Bericht vom 27/28.08.2008; 22.10h – 00.20h
Ausrüstung: Newton-Teleskop, Öffnung 428mm, Brennweite 1830mm, (f/4,25) ADLER
Dobsonmontierung

verwendete Okulare: 26mm Nagler Typ4 ; 13mm Nagler Typ1, 9mm Nagler Typ6, 7mm Nagler Typ6, 5mm Nagler Typ6
Ort: ca. 2km außerhalb Obernesselbach, ca. 400m ÜNN
Temperatur: 22.15h +17 C ; 00.20h +14 C
Seeing: 2 - 3


Wetter: tags überwiegend heiter, zur Dämmerung mehr und mehr aufklarend; relativ trockene Luft

Beobachtete Objekte:
Planetarische Nebel: M27, PK101.81; NGC7635, Jones1, M76
Galaxien: NGC7331, NGC7340, NGC7335, NGC7337, Stephans Quintett( NGC7318A und B, NGC7317, NGC7319, NGC7320), M33
Kugelsternhaufen: M15


Gut 3 Monate Spechtelabstinenz gingen vor 3 Tagen zu Ende. Hierüber hatte ich keinen ausführlichen BB verfasst. Gestern abend zeichneten sich wieder gute Bedingungen ab, die Gelegenheit kurz vor meinen Familienurlaub konnte ich nutzen.

Um 22.00h stehe ich am Spechtelplatz, die Dämmerung ist nahezu abgeschlossen. Deutlich zeichnet sich das Band der Milchstraße ab von N durch Cassiopeia über den Zenit durch Cygnus bis in den Süden, Sagitta. Der Horizont ist etwas dunstig, merklich zeigen sind Aufhellungen über Neustadt/Aisch in Osten und Bad Windsheim im SW. In Ruhe wird der 17er aufgebaut, justiert. Ich genieße die Ruhe, ab und an schreit ein Käutzchen, sonst nur ab und an ist das rascheln der trockenen Maisblätter im zeitweise aufkommenden Wind zu hören – einfach schön. Ich setze mich auf den Astrostuhl, lasse den Blick schweifen. Dann spediere ich 5min für visuelle Grenzgrößenbestimmung, nehme eine Grenzgrößenkarte um Lyra zur Hand. HR7115 etwas S der oberen Paralleogrammsterne kann ich indirekt stabil, direkt zeitweise halten – mag 6,1. Mein SQM gibt 21,16 aus, bei Milchstraße im Zenit für hiesige Verhältnisse ein ausgezeichneter Wert. Die Beobachtung beginne ich mit einem Paradeobjekt,

M27 - PN - VUL (mag 7,3 – 11,2; 8,0 * 5,7’) SQM21,16
Jep – sehr gut geeignet für den wieder Einstieg. Das Auge und Gehirn ist astronomische Beobachtungen nicht mehr gewohnt, will erst wieder entsprechend trainiert werden.
Zum Aufsuchen musste ich tatsächlich in die Karte sehen, für Sagittarius mit dem OS M71 hatte es noch gereicht, doch die genaue Entfernung und Richtung zu M27 war nicht mehr im Gedächtnis. Der Nebel im Aufsuchoku bei 70-fach mehr als deutlich, die Hantelform sehr auffällig, auch ohne Filter sind die senkrecht zur Hantelachse weiter herausragenden Nebelkomplexe erkennbar. Ich steigere die Vergrößerung über das 13er und 9er Oku zum 7er = 260-fach. Neben dem Zentralstern sind nun im Nebelkomplex etwa ein Dutzend Lichtfünkchen erkennbar. Die Mehrzahl im Bereich der Hantelform. Der Nebel selbst ist relativ deutlich nach außen abgegrenzt, Randbereiche weisen größerer Helligkeit auf als flächige Zonen im Inneren. Nahe eines am Rand gelegenen relativ hellen Mag 11-Sterns ist der Nebel am deutlichsten in einer grob dreieckigen Region aufgehellt. Der Einsatz von einem O-III-Filter bringt etwas Kontraststeigerung, aber nicht den riesigen Unterschied. Schon toll, wenn das Objekt etwa 2/3 des Nagler-Gesichtsfelds füllt. Immer wieder gerne gesehen!

Vor dem Losfahren hatte ich meinen Ausdruckkatalog durchgeblättert und ein Paar Seiten von Regionen mitgenommen, die in der aktuellen Jahreszeit relativ hoch stehende Objekte abbilden. Dabei war ein Blatt vom östlichen Chepeus, dort wird nun hin gepeilt.
Ausgehend von Alpha Cep ist ca. 1 Grad per Starhop zu überwinden. Dank markanter Sternengruppen geht dies recht zügig, im Aufsuchoku ist trotzdem das Ziel

PK101.81 - PN - CEP (mag 13,2 – 12,8; 1,1 * 0,8’) SQM21,16
Nicht auszumachen. Im 9er bei 202-fach ist eine blasse, flächige Aufhellung identifizierbar: Am linken unteren GF-Rand ein Mag 10, knapp darüber ein Mag 11-Stern übereinander, am rechten unteren Rand ein Mag10-Funken; nahe es oberen GF-Rands, etwas nach rechts versetzt ein Mag 13 .. Mag14 Sternenkette. Links von der Sternenkennte ist der PN zu erahnen. Ich versuche es auch mit O-III, jedoch ohne merklichen Effekt. Mit Geduld und noch etwas mehr Vergrößerung (260-fach) schält sich eine ringsegmentförmige Aufhellung heraus, der Bogen in Richtung der schwachen Sternenkette. In diesem Segment stehen zwei ca. Mag15 Vordergrundsterne. Ein sehr interessantes Objekt!

Nochmals gut 2 Grad in gleicher Richtung weiter weg von Alpha Cep ausgehend der nächste Planetary:

NGC7139 = PK104+7.1 - PN - CEP (mag 13,5 – 13,9; 1,4 * 1,2’) SQM21,16
Visuell ein durchaus anspruchsvolles Objekt. Linkerhand einer gebogene Sternenkette mit Mag 11 / 12er Komponenten steh in ca. 3 Bogenminuten Abstand ein Mag13/14 Vordergrundstern. Im GF rechts direkt danneben erkenne ich eine sehr blasse, flächige Aufhellung im 9er Oku. Dieser Nebel reagiert etwas mehr auf O-III-Filter. Auch nach einigen Minuten mit indirektem Sehen bleibt als einziger Eindruck eine – auf sehr niedrigem Niveau – relativ scharfe Abgrenzung zum Hintergrund. Auf einem Ringsegment gegenüber des benachbarten Vordergrundsterns minimal mehr betont.

Ups .. das ist für den wieder Einstieg relativ harte Kost. Mir ist nach GX’en, da bietet sich die NGC7331-Gruppe am NO-Rand des aufsteigenden Pegasus an. Gedacht – eingestellt:

NGC7331 - GX - PEG (mag 9,5 – 13,3; 10,2 * 4,2’) SQM21,20
Auffällig ein schmaler, heller länglicher Zentralbereich, seitlich versetzt zur geometrischen Hauptachse. Etwa in der Mitte ein heller Fleck, der leicht aus GX-Zentrum durchgehen kann. Wenn die Karte stimmt handelt es sich jedoch um einen Mag 6,6-hellen Vordergrundstern.
Nach S ist der Halo etwas weitläufiger, insgesamt etwas unruhig. Spiralarme konnte ich keine ausmachen. Nahe des länglichen ZB, parallel zur Hauptachse knapp außerhalb zwei schwache Mag 14 Vordergrundsterne, eine ähnliche Funzel innerhalb des Halos, südlich. Mit Geduld und Aufsuchkarte sind in unmittelbarer Nähe noch 3 GXen auszumachen:

NGC7340 - GX - PEG (mag 13,7 – 12,9; 0,9 * 0,6’) SQM21,20
NGC7337 - GX - PEG (mag 14,4 – 14,3; 1,0 * 0,8’) SQM21,20
NGC7335 - GX - PEG (mag 13,4 – 12,9; 1,3 * 0,6’) SQM21,20
Bei 202-fach ist NGC7335 als kleiner, ovaler Schemen mit Zentralblob erkenbar, ca. 3 Bogenminuten NW des Zentrums von NGC7331. Die anderen beiden GX’en wären mir ohne Aufsuchkarte nicht aufgefallen. NGC7340 zeigt sich als 3. und südlichste Komponente einer 3er Kette ähnlich heller Objekt – die ersten beiden sind jedoch Vordergrundsterne. Die GX spendiert der Löwenanteil seiner Helligkeit auf einen fast stellaren Nukelus. NGC7337 kann ich erst im 7er bei 260-fach als flächiges Objekt enttarnen, auch hier ist nur sehr wenig an Halo auszumachen.

Schon in der Region komme ich nicht an Stephans Quintett vorbei, diese GX-Gruppe – nur ca. ½ Grad von NGC7331 entfernt ist sofort eingestellt, ein Muss für einen GX-Fan. Fünf auf einem Streich, auch noch bei 260-fach, ja sogar bei 365-fach im 5er Oku. Im Zielgebiet fallen zunächst sicherlich 8 bis 10 Vordergrundsternchen auf, ähnlich helle Vertreter der 13er Liga.

NGC7320 - GX - PEG - (mag 12,6 - sbr 13,5; 2,3 * 1,4') SQM21,30
Als blasse, klassisch-linsenförmige GX erkennbar. Innerhalb des Halo, in Richtung Hauptachse knapp neben dem GX-Zentrum ein Vordergrundstern. Ausrichtung von 2h nach 8h. Etwas mehr waagrecht die Doppel-GX

NGC7318A - GX - PEG - (mag 13,4 - sbr 13,0; 1,2 * 1,0') SQM21,30
NGC7318B - GX - PEG - (mag 13,1 - sbr 13,9; 1,6 * 1,1') SQM21,30Für mich interagierend. Zwei dicht beieinander stehende blasse Zentralbereiche mit länglichen, überschneidenden Halos deuten auf eine Doppel-GX. Deutlicher trennbar als ich es in Erinnerung hatte.

NGC7317 - GX - PEG - (mag 13,6 - sbr 13,8; 0,7 * 0,6') SQM21,30
Rundlich, mit zartem Halo, etwa auf 2h von NGC7318 gesehen. Zentrum fast stellar mit schnell abfallender Helligkeit, die kleinste GX der Gruppe. Für mich heute nicht leicht, aber eindeutig auszumachen, mit Geduld auch direkt.

NGC7319 - GX - PEG - (mag 13,1 - sbr 13,8; 1,4 * 1,1') SQM21,30
Nach meinem Empfinden ist die Flächenhelligkeit dieser für mich als breite Ellipse erkennbaren GX geringer als die angegebenen Mag 13,8, dies liegt sicher daran, dass ein größerer Teil der Helligkeit auf das rundliche Zentrum vereinigt ist.

Und nun? Die Zeit schreitet fort, ich habe aber keine Lust aufzuhören. Ein anderer Ausdruck beinhaltet einen schon vom Namen her interessanten PN, den nehme ich nun aufs Korn:

Jones 1 (=PK104-29.1) – PN – PEG (mag 12,7 – sbr 16,6; 5,2 * 5,2’) SQM 21,30
Uff – eine harte Nuss. Der 7 Grad Starhop von Beta Peg ausgehend ist mit dem Auge am 8*50 Sucher schnell erledigt. Im Ziel zeigt sich jedoch erst mal – gar nichts; nichts im 26er und auch nichts im 9er. Mit O-III-Filter sehe ich … immer noch nichts. Schraube den 1 ¼-Zoll UHC ins 13er und – jep, da ist etwas! Linker Hand zwei Vordergrundsterne übereinander, um die Mag 12; rechts davon mit ca. 4Bogenminuten Distanz ein 14 Vordergrundstern, dicht am Rand des Nebels. Indirekt kann ich Teile eines Rings ausmachen, gegenüberliegende, ‚wolkig’-unregelmäßige Zonen. Mir fällt es schwer die richtigen Worte zu finden. Im Bereich des Nebels schwache, um Mag 15 blasse Sternenfünkchen. Mit Mehr Beobachtungspraxis würde sicherlich mehr herauszuholen sein.

Nach der schweren Nuss ist es mir nach leichter Kost, ein schöner, heller Kugelsternhaufen soll es sein. Die Wahl fällt auf

M15 - GC - PEG - (mag 6,4 - sbr 11,0; 12,3 * 12,3') SQM21,30
wow – der lohnt sich wirklich – ein GC mit extrem hellem, stark konzentriertem Zentrum. Bei 70-Fach im 26er Oku bereits aufgelöst, die Außenbereichsterne teils heller als Mag13. Besser und eindrucksvoller bei höherer Vergrößerung. Das Seeing lässt auch 360-fach mit Gewinn zu. Nicht zu 100%, aber doch zu 80% der Zeit sind die Sterne nadelfeine Lichtfünkchen, in der Mitte Dicht auf Dicht, fast eine geschlossene Fläche. Am südlichen Rand ein auffällig heller Mag 8 Vordergrundstern – einfach schön.

Der Blick schweift, ich lasse die Atmosphäre auf dem Astrostuhl sitzend ein paar Minuten auf mich wirken. Unterhalb der Andromeda ist Triangulum gut erkennbar. Blamabel: auf der Suche nach M33 mit bloßem Auge hatte ich zunächst die Sterne Alpha und Delta Per mit Beta Per als Dreieckspitze für das Triangulum gehalten, erst nach etwas Zeit meinen Irrtum bemerkt. Auch mit den richtigen Sternen als Ausgangspunkt konnte M33 jedoch nicht mit bloßem Auge ausgemacht werden, dann jedoch leicht im Sucher und im Teleskop:

M33 - GX - TRI (mag 5,7 – 14,2; 69 * 42’) SQM21,30
Ein Augenschmaus bei minimaler Vergrößerung. Auch das mittlerweile leider wieder untrainierte Auge erkennt die Spiralstruktur und einzelne Lichtknoten, wenn auch nicht auf Anhieb. Die Wasserstoffregion NGC604 sticht sofort ins Auge. Mit dem 13 Oku wird ausgiebiger betrachtet, der Filter hebt weitere aktive Regionen hervor. Ein super Objekt zum wieder ‚einsehen’ – Spaßfaktor garantiert

Zum Abschluss peile ich wieder etwas höher, in den südlichen Perseus-Bereich auf

M76 - PN - PER (mag 11,0 – 10,4; 2,7 * 1,8’) SQM21,30
dem kleinen Hantelnebel. Ich hätte diesen eher kleinen Erdnussnebel genannt, da auf den ersten Blick das Objekt eher an eine Erdnuss erinnert. Auf den ersten Blick will heißen: die helleren Bereiche. Diese zeigen sich im etwa 3:1 Längen-Breitenverhältnis mit knotigen Helligkeitsvariationen waagrecht im GF liegend. Auf den 2. Blick erkenne ich bogenförmige Stukturen, ähnlich wie Magenetfeldlinien an einem Stabmagneten. Der nach unten ausgerichtete Bogen zeigt sich auf der rechten Seite leicht ausgeprägter. Einen Vordergrundstern hatte ich noch in meine Skizze eingegfügt,direkt am linken (östlichen) Rand des helleren Hauptbereichs, ca. mag 14/15 'hell'.


Die Vernunft siegt, ich baue ab. Da fällt mir ein, dass ich weitere Helligkeitsmessungen mit dem SQM versäumt hatte. Vor der Abfahrt, gegen 00.30h mache ich noch eine Mess-Serie: SQM von 21,36 erstaunt mich, mit einem so hohen Wert habe ich nicht gerechnet, da die Milchstraße immer noch Zenitnah leuchtet.

Das wars für die Nacht - Viele Grüße

Achim
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