt, Lyra steht nur noch halbhoch im Westen, im Osten dagegen ist Orion schon komplett aufgegangen. Es ist klar, sehr klar! Deutlich erkenne ich das Milchstraßenband, das fast exakt von Ost nach West durch den Zenith verläuft. Nach etwa 5 min versuche ich eine GH-Abschätzung: ca. Mag 6.0 im Zenith (Andromeda). Die Horizontsicht ist auch überdurchschnittlich, gut zeichnet sich im Süden das Dreieck im Cetus ab. Grr... mein Karkoschka ist verschwunden, konnte das Buch einfach nicht finden. Ich habe zwar einen Ausdruck der Region um NGC253 dabei, doch fehlen helle Bezugssterne. Versuche es vergebens die GX im Bildhauer auf gut Glück zu finden , dann gebe ich auf. Karkoschka ist für detailiertere Aufsuchkarten ideal zur Orientierung, das merke ich nun deutlich. Also mehr östlich peilen, eine andere Cetus-Karte ermöglicht mit Delta Cetus den Einstieg zu

M77 - GC - CET - (mag8,39 - sbr 12,8; 7,3*6,3) GH 5,8
Über die Tubuskante zum Grobausrichten peilen, dann im Sucher feinjustieren. Zunächst im 32er Oku. Eine GX mit hellem, fast punkförmigem Zentrum; ähnlich wie M32. Die GX verträgt einiges an Vergrößerung, greife zum 13mm Oku (126-fach) Das Zentrum wirkt immer noch fast punktförmig, ähnlich wie ein im Halo stehendes Mag11-Sternchen, nun jedoch von einem wenige Bogensekunden großen hellerem Halo umgeben, welcher abrupt in einen rundlichen, flächigen Außenbereich übergeht den ich nur indirekt sehen kann. : Nur gut ½ Grad entfernt, dank hellem Mag8-Sternenpärchen leicht anzuvisieren geht es zu

NGC1055 - GX - CET - (mag10,6 - sbr 13,7; 7,6*3,0) GH 5,8
Länglich-oval, Sternchen mit Mag11 knapp links (Newton) neben etwas deutlicheren GX-Zentrum, weiter links am Halorand ein Mag13-Fünckchen, ein weiteres am rechten Rand des sehr blassen Ovals. Die GX liegt von 8h nach 2h ausgerichtet im GF. Versuche das 13mm-Oku, die vielen Glasflächen schlucken jedoch einen Tick mehr Licht als einfacher aufgebaute Okus. Am besten ist es dann im 18mm Bertele bei 92-fach. Verglichen mit M77 ist die Flächenhelligkeit doch deutlich geringer! Mit

NGC1032 - GX - CET - (mag 11,6 - sbr 12,9; 3,4 * 1,1'), GH 5,8
geht es weiter. Deutlich höhere Flächenhelligkeit (sbr) als noch NGC1055, jedoch um einiges kleiner. Die GX steht fast auf der Kante und wird unten von 3 identisch wirkenden Mag13-Sternen eingerahmt. Ich kann keine aktives Zentrum erkennen, vielmehr wirkt die gesamte Fläche gleichmäßig hell. Auch hier zeigt das 17er Oku das deutlichste Bild. Bei

NGC1073 - GX - CET (mag 11,0 - sbr 14,2; 4,9 * 4,3'), GH 5,8
wird es wieder richtig flau. Dank markanter 3er Sternengruppe, welche ein gleichwinkliges Dreieck bildet, bin ich mit der richtigen Position sicher. Ja? ... Ja! Es dauert einige Sekunden, bis die Netzhaut erste Photonen registriert. Erst nur ab und an indirekt, nach wenigen Minuten stabil indirekt erkennbar. Rundliches etwas mit einem Tick mehr an Helligkeit in Zentrum. Und es wird nicht leichter:

NGC1026 - GX - CET (mag 11,6 - sbr 13,5; 2,3 * 2,3'), GH 5,8
NGC1019 - GX - CET (mag 13,5 - sbr 13,3; 1,0 * 0,9'), GH 5,8
sind Teil eines ganzen GX-Nestes. Bei Ersterer bin ich mir sicher, bei der Zweiten ob der Katalogbezeichnung nicht. Sicher bin ich, zumindest eine weitere GX gleichzeitig im GF erspäht zu haben, ab und an auch blickweise 2 oder 3 weitere, jedoch nicht genug, für eindeutige Bestätigungen. NGC 1026 habe ich als sehr flauen, runden Schemen wahrgenommen, indirekt noch gut haltbar, bei NGC1019 war ein Schemen nur blickweise zu bestätigen, jedoch mehrfach auf exakt der gleichen Position.

Über Delta Cetus nahm ich einen gut 3-Grad Starhop in Angriff, hin zu

NGC936 - GX - CET - (mag 10,1 - sbr 13,2; 4,3 * 3,8'), GH 5,8
na also, da sieht man zumindest etwas, die GX ist doch spürbar deutlicher. Ein längliches Oval mit erkennbarer Zentralaufhellung; ca. 10 Bogenminuten links neben der von 11h nach 5h ausgerichteten GX ein mag11-Vordergrundstern.

Habe genug von GX-Fuzzelchen. Der bissige Wind weht Kirchturmläuten herüber; es ist 10 Uhr. Brrr... an den Fingern ist es ganz schön kalt, meine Notizen werden unleserlich. Im Osten prangen die Wintersternbilder. Hoch steht Gemini, links daneben Taurus, dann Orion. Dicht bei Zeta Tauri leuchtet Saturn. Einen planetaren Nebel hatte ich mir vorgenommen:

M1 - PN - TAU - (mag 8,4 - sbr 11,0; 8,0 * 4,0'), GH 5,6
M1 (auch Krabbennebel genannt) steht nur gut 1 Grad von Zeta Tauri entfernt, und bildet zusammen mit Saturn fast ein rechtwinkliges Dreieck. Schnell ist der PN im meinen 32er Oku mit effektiven 1 Grad Gesichtsfeld gefunden. Schon seit langem träume ich von einem 2-Zoll-Übersichtsoku, ein 32er Efle hatte ich schon zur Ansicht und wieder zurückgesendet. Momentan träume ich von dem 30mm Widescan – vielleicht hat ja das Christkind ein Einsehen (eher nicht). Wow, M1 ist hell, sehr hell! Gleicht einem kompakten Wölkchen, mit relativ scharfen Übergang zum in der Region recht sternenreichen Hintergrund. Greife zum 17er, dann 13er Oku. Dann mit UHC. Der Nebel hebt sich deutlich ab, doch offenbaren sich mir keine Strukturen oder Filamente. Schade darum. Wie schon den ganzen Abend habe ich auch hier den Eindruck, daß das Seeing nicht gerade gut scheint. M1 liegt quer im GF, notiere ein Längen-Dickenverhältnis von ca. 5 zu 3.

Brrr... mir ist kalt, auch lässt die Konzentration nach. Den Orionnebel hebe ich mir für konzentrierte Betrachtungen auf, einen Blick auf

Saturn
muss aber sein. Aua, ist das hell, im ersten Moment zucke ich zurück, so hell ist Saturn, da ist die Dunkeladaption beim Teufel, stört aber beim letzten Objekt ja nicht. Das Seeing ist nur mäßig, schon bei 125-fach wabert der Planet samt Ringsystem ab und an etwas. Zunächst mit 163-fach, dann 235-fach im 7er Siebert-Oku. Naja, 235-fach macht schon noch Sinn, in ruhigen Momenten bringt es Gewinn. Wunderbar dann das Ringsystem, ebenfalls kann ich gut Atmosphärenbänder erkennen, oder besser relativ deutliche Abgrenzungen an denen die Gasatmosphäre stufenweise dunkler wirkt. Schön, doch fehlt mir die innere Einstellung, um Saturn heute entsprechend zu würdigen. Um 22.15 packe ich mit vor Kälte fast starren Fingern alles zusammen.

Der Wetterbericht lässt hoffen, vielleicht gibt es bald eine Fortsetzung, wenn nicht heute wird es aber schwierig, der Mond kommt massiv!

Klaren Himmel und Muße zum spechteln wünscht

Achim
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