Bericht vom 12/13.07.2002; 23.50h – 01.50h

 Ausrüstung:

Newton-Teleskop , Öffnung 208mm, Brennweite 1631, (f/7,97) – „Long-John“
Dobsonmontierung


 verwendete Okulare: </b> 32mm Plössel (Antares); 25 mm Plössel [TAL]; 18 mm Bertele, 10mm Plössel , 7mm Siebert
Ort: freies Feld, ca. 5 km außerhalb Emskirchen, ca. 390 m üNN

Temperatur: 23.30h 20,21 C; 02.00h 15,5 C
Seeing: 2

Wetter: tags meist bewölkt, etwas schwülwarm ab 19.00h wolkenlos, später Schleierwolken, die sich gegen 23.00h auflösten

Objekte: (Reihenfolge der Beobachtung):
Offene Sternhaufen (OC): M6, M7, NGC6530, M23
Planetare Nebel (PN): NGC3669
Gasnebel (GN): M8, M20, NGC6992, NGC6960
Kugelsternhaufen (GC): M22, M28
Galaxien (GX): M81, M82

Hurra!, der 14er Spiegel ist fertig-parabolisiert, da störten mich auch gegen 21.00h aufziehende Schleierwolken wenig riesig ist die Erleichterung nach langem Ringen. Trotzdem habe ich die untere Tubushälfte mit Hauptspiegel zum temperieren rausgestellt. Und tatsächlich, die Schleier lösten sich langsam auf. Um 22.00h kurz „naked eye“ die 2 Tage alte Mondsichel bewundert – einfach schön! Um 23.40h geht es los.

Long John aufbauen – ja! Super! Im O noch Dämmerungsreste, im Zenith wunderbar klar, das Milchstraßenband zieht sich von S nach D fast durch den Zenith. Greife nach dem Karkoschka .... Karkoschka? – vergessen!. Lasse John stehen, heize mit dem Auto heim, 10 min später bin ich zurück, Motor und Auspuff ticken beim abkühlen. Horizontsicht ist gut, Epsilon Sag und Epsilon Sco mit bloßem Auge gut zu erkennen, Eta Sag mit etwas mehr Mühe. Heute, endlich:

 M6  – OS – SCO – (m4,2 – sbr10,0 – 20*20’) GH 4,2
lange musste ich auf diese Gelegenheit warten, hatte schon befürchtet, dass es heuer nichts wird. Von Gamma SAG aus ein relativ leichter Starhop über gut 5 Grad Distanz. Deutlich sind im Sucher bereits einzelne Sterne erkennbar. Warum der OS Schmetterlingshaufen genannt wird, ist offensichtlich: Zentral erkenne ich eine gerade, auffällige Sternenkette, parallel dazu jeweils links und rechts in etwa gleichem Abstand je eine etwas kürzere Kette am Rand des OS. Die lange Kette ist der Körper, die kürzeren die Außenkante der gespreizten Flügel, eines gedachten Schmetterlings, schön! Auffällig ein Mag6 heller tief orange Stern (Spektraklasse K0), der bei mir aufgrund Horizontnähe und Seeing ab und an in Regenbogenfarben schillert. Weiter zu

 M7  – OS – SCO – (m3,3 – sbr12,0 – 80*80’) GH 3,8
ein riesiger OS! Für mein 32er Oku GF-sprengend! In südlicheren Gefilden sicherlich mit bloßen Augen erkennbar, heller noch als die Plejaden. Lockere Ansammlung von Sternen der 6. bis 9. Helligkeit, im Zentrum etwa 15 Sterne auf ca. 30’ konzentriert. Ob der tiefen Lage fehlt leider die Brillianz.

Im nächsten Dorf ist Festbetrieb, deutlich dringt die „Musik“ zu mir durch – das Grillengezirpe geht da fast unter. Ganz tief im Süden ab und an Wetterleuchten, die ganz tiefe Horizontsicht wird schlechter. Die Luft ist lau, fast windstill. Mein mitgenommene Jacke bleibt im Auto. Die Zenithsicht ist gigantisch – deutlich das Milchstraßenband mit der Teilung, klar bis in den oberen Bereich von Sagittarius; GH im Zenith sicherlich über MAG 6.0! Ich verbleibe aber noch in südlichen Gefilden:

 NGC6369  – PN – OPH – (m11,0 – sbr10,5 – 0,5*0,5’) GH 4,6
ausgehend von Delta OPH Richtung NO über eine markante 3er Sternenkonstellation hinweg leicht gefunden. Ein in der Nähe befindliche Sternchen 9/10 Klasse hilft beim Fokussieren. Bereits im 25er Oku als Nichtstellar erkennbar, vergrößere bis zum 10mm Oku = 163-fach. Ein sich deutlich von Hintergrund abhebender verwaschener runder Fleck, ohne Konturen, meine im Zentrum leicht dunkler. Wie dieser in hohen Gefilden wie bei M57 wohl wirkt? Birgit sollte diesen sich mal vornehmen und berichten!

Schwenke etwas östlich, zum Parade GC:

 M22  – GC – SGR – (m5,1 – sbr11,0 – 24*24’) GH 4,6
Ahh!! Entfährt es mir! Genieße den GC bei diversen Vergrößerungen, startend bei 52-fach und gehe hoch bis auf 237-fach im Siebert. Leider verschluckt das Seeing einen Teil der Möglichkeiten, die vielen Sterne lassen sich nicht punktförmig fokussieren, verharren als – wenn auf sehr kleine – hellere Fleckchen. Trotzdem ein wahrer Genuss!!

Hangele mich weiter Richtung M8, dabei geht es fast zwangsläufig über

 M28  – GC – SGR – (m6,9 – sbr11,0 – 15*15’) GH 4,6

hinweg. Wie auch anderen schönen Deep-Sky-Objekten nahe der Highlights fällt die gerechtfertigte Würdigung schwer, noch von außergewöhnlichen erfüllt, fällt auch sehr schönes doch deutlich ab. Hell, recht hell, gut bereits im Sucher, Zentralkondensation sehr auffällig, im „Halo“ oberhalb 3, unterhalb ein gut sichtbarer Vordergrundstern. Bei 163-fach in den Außenbereich etwas aufgelöst, das Zentrum bleibt diffus.

Die etwa 5 Grad-Kluft – angefüllt mit vielen Sternchen – hin zu

 M8 – GN – SGR – (m5,0 – sbr13,0 – 45*30’) GH 4,6

ist schnell überbrückt. Vor erst einer Woche besucht und detailliert beschrieben, heute leider mit weniger Details, innerhalb weniger Minuten hatte sich die „Südsicht“ verschlechtert. Deutlich der OS NGC6530 im westlichen Bereich. Mit UHC auch die Gaswolken erkennbar, jedoch fehlen die feinen Strukturen. Nur gut 1 ½ Grad nördlich davon

 M20  – GN – SGR – (m6,3 – sbr13,0 – 28*28’) GH 4,6

meine mitgenommene Detailkarte hatte ich nicht angesehen, dann hätte ich bemerkt, dass M20, der Trifidnebel sich nicht nur um den Stern HD164514 , sondern sich überwiegend mehr südlich befindet. Mit UHC und Mühe kann ich den Nebel erahnen, doch bleiben mir Details verwehrt – schade. Da

 M23 – OC – SGR – (m5,5 – sbr13,0 – 27*27’) GH 4,8

in meine M-Liste noch fehlt, wird dieser OC angepeilt. Wow! Recht groß, markant viele Sterne. Ein „Nest“ mit fast identischen „Eiern“, ca. 5 Dutzend im Gelege. Im Hintergrund viele ganz lichtschwache Pünktchen. Ein Ei im Nest scheint von einem Kuckuck zu stammen, etwas größer, leicht anderer Farbton. M23 – eine angenehmer Überraschung!

So!, die 3 fehlenden M-Objekte in SAG und SCO sind gefunden, „Pflicht“ erfüllt. Nun aber höher peilen, und die gute GH ausnützen. GX’en müssen her, auf Fuzzeln habe ich keine Lust. Zunächst geht es nicht allzu sehr Richtung Zenith:

 M81  – GX – UMA – (m6,9 – sbr13,2 – 24,9*11,5’) GH 5,6

Der Kasten von Umin steht noch etwas höher, dort kann ich Sternchen bis Mag 5,8 ausmachen. Diese Nacht bringt jedes Grad zum Zenith Gewinn! Die lichtstarke GX verträgt einiges an Vergrößerung, nachdem ich zunächst mit 50-fach den Überblick genossen habe (zunächst irritiert, da nun M82 links, und nicht mehr rechts wie letztes mal im GF steht, das Firmament hat sich deutlich gedreht), knalle ich gleich mit 163-fach drauf. Fokussiert wird an Fordergrundsternen in der Nähe – zufällig einem Doppelstern SAO 15018 und SAO 15019. Seeing ordentlich, aber nicht sehr gut. Nur ab und an erahne ich Strukturen in den GX-Halo, deutlich werden diese jedoch kaum. Nach einigen Minuten weiter zu

 M82  – GX – UMA – (m8,4 – sbr12,5 – 10,5*5,1’) GH 5,6

ein Highlight der Nacht – wie so oft. Die deutlich unregelmäßige GX steht fast exakt auf der Kante, ein wunderbares längliches Objekt. Gut ist eine Dreiteilung durch diagonale lichtschwächere Bereiche erkennbar, nicht nur erahnbar. Fokussiert wird an einem nahen Mag9-Stern, nach Ciel innerhalb des Halos, ich hätte gesagt knapp außerhalb. Die untere Separierung verläuft von 2h nach 7h, erscheint links breiter als rechts, die obere verläuft mehr diagonal und kommt mir etwas schmäler vor. Einfach schön!

Zum zweiten mal in der Nacht werde ich durch Schritte aufgeschreckt; das Fest ist zuende, 2 alkoholisierte Männer sind per pedes auf den Weg ins eigene Dorf. Ich sage laut „guten Abend“, damit mir niemand gegen das Teleskop rennt. Nach einem ersten Schreck auf der anderen Seite ist die Begegnung mit ein paar Bemerkungen abgetan. Ich betrachte den Himmel. Unsere Milchstraße hat sich verändert, aus dem Band ist ein Kreuz geworden! Ein großer, schmaler Wolkenschleier quert das Band, ähnlich breit, gleich hell, kaum zu unterscheiden. Links im Cygnus ist alles frei, nun will ich die gute Dunkelheit noch ausnützen, mit

 NGC6992  – GN – CYG – (m7,0 – sbr13,5 – 60*8) GH 6,2

eigentlich wollte ich erst NGC6960 erkunden, doch hatte ich mich etwas verpeilt – geht schnell in der immensen Sternenvielfalt dieser Region. Dann bin ich von Epsilon CYG ausgehen gestartet, mit eingeschraubten UHC. NGC6992 entpuppt sich als wahrer Cirrusnebel – ich bin begeistert! Mann, was bringt doch ein wirklich dunkler Himmel, ein Gedicht!! Deutlich, wie hingemalt mit sicherem Strich erkenne ich den Bogen des GN, rechts (Newton) sich deutlich verbreiternd, flächig werdend. Nicht nur blasse Suppe, nein, feine Filamente! Nach außen hin deutliche Abgrenzung zum dunklen Hintergrund, nach innen etwas zarter. Teilweise wie ein in sich gewundenes Tüllbander ... wie nur richtig beschreiben?? So klar wie der Orionnebel bei guten Bedingungen im 6-Zöller. Sicherlich 10, 15 Minuten bewundere ich, bevor

 NGC6960  – GN – CYG – (m8,0 – sbr14 – 60*8) GH 6,2

aufgesucht wird. Nach Karkoschka etwas schwerer, heute genauso leicht. Wie eine gewundene Schlange, mit leuchtenden Brilliant in der Mitte des langgestreckten Körpers. Von links-unten nach rechts-oben verlaufend. Der untere Bereich kräftiger strukturiert, der obere feiner, leicht verästelnd.

Ein wirklich würdiger Abschluss! Wetterleuchten wird deutlicher, im Osten ziehen Wolken auf, ich packe ein. Sicherlich würde es noch 1h gehen, doch ich bin müde, heute ist Straßenfest und – sosehr ich die Sterne liebe – gerne feiere ich auch mit netten, freundlichen Menschen. Es gibt auch ein Leben neben Galaxien und Nebeln!


Sternenklare Mondfreie Nächte wünscht

Ein glücklicher Achim                                               > zurück zur Beobachtungsübersicht

p.s. Noch M55, dann ist die Liste voll!