Bericht vom 27.11.2008; 20.45h – 22.10h
Ausrüstung: Newton-Teleskop, Öffnung 428mm, Brennweite 1830mm, (f/4,25) ADLER
Dobsonmontierung

verwendete Okulare: 26mm Nagler Typ4 ; 13mm Ethos, 9mm Nagler Typ6
Ort: ca. 2km außerhalb Obernesselbach, ca. 400m ÜNN
Temperatur: 20.45h -2 C ; 22.10h -4 C
Seeing: 2 - 3


Wetter: zunächst bewölkt, tags mehr und mehr aufklarend; relativ trockene Luft

Beobachtete Objekte:
Galaxien:
CET: NGC255, NGC357, NEW1, NGC354, NGC349, NGC342, NGC340, NGC1055, M77, NGC1087, NGC1072, NGC1090, NGC1094, NGC1016, NGC1004, NGC1008, NGC1019, NGC1009
Planetarische Nebel: NGC253


Ein stressiger Tag: 10h In der Arbeit unter Volldampf, schnell nach Hause, ein Teleskop zum Startest in Garten aufbauen (der Spiegel war schon zum Temperieren im Schuppen), dann den ADLER zum durchkühlen rausstellen, Abendessen, Startest mit diversen Blenden durchführen, 10 Minuten durchschnaufen, dann Teleskop verpacken und ab zum Spechtelplatz.

Gegen 20.35h stehe ich vor Ort: schnell aufbauen. Die Justierung stimmt auf Anhieb – gut! Deutlich sieht man das Band der Milchstraße, aber auch einzelne helle Kondensstreifen. Die Horizontsicht ist überdurchschnittlich, oberhalb von 25 Grad gut. Da kann ich in den Walfisch – Cetus – loslegen, dessen westlicher Teil kulminiert. Von Eta Cetus nimmt der Starhop seinen Ausgang. Dies fällt recht einfach, zeigt eine gebogene 3er Kette heller mag5 … mag6-Sterne auf Anhieb die Orientierung. 4 Grad Distanz sind mit dem Auge am 8*50 Winkelsucher schnell überbrückt, dann zeigt sich

NGC255 - GX - Cet (mag 11,9 – 13,9; 3,1 * 2,7’) SQM21,00
Im 26er Oku. Die GX springt einen nicht gerade an, doch ist bei Minimalvergrößerung die Sichtung schon eindeutig. Ich greife zum 13er, dann zum 9er (202-fach). Tatsächlich offenbaren sich bei Geduld einige Details. SW der GX, etwa 2 Bogenmin. außerhalb des zarten Halos ein mag14,5 Vordergrundstern. Im Halo selbst ein begrenzte, relativ helle, kleine Zentralaufhellung, azentrisch, nach NO verschoben. Am NO-Rand ist der Halo deutlich zum dunklen Hintergrund abgegrenzt, gegenüber läuft dieser zart aus. Wow – ich bin angenehm überrascht, weit mehr als bei den ‚technischen Daten’ zu erwarten war.

Dabei kam die GX nur wegen des nur knapp ½ Grad entfernten Planetaries

NGC246 - PN - Cet (mag 8,5 – 13,5; 4,0 * 3,5’) SQM21,00
auf die Beobachtungsliste. Und das Objekt hat es in sich! Die Zielregion aufzufinden ist ein klacks, zeigt sich hier doch eine eng stehende Ansammlung von 5 helleren Feldsternen von mag9 bis mag 12. Im 26 zeigt der relativ helle PN schon seine Grundform: nahezu kreisrund, über die gesamte Fläche etwas aufgehellt mit relativ scharfer Abgrenzung nach außen. Im 13, zunächst ohne, dann mit UHC verweile ich einige Minuten. Im Gesichtsfeld bilden 3 um mag10/11 helle Feldsterne ein spitzes, rechtwinkliges Dreieck. Der Basispunkt des rechten Winkels steht in etwa im Zentrum des PN’s, die ca. 2,5 Bogenminuten entfernte Spitze knapp außerhalb der PN-Schale während der 3. Stern auf halben Weg zur Schale steht. Auf dieser Seite (Westen) ist die Schale ein deutlich akzenturierter ca. 90 Grad Kreisbogen, leicht mottelig. Über ca. 270 Grad ist der Schalenrand eindeutig auszumachen, gen Osten wird es dann diffus, dort läuft der PN unmerklich aus. Nördlich des hellen Stern in der Mitte (ich denke ein Feldstern, nicht der Zentralstern) ist der Rand abermals kräftiger, aber etwas breiter. Innerhalb des Nebels kann ich noch zwei weitere Sterne ausmachen, in Richtung des konturlos auslaufenden östlichen Bereichs: zunächst ein Stern 13. Helligkeit, dann ein gut 14er. Ein sehr schönes Objekt!

Ich habe Glück: in meiner Zielregion, Cetus bleibt es klar, sonst ziehen sehr langsam einzelne Dunst- und Kondenssteifen durch. Ich setze neu bei Eta Cet auf, nun geht es Richtung NW, etwa 4 Grad. Zunächst zu

NGC357 - GX - Cet (mag 12,0 – 13,4; 2,5 * 1,7’) SQM21,04
Diese GX ist leicht auszumachen, dank auffällig hellem Zentrum. In der Mitte ein kleine längliche Aufhellung, entgegen der Hauptachse des zarten Halos. In diesem, knapp neben dem Zentralbereich ein mag14-Lichtfünkchen. 2 Bogenminuten außerhalb, entlang der ZB-Achse gen Osten zwei schwache, dicht stehende Vordergrundsterne um mag 14. Ich hatte nur das 13er Oku verwendet, bei höherer Vergrößerung wäre vielleicht der Balkenspiralcharakter aufgefallen, der mir entgangen war.

In die Region gelockt hat mich eine von der Bezeichnung her exotische Galaxie:


NEW1 - GX - Cet (mag 11,8 – 14,4; 3,5 * 3,5’) SQM21,04
Dieses Objekt bedarf schon sehr ordentlichen bis guten Himmel, die Flächenhelligkeit ist doch reicht gering. Für mich zeigt sich eine ovale, sehr schwache Aufhellung mit merklich hellerem, länglich-ovalem Zentralbereich. In der näheren Umgebung erkenne ich eine Handvoll schwacher (< mag 13,5) Vordergrundsterne, etwa 2 Bogenmin. westlich der GX ein Stern um mag 12. Woher die exotische Bezeichnung stammt ist mir unklar, die GX wird auch als MCG -01-03-085 geführt. In Netz konnte ich hierzu nichts ausgraben. Kennt jemand näheres?

Nur gut 1 Grad entfernt, grob über NGC357 hinweg steht der mag7 helle Stern TYC4683-00421-1 in einer Gruppe kleiner Galaxien. Im 13er gemeinsam im GF, jedoch gemeinsam haltbar mache ich die GXen

NGC349 - GX - Cet (mag 13,5 – 13,2; 1,2 * 0,9’) SQM21,04
NGC345 - GX - Cet (mag 13,5 – 13,2; 1,2 * 0,9’) SQM21,04
NGC340 - GX - Cet (mag 14,0 – 12,7; 0,9 * 0,4’) SQM21,04
NGC342 - GX - Cet (mag 14,5 – 13,0; 0,8 * 0,4’) SQM21,04
NGC347 - GX - Cet (mag 14,5 – 12,7; 0,6 * 0,4’) SQM21,04
Aus. Allesamt ohne Strukturen, sehr kleine Schemen. Ob der relativ hohen Flächenhelligkeiten sind diese gesichert auszumachen. In der Reihenfolge NGC 349, 345, 340, 342, 347 entgegen dem Urzeigersinn um den Mag7-‚Stern, der wie ein azentrisches Zentrum in einer gedachten Ellipse sitzt. NGC340 mit ca. 15 Bogenminuten am weitesten, NGC 349 mit ca. 4 Bogenminuten am nächsten des Sterns. Wie weit diese wohl weg sind? Der Deep-Sky Browser gibt keinen Aufschluss, Angaben über Rotverschiebung habe ich auch nicht gefunden.

Nach den Fuzzies wird es leichter, immer noch im Cetus, jetzt ausgehend von Delta Cet, und damit immerhin gut 35 Grad über den Horizont zum Zeitpunkt (ca. 21.00h) des Peilens. Nur ½ Grad westlich ist

NGC1055 - GX - Cet (mag 10,6 – 13,7; 7,6 * 3,0’) SQM21,08
Nicht zu übersehen. Eine wunderschön. Längliche GX mit deutlichem Staubband, das gemottelt die GX durchschneidet. Während im oberen (südlichen) Bereich der von 8h nach 2h quer im GF liegenden GX der Halo relativ blass aber weiter mit breiterer Ausdehnung erkannt werden kann ist er im unteren Bereich deutlich kräftiger, durch das Staubband auch schärfer abgetrennt. Nördlich der GX waagrecht zwei helle mag 6/7 Sterne, etwa 8’ entfernt. Dicht am Halo eine 3er Gruppe mit Mag11/13-Komponenten. Hier kann man richtig etwas erkennen.

Mit

M77 - GX - Cet (mag 8,9 – 12,8; 7,3 * 7,3’) SQM21,08
Wird das Objekt noch heller. M77 ist eine Seyfert-GX, will heißen eine Galaxie mit aktivem Kern, welche das Quasarkriterium (Absolute Helligkeit > -mag27) nicht erfüllt.
Zu meiner Schande muss ich gestehen, das ich zum Zeitpunkt der Beobachtung nicht an die weiten sehr blassen Außenbereiche gedacht hatte. Aufgefallen waren mir diese nicht, ob diese visuell sichtbar gewesen wären? So fällt mir eine leicht ovale Aufhellung auf, welche seitens Helligkeit eine Art Schalencharakter aufweist. Das Zentrum sehr hell, fast stellar, umfasst von einem elliptisch hellem, kleinen und deutlich begrenzen Innenbereich, dann ein schwach ovaler Außenbereich, der leicht unruhig wirkt.

Mit den beiden o.g. GXen bildet die deutlich kleinere

NGC1072 - GX - Cet (mag 13,4 – 12,9; 1,5 * 0,5’) SQM21,08
Die Basis eines gedachten rechtwinkligen gleichseitigen Dreiecks, die dicht an der 4. Komponente einer leicht gebogenen Kette von mag11 Vordergrundsternen mit jeweils 4’ Distanz zu finden ist. Auffällig das helle, ovale Zentrum und der nach außen scharf abgegrenzte Halo.

Etwa ein Grad mehr nach SO findet sich eine GX-Gruppe mit

NGC1090 - GX - Cet (mag 11,8 – 13,8; 3,9 * 1,8’) SQM21,08
NGC1087 - GX - Cet (mag 10,9 – 13,1; 3,9 * 2,1’) SQM21,08
NGC1094 - GX - Cet (mag 12,6 – 12,6; 1,3 * 1,0’) SQM21,08
Auf einem Feld mit 1/3 Grad Durchmesser, damit noch im 13er Ethos-Gesichtsfeld. Von der mottelig – strukturierten ovalen NGC1087 weist eine zickzack - Sternenkette auf NGC1090, die doch merklich blasser daherkommt. Ein Großteil der Helligkeit spendiert NGC1090 für den ovalen Zentralbereich, da bleibt für die restliche Fläche nicht mehr viel übrig. NGC1094 mit auffällig hellem flächigem Zentrum, umgeben von einen relativ schmalem blasseren Halo.

Ein Gruppe, nun aber ca. 2 Grad NW von Beta Cet wird angefahren, um NGC1016

NGC1016 - GX - Cet (mag 11,6 – 13,5; 2,3 * 2,3’) SQM21,08
NGC1004 - GX - Cet (mag 12,7 – 13,2; 1,4 * 1,2’) SQM21,08
NGC1019 - GX - Cet (mag 13,5 – 13,3; 1,0 * 0,9’) SQM21,08
NGC1008 - GX - Cet (mag 13,6 – 12,8; 1,4 * 1,2’) SQM21,08
NGC1009 - GX - Cet (mag 14,4 – 13,1; 1,4 * 0,2’) SQM21,08
Im Zielgebiet angekommen fällt NGC1016 sofort als rundliche GX mit hellerem Zentrum und allmählich auslaufenden Halo auf. Von ähnlichem Charakter, nur deutlich kleiner NGC1004, ca. ¼ Grad SW gelegen. Etwas blasser, ob des stellar wirkenden Zentrums und des relativ deutlich abgegrenzten ovalen Halos als GX identifizierbar NGC1009, mit beiden erstgenannten ein gedachtes gleichwinkliges Dreieck bildend. NGC1008 kann lich mit einem Feldstern verwechselt werden, die relativ hohe Helligkeit ist im Wesentlichen auf das kleine Zentrum konzentriert. Mit NGC1009 tue ich mich recht schwer: die Position direkt an einem mag 11,5 Feldstern ist gut auszumachen, nur will sich keine schmale Spindel zeigen. Gut möglich, das zu diesem Zeitpunkt etwas Dunst die Beobachtung behinderte.

Ich will es gut sein lassen, nach Wetterbericht sollte es in der kommenden Nacht ggf. nochmals Spechtelmöglichkeiten geben (aktuell sieht es nicht so aus!).

Ich lasse den Blick schweifen … noch tief im Osten steht Orion schräg am Himmel, das Schwertgehänge leuchtet mich an. Auch bei nur 15 Grad über dem Horizont kann ich es nicht lassen, peile direkt mit dem 13er hinein. Wow! viel besser als gedacht, das Seeing ist erstaunlich gut. Am Trapez ist fast stabil die E- und zu ca. 60% die F-Komponente bei 140-facher Vergrößerung zu erkennen. Nebelfetzen, Dunkelnebel … es ist richtig viel geboten. Aber ich wollte doch abbrechen.
Deutlich höher steht der Fuhrmann im Osten, hmm. Mit dem Sucher sind die OS M37, M36 und M38 deutlich zu erkennen, ich peile kann mit jeweils einen längeren Blick durchs 13er Oku mit 100 Grad Gesichtsfeld nicht verkneifen …. 3 Schatzkästchen voll von leuchtenden Splittern auf schwarzsamtenen Hintergrund. Nun ist aber Schluss ….

Abbauen, einsteigen (nicht die Spur von Reifbildung auf dem Auto – erstaunlich), heimfahren.

Das wars für die Nacht - Viele Grüße

Achim
                                                      
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