Bericht vom 01.12.2002; 19.45h – 20.25h

Ausrüstung:
Newton-Teleskop , Öffnung 208mm, Brennweite 1631, (f/7,97) "Long-John&"
Dobsonmontierung

verwendete Okulare: 32mm Plössel (Antares); 13mm TeleVue Nagler Typ 1 ; 10mm Plössel
Ort:
freies Feld, ca. 5 km außerhalb Emskirchen, ca. 390 m üNN
Temperatur: 19.35h 2,9 C; 22.35h 3,1 C
Seeing: 1 - 2

Wetter: bis mittags trübe und regnerisch, ab 15.00h erste Wolkenlücken, gegen 18.00h fast wolkenlos


Objekte: (Reihenfolge der Beobachtung)
Mehrfachsystem (DS) : Epslion Lyrae 4-fach
Planetare Nebel: M57
Galaxien (GX): M31, M32, M110, NGC404


Endlich eine kurze Unterbrechung der 6-wöchigen Vollabstinenz! Die letzten Tage habe ich einiges an Zeit in die Poltur des Unglücks-Nachfolgespiegel gesteckt; es geht nur mäßig voran, von wegen beim 2. mal geht es einfacher! Ab und an überfällt mich fast der Jammer: der 14er war doch komplett poliert und sehr gut parabolisiert! - na ja hilft nichts, da komme ich schon irgendwann durch. Gestern noch dauerregen mit 2-stündiger Pause (ging Joggen, treffender wäre wassertreten), heute gibt es dann sogar Wolkenlücken! Mit Familie nachmittags zum Weihnachtsmarkt, Kinder sehen sich das Kasperltheater an, ich verkneife mir den Glühwein - es sieht zwar (noch) nicht gut aus, aber- wer weis?

Um 18.00h beginne ich mir Hoffnungen zu machen, LongJohn muss vor die Tür. Gemeinsames Abendessen um 19.00h, dann geht es los zum Standardspechtelplatz.

Huh, ganz schön zugig! Und kalt, knapp unter 3 Grad! Richtung Horizont ist es ziemlich diesig, nach oben hin aber gut, ja sehr gut!!! Orientiere mich: Lyra steht nur noch halbhoch, den Platz am Zenith hat Andromeda eingenommen. Dazwischen Cygnus, mehr im Süden ist Auqila zum Teil schon abgetaucht. Ahhh - Sterne!!! Endlich!!!

Vor 4 Wochen hatte ich im Gebrauchtmarkt ein Oku erstanden, ich war schwach geworden. Gebraucht, und trotzdem 220 Euro gezahlt, mal sehen, welche Figur das Teil, ein TeleVue 13mm Nagler (Typ1) abgeben würde. Peile Richtung Osten, mit dem Wind im Rücken auf

Epsilon Lyra 4fach; [m4,6 [m 5,2 - m 5,5; 2,4'] - m4,7[m5,0 - m6,1]; 209,0']
Wie gewohnt die beiden Doppelsysteme bereits im Sucher getrennt; Nun das Nagler: mit 125-fach sollten alle 4 Komponenten zu sehen sein. Ja, kein Problem! Leider ist die Fokallage deutlich anders als bei meinen anderen Okus, mit dem 1/14-Zoll-Stutzen muss ich etwa gut 1cm mehr intrafokal stellen, bei der 2-Zoll-Hülse erreiche ich extrafokal den Brennpunkt nicht ganz. Nicht so weit außerhalb wie beim 2-Zoll-32erErfle, das ich genau deshalb wieder zurückgesendet hatte. Ach ja, zu Epsilon Jyra: Erwähnenswert die Ausrichtung der DS-Paare: das eine steht direkt übereinander (rechts) , das andere direkt nebeneinander. Seitens Farbtemperatur sind keine Unterschiede auszumachen. Seeing ist hier (etwa auf 45Grad) erstaunlich gut! Grenzhelligkeit (GH) sicherlich hier bei Mag 5.6, sehr ordentlich.

M57 - PN - LYR - (m9,4 - sbr9,3 - 1,4* 1,0') GH 5,6
wird auch gleich eingestellt. Ich bin bequem und lasse gleich das 13er Oku im Auszug. Auf halber Strecke zwischen Beta und Gamma Lyra ist der PN auch so leicht zu finden, zwar nicht im Sucher, doch dann gleich im Oku. Schade, Windböen lassen der Tubus erzittern. Betrachte der wunderschönen Rauchkringel vielleicht 2, 3 min. Höhere Vergrößerungen machen wegen des Zitterns wenig sinn. Ungewohnt für mich das enorm große GF. Der "Kidney Bean" Effekt lässt sich nicht verleugnen, bei lichtschwachen Objekten, wenn die Augenpupille (nahezu) maximal geöffnet ist, tritt dieser aber nur auf, wenn man direkt am Oku klebt, und die vollen 82Grad überblicken will, effektiv stehen mir somit diese nicht ganz zur Verfügung. M57 ist bei 125fach schon sehr sehenswert, die Ovale Form gut erkennbar, Helligkeitsunterschiede des Kringels mit zarten Übergängen, Für Fordergrundsterne im Nebel ist die Vergrößerung noch nicht ganz ausreichend, ca. 0,5' direkt unterhalb der PN erkenne ich aber ein Sternfünkchen der 13. Klasse.

Und nun? Ab in den Zenith, zu

M31 - GX - And - (m3,4 - sbr13,5 - 189* 62') GH 6,0
Die GH habe ich nicht sauber ermittelt, ist aus dem Bauch geschätzt. Erstaunlich hell!! Innerhalb der nächsten 10min wird das GX-Triplett betrachtet. M31 bietet vor allem oberhalb des massiven, rundlichhellen Zentrums Strukturen im Halo, relativ scharf abgegrenzte Helligkeitsübergänge dort, wo die Ränder der (bei 125-fach) nicht überblickbaren Spiralarme sind.

M32 - GX - And - (m8,1 - sbr12,4 - 8,5* 6,5') GH 6,0
steht rechts von M31, etwas oberhalb der Zentrums. Etwa kreisrund mit auffällig heller, flächiger Zentralaufhellung mit fast punkförmigen Zentrum. Der Halo verliert gleichmäßig schnell an Helligkeit.

M110 - GX - And - (m8,1 - sbr14,0 - 19,5* 11,5') GH 6,0
Finde ich erst, nachdem ich kurz das 32er Oku zu Orientierungszwecken zur Hilfe genommen habe. Bei einem so dunklen Himmel stellt die GX einen vor keine Probleme. Relativ groß liegt das Oval mit länglich-ovalem Zentrum fast exakt waagrecht im GF. Wieder wird das 13er Oku bemüht. Für mich von der Vergrößerung ein echter Gewinn, wird doch die große Lücke zwischen 18mm und 10mm geschlossen, vom GF ganz zu schweigen. Rechts im Außenbereich von M110, knapp unterhalb der Hauptachse erspähe ich nach einigen 10Sek ein Vordergrundsternchen, ca. Mag14. Ich bin angenehm überrascht, wie hell die Objekte trotz des 7-Linsigen Okus zu betrachten sind, einen Helligkeitsverlust kann ich (in der zugegebener maßen kurzen Zeit) nicht ausmachen.

Huch, der Dunst ist ja ganz schön gestiegen! Bis auf 60Grad ist fast alles Dicht, nur Mag2 und hellere Sterne können da noch durchschimmern. Da fällt mir Mirachs Ghoast ein, eine GX in unmittelbarer Nähe von Beta Andromeda:

NGC404 - GX - And - (m10,3 - sbr12,8 - 4,3* 3,9') GH 5,6
Dank des Mag2-hellen Leitstern ein klacks zum Einstellen. Nur blendet der Stern doch etwas, trotzdem ist die rundliche GX sofort links der Sterns deutlich erkennbar. Im Nagler schaffe ich es kaum, den Stern außerhalb zu platzieren, ich nehme das 10mm Oku, da fällt dies viel einfacher. Wie vorher mit der 32er kommt mir das GF nun winzig vor. Eine GX in Draufsicht, mit gradueller Helligkeitsabnahme vom relativ flächigen Zentralbereich zum Rand hin. Brr, der Böige Wind schneidet in die Haut.

Gehe zum Auto, schaue kurz in den Karkoschka, dann nach oben ... dicht! Fast komplett dicht! In Windeseile scheint sich Hochnebel zu bilden. Ich nehme es gelassen, habe doch unverhofft einiges Sternenlicht genießen können, zwar nicht einmal eine volle Stunde, doch immerhin!!

Wenn wir alle brav sind bekommen wir ja vielleicht vom Nikolaus sternklare Nächte geschenkt

Beste Grüße von

Achim
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