Bericht vom 14.06.2002; 23.40h – 01.20h

 Ausrüstung: 

Newton-Teleskop , Öffnung 208mm, Brennweite 1631, (f/7,97) – „Long-John“
Dobsonmontierung


 verwendete Okulare:  32mm Plössel (Antares); 25 mm Plössel [TAL]; 18 mm Bertele, 10mm Plössel, 7 mm Siebert
Ort: freies Feld, ca. 5 km außerhalb Emskirchen, ca. 390 m üNN

Temperatur: 23.30h 17 C; 01.30h 12 C
Seeing: 3 - 4


Wetter: bis gegen 14.00h überwiegend wolkig, dann mehr und mehr aufklarend, abends klar

Objekte: (Reihenfolge der Beobachtung):
Planetare Nebel: M57
Mehrfachsysteme: Beta Cygni [mag3,1 – 5,1; 34,5“]; Ny Sco [mag 4,0[mag4,4 – 5,4; 1,4“] – 6,3[mag6,7 – 7,8; 2,6“]; 41“]
Kugelsternhaufen (GC): M9, NGC6356, M14, M80, M13
Offene Sternhaufen: IC4665, M11

Hatte vor etwa 1 Woche an der Dobsonmontierung von LongJohn gebastelt, die Basis wurde umgebaut. Nunmehr ruhen die Teflon-Pads auf der Basis, die Pads sind auf einem 20mm Buche-Multiplex-Dreieck aufgeklebt; etwas überdimensioniert, dafür bombenstabil.
Abends mit Nachbarn gegrillt und geplaudert (bis 23.15h), dabei aber mit Bier zurückgehalten. Das Tubusunterteil mit Hauptspiegel stand ab 21.00h zum temperieren draußen. Es ist wunderbar lau – auf der Terrasse sitzend sieht man die helle Mondsichel, schon riesig weit von Venus entfernt. Nach und Nach tauchen einzelne Sterne auf, das aschfahle Mondlicht wird deutlich erkennbar. Gegen 23.30h dämmert es immer noch, trotzdem fahre ich los.

LongJohn ist in 3 Minuten aufgebaut, dann wird der Himmel betrachtet. Niedrig im O noch die Mondsichel, in OSO noch dämmerig, etwas dunstig, aber gar nicht so schlecht. Zur Einstimmung wähle ich den bekannten Planetaren Nebel

 M57  – PN – LYR – (m9,4 – sbr9,3 – 1,4*1,0’) GH 4,8
ein wirklich beeindruckender Rauchkringel, etwas oval, recht hell – für mich immer noch ungewohnt der „Fortschritt“ von 6 auf 8 Zoll - Das innere des Kringels erscheint auch spürbar heller als der Himmelshintergrund. Auf 4 Uhr etwa 1,5’ entfernt ein Vordergrundstern, geschätzte Mag 12. Mit verschiedenen Vergrößerungen von 52fach bis 237-fach genieße ich den PN. Meine leichte Helligkeitsunterschiede im Kringelrand ab und an zu erkennen – sehenswert. Mit

 Beta Cygni  - DS – CYG - [mag3,1 – 5,1; 34,5“]
besser als Albireo bekannt geht es weiter. Auffinden – wie diese Nacht durchgehend problemlos. Einfach ein tolles buntes Pärchen, die orange Komponente ist deutlich heller, trotzdem imponiert mir der bläuliche Begleiter mehr; kühl, distanziert, unnahbar. Im 10er Oku bestätigt sich mein Gefühl: Seeing unterdurchschnittlich, sauber fokussiert zeigt sich ein unstabiles, waberndes Beugungsscheibchen. Ich freue mich trotzdem ob der Bedingungen – ich hatte die Sterne richtig vermisst. Jetzt wird deutlich tiefer gepeilt, auf

 M9  – GC – OPH – (m7,9 – sbr11,0 – 5,5*5,5’) GH 4,4
einem GC im Schlangenträger. Von Eta OPH ausgehend entlang einer Reihe hellerer Sterne gut anzufahren. Gar nicht schlecht! Mit dem 32er eingestellt dann im 10mm und sogar 7er Oku ausgiebig betrachtet. Entgegen Karkoschka im Randbereich für mich „Anlösbar“ – sprich grieselig, indirekt mit einigen Sternenfünkchen. Der hellere Zentralbereich erstreckt sich über ca. 60% der GC. Dank Karkoschkas Hinweis suche ich nach

 NGC3656  – GC – OPH – (m8,4 – sbr10,9 – 3,5*3,5’) GH 4,4
einem nur gut einem Grad entfernten weiteren GC. Leicht zu finden, da recht hell, ähnlich M9, doch deutlich kleiner, im Vergleich zu diesem Trotz längeren Versuches nicht „Anlösbar“. Schön hier der Himmelshintergrund mit locker verteilten schwachen Sternenfünkchen. An meinem nächsten Objekt hatte ich mir schon 3* die Zähne ausgebissen, einfach den Standort nicht gefunden, diesmal von Beta OPH mit Erfolg herangehopt:

 M14 – GC – OPH – (m7,6 – sbr12,0 – 6,7*6,7’) GH 4,8

Einige Grad höher über dem etwas dunstigen Horizont ist die Durchsicht und der Himmelshintergrund doch etwas besser. Der GC hat einen völlig anderen Charakter: in keiner Weise grieselig; flacherer Helligkeitsverlauf. Wirkt wie eine fast runde, leicht ovale GX.

Durch den Karkoschka aufmerksam gemacht blicke ich zunächst durch den Sucher auf

 IC4665  – OC – OPH – (m4,2 – sbr12,0 – 41,0*41,0’) GH 5,0

Im Sucher ein deutliches Sternenhäufchen, durchs 32er Oku viel besser als erwartet: Im 25er Oku GF-füllend 2 bis 3 Duzend etwa gleichhelle, weisliche Sterne etwa 7 Helligkeit, dazwischen ca. 3 bis 4 Dzd. Schwache Sternchen Mag 12? Interessant, und nahe Beta OPH kinderleicht aufzufinden.

Lasse den Blick schweifen, die Mondsichel ist nun fast untergegangen, gelblich-orange dimmt diese durch horizontnahen Dunst. Das Milchstraßenband ist ab etwa 20 Grad über dem Horizont ausmachbar, die GH liegt im Zenith nun bei etwa Mag 5.4! In meiner nächsten Zielregion, im SCO aber doch deutlich niedriger. Ein Mehrfachsystem soll es sein:

 Ny Sco  [mag 4,0[mag4,4 – 5,4; 1,4“] – 6,3[mag6,7 – 7,8; 2,6“]; 41“]

gleich 4-fach, doch so tief nicht ohne Mühen. Die erste Separation ist ein Klaks, bei 52fach schon sehr deutlich. Im Karkoschka nicht erkenntlich meine ich, dass das lichtschwächere Päärchen zu weiß-bläulich tendiert, während das hellere mehr weißlich mit einem hauch Orange erscheint. Nun wird Vergrößerung gepowert, das 7er-Oku (237-fach) wird eingelegt. Da wandern die Sterne recht flott aus. Die Luft ist recht unruhig, muss die wenigen ruhigeren Momente abpassen. Das blassere Pärchen ist dann deutlich erkennbar, die helleren meist nicht getrennt, ab und an als „8“, selten – aber doch – mit Zwischenraum. Das hellere Pärchen ist grob Richtung Begleiter ausgerichtet, das blassere schräg-quer. Bleibe noch im SCO und besuche

 M80  – GC – SCO – (m7,2 – sbr11,0 – 5,1*5,1’) GH 4,6

ein GC mit deutlich markant-hellem kleineren Kern, vor allmählich blasser werdenden Halo. Etwa einen GC-Durchmesser entfernt ein markant heller Vordergrundstern, etwa Mag8. Ob des Dunstes verweile ich hier nur kurz, will noch eines meiner Lieblingsobjekte besuchen:

 M11  – OC – SCT – (m5,9 – sbr9,0 – 14,0*14,0’) GH 5,2

Poh!! Entfährt es mir nach dem ersten Blick durchs Oku! Wirklich ein Schmuckstück, mein Lieblings-OS. Ein ca. Mag 9 Stern im Zentrum, auf 1Uhr zum Rand hin weitere 2 Sterne ähnlicher Helligkeit vor Diamantenstaub. Welche Pracht! Vergrößern macht Sinn, in dieser Nacht bis 166-fach wird genossen und verweilt.

Lasse den Blick schweifen, nunmehr deutlich das Milchstraßenband, von Cassiopeia über Cygnus bis oberhalb von Sagittarius gut erkennbar. Im Zenith steht Hercules. Zum Abschluß

 M13  – GC – HER – (m5,9 – sbr12,0 – 23,2*23,2’) GH 5,4

wirklich im Zenith. Das Teleskop steht fast absolut senkrecht, da wird die Nachführung über Azimut schwierig, ob der sehr kurzen Hebel, besonders bei hoher Vergrößerung. Bis 237-fach gehe ich – eine Megaschau! Mit NaTALia hatte ich M11 ähnlich schön wie M13 in Erinnerung, mit den 2 Zoll mehr und der besseren Auflösung meiner Optik und nur 18% Obstruktion ist dies nicht aufrechtzuerhalten: M13 ist besser!! Bei genannter Vergrößerung fast GF-füllend, ein Sternenprasseln und funkeln, überwältigend und kaum in Worte zu fassen!! Beim daran Denken bekomme ich eine Gänsehaut, so schön!

Ein gelungener Abschluss, heute um 06.00h raus, 2h radeln, dann mit der Ganzen Familie auf großes Familientreffen. Morgen wieder um 06.00h aufstehen für eine RTF-Fahrt, dann bin ich gegen 11.00h wieder Daheim, und habe nur wenig Zeit für die Familie verloren!

Beste Grüße von


Achim                                               > zurück zur Beobachtungsübersicht