Bericht vom 24.02.2008; 19.45h – 21.45h
Ausrüstung: Newton-Teleskop, Öffnung 428mm, Brennweite 1830mm, (f/4,25) ADLER
Dobsonmontierung

verwendete Okulare: 26mm Nagler Typ4 ; 17mm Nagler Typ 4; 13mm Nagler Typ1, 9mm Nagler Typ6, 7mm Nagler Typ6, 5mm Nagler Typ6, 2,5-fach Powermate
Ort: ca. 2km außerhalb Obernesselbach, ca. 400m ÜNN
Temperatur: 19.35h +8 C ; 21.55h +8 C
Seeing: 2 - 3

Wetter: sonniger Tag

Beobachtete Objekte:
Gasnebel: M42, M43,NGC1977, NGC1973
Offene Sternhaufen: NGC1981
Planetarische Nebel: NGC2261, NGC2392, Jonckheere 900, Minkowski 1-7, NGC1554
Galaxien: M51, NGC5195
Planeten: Saturn


Kaum zu glauben: schon wieder gab es eine Spechtelmöglichkeit – der Abschluss eines ausgefüllten Tags. 07.30h aufstehen, Frühstück (allein, um die Uhrzeit schläft Sonntags die Familie noch lange), 4 Retouchen an einem 18-Zoll f/4,5-Spiegel (trete auf der Stelle, die Scheibe kostet einiges an Nerven); vor dem Essen ein Besuch im Pflegeheim (einer der schlechteren Tage – nimmt mich jedes mal mit). Zu Hause Saisoneröffnungsgrillen (lecker, vor allem wenn man in der Sonne sitzen alles verputzen kann), Eröffnungsrennradeln (nur 48km, gerade noch so mit einsetzenden Krämpfen zurück gekommen) – und dann auch noch klarer Himmel.
Um 17.00h stelle ich das Teleskop zum temperieren raus, es sind noch 15 Grad – beim Losfahren um 19.15h immer noch 9 Grad. Am Beobachtungsplatz angekommen wird schnell aufgebaut, die Justage am Stern zeigt heftiges wabern – lokales Seeing, mein offener Holzschuppen zum Spiegeltemperieren ist doch meist wärmer als das freie Feld.
Ich will die Nacht gemütlich gestalten, die letzte Beobachtung ist noch im Gedächtnis, bin nicht auf Entzug. Wieder recht deutlich die Lichtglocken von Neustadt und Bad Windsheim, sonst ist es ordentlich, SQM zeigt 20,90. Im Uma-Kasten kann ich direkt stabil zwei 5,4er ausmachen, zwei 5,8er indirekt zu 80% halten. Ob des (lokalen) Seeings geht es erst zu flächigen Objekten.

ZU M42/M43 nur so viel: immer wieder beeindruckend die Dunkelnebel zwischen den beiden Messier-Objekten, die merklich dunkler als der normale Himmelshintergrund sind. Dies fällt vor allem bei großer AP auf. Im 17er bei 108-fach zeigen sich in etwas ruhigeren Momenten die E- und F-Komponente. Von mir bisher immer unbeachtet peile ich nun auf

NGC1977 - GN - ORI (mag 7,0 – 12,5; 20 * 10’) SQM20,90
NGC1973 - GN - ORI (mag 7,0 – 10,3; 5 * 5’) SQM20,90
Einem sehr deutlichem Nebelkomplex ca. ½ Grad oberhalb von M43. Drei helle (mag 4,5, mag 7, mag 5) Sterne bilden ein breites, sehr stumpfes Dreieck in OW-Ausrichtung, de stumpfe Winkel gen N. Insbesondere um die beiden helleren Sterne erkennt man sofort deutliche Nebelbereiche, weit kräftiger als nur ein Halo. Die 3er Gruppe ist insgesamt von einem grob Nierenförmigen Bereich nebelhaft umfasst, gen M43 mit akzentuiertem Übergang zum Hintergrund. Nach N – also weg von M43 trennt ein schmales, wenig ausgeprägtes Dunkelband eine länglich-waagrecht ausgerichtete Nebelzone ab, die am östlichen Rand am kräftigsten erscheint. Nur ca. 8’ NO des hellsten der 3 Sterne wird ein mag7er ebenfalls von Nebel eingehüllt, der Nebel gen Süden sehr deutlich abgegrenzt, vor allem nach W weit in weiten Wellen auslaufend. Hierbei handelt es sich im NGC1973 Ein sehenswerter Komplex, auch ohne Filter (den ich überhaupt nicht eingesetzt hatte), da der Spiegel mehr und mehr temperiert vor allem im 9er bei 202-fach betrachtet. Bei Einstiegsvergrößerung hätte ich ggf. die gesamte Region überblicken und dann den ‚running man’ erkennen können, der Dunkelkomplex innerhalb der Nebelregionen.

NGC1981 - OS - ORI (mag 4,2 – 10,9; 25 * 25’) SQM20,90
Dagegen richtig langweilig. Auf recht weitem Gebiet sind etwa 10 sehr helle (ab mag 6 Sterne und etwa 3 oder 4 Dutzend deutlich schwächere Sterne verstreut – dies wirkt für mich rein zufällig, nicht nach einem offenen Sternhaufen. Nach kurzer Zeit geht es dann weiter. Ich peile gleich ca. 20 Grad höher, auf

NGC2261 - Bipolarer Nebel - MON (mag ca. 8 – ca. 12,5; 2,0 * 1,0’) SQM20,95
Hubbles Variablen Nebel. Kaum zu glauben, das Objekt hatte ich seit den Tal2-Zeiten nicht mehr anvisiert. Ohne Filter ein auffälliges Objekt, das auch bei Minimalvergrößerung gut erkennbar ist. O-III bringt überhaupt keinen Gewinn, den lasse ich dann auch gleich weg. Über das 17er, 9er kommt das 7er (262-fach) zum Einsatz. Ein sehr lohnenswertes Objekt mit einigem an Strukturen. Im GF (Newton) zeit sich ein deutlicher mag 8-Stern, rechts von diesem in ca. 5’ Distanz bildet eine eng stehende schwache 3er Gruppe (um mag 13/14) ein gleichseitiges Dreieck. Ebenfalls ca. 5’ vom hellen Stern, auf 11h ein mag10-Stern, der in die Spitze des Nebels eingebunden ist. Die Grundform etwa wie der Nordamerika-Kontinent, im GF auf dem Kopf. Vom mag10-Stern startet eine helle, zunächst schmale Zone gen 4h, sich leicht bis gen 6h biegend. Dabei mehr und mehr auffächernd. Am rechten (westlichen) relativ breiten Rand hell, im inneren blasser, am linken (östlichen) Rand eine längliche, kräftige Zone. Super interessant, sollte man sich regelmäßig vornehmen!
Ich bleibe bei den hellen Objekten, schwenke ca. 15Grad nach NW in den unteren Gemini-Bereich zu

NGC2392 - PN - GEM (mag 8,6 – 6,8 ; 0,8 * 0,7’) SQM21,02
Auch hier gilt: seit TAL2-Zeiten nicht mehr anvisiert. Ein echtes Versäumnis! Im GF zeigt sich ein leicht schräg (von 10h nach 4h) liegende Sternenkette, ca. mag 12, mag 10, mag 8 von links nach rechts. Etwa 2’ oberhalb des hellen 8er Sterns der Nebel. Auffällig als solcher bereits im 26er Oku, der ZS zeigt sich auch hier bereits, mit leichtem ‚Blinking’-Effekt: konzentriert man sich auf den ZS wird der Nebel sehr flau und umgekehrt. Im 9er bei 202-fach verschwindet der Effekt, man kann im Nebel deutlich eine innere Schale ausmachen, im 7er noch besser. Schraube den O-III-Filter ein. Der Nebel reagiert sehr stark auf diesen, der Kontrast zum Hintergrund wird deutlich gesteigert, der ZS stark abgedimmt, kaum mehr sichtbar. Im 5er noch besser, der ZS kommt wieder deutlicher zum Vorschein. Innerhalb der inneren Schale zeigt sich eine rundliche, merklich blassere Zone in welcher der ZS zentrisch steht. Diese Schale ist nicht ganz Rund, etwas einförmig mit Spitze hin zum hellen Mag-8-Stern. Auch die äußere Schale leicht asymmetrisch, ein schwach ausgeprägtes Oval (fast rund), die Längsachse auch hin zum 8er Stern. Ich lasse den PN immer wieder durchs GF laufen, nehme mir viel Zeit und mache eine Skizze - super interessant!

Ich bleibe in der Region, wechsle von den prominenten zu den mehr exotischen Objekten, bleibe dabei der Objektklasse jedoch treu. Es wird

Jonckheere900 (=PNG 194.2+02.5) - PN - GEM (mag 12,4 – 13,2; 0,8” * 0,8’” SQM21,04
angepeilt. Ausgangspunkt für den Starhop bildet Alhena (Gamma Gem). Von dort aus sind die gut 3 Grad mit Hilfe des 8*50-Sucher schnell überbrückt. Nur ca. 10’ westlich des PN hilft eine trapezförmige, blasse Sternenformation bei der Orientierung. Im 9er ist der PN als solcher gerade so zu erkennen, wie ein nur leicht aufgeblasener Stern. Der Spiegel ist nun temperiert, steigere die Vergrößerung. Dicht am PN ein 12,5er Vordergrundstern, nur ca. 8“ außerhalb. Nach dem 5er (366-fach) nehme ich die Powermate zur Hilfe: 508-fach. Jep – immer wieder lässt das Seeing diese Vergrößerung mit Gewinn zu, nicht stabil (das hat man extrem selten), doch für 20, 30% der Zeit. Der Nebel offenbart etwas an Details: Etwa 2/3 der Mini-Komplexes sind merklich heller als der schwächere, schmale Außenhalo. Der hellere Innenbereich zeigt zwei gegengleich angeordnete, schwach ausgeprägte, flächige Helligkeitsmaxima. 2,5-fach Powermate mit 7er Oku (653-fach) bringt keinen weiteren Gewinn, dafür reicht das Seeing dann doch nicht. Auch hier habe ich einiges an Zeit investiert, hat sich gelohnt!

Minkowski 1-7 (=PK189+7.1) - PN - GEM (mag 13,0 – 9,3; 0,6 * 0,3’) SQM21,07
Als nächstes Objekt wurde per Starhop, ausgehend von Eps Gem eingestellt. Ein PN mit geringerer Flächenhelligkeit. Rechter Hand, auf gleicher Höhe ein 10er Vordergrundstern, ca. 1’ vom PN entfernt. Linker Hand, etwas näher ein 15er, unterhalb in ähnlicher Distanz ein 15-minus Lichtfünkchen. Der Nebel im 9er sehr blass, leicht länglich. Im 7er und 5er etwas deutlicher. Innerhalb des Nebels, nicht ganz zentrisch (leicht nach S versetzt) blickweise ein schwacher Lichtfunken. Bei maximal sinnvoller Vergrößerung (508-fach) ist ein schwacher Ringansatz auszumachen. Auch interessant, Jonckheere900 hatte mich jedoch mehr gefesselt. Nun wollte ich

NGC1554 – BN – TAU (mag ? - ?; 1,3 * 1’) SQM 21,07
Hinds variable Nebulae beobachten. Mist – den hätte ich früher anpeilen sollen. Das Objekt steht im Taurus, am Rand der Hyaden. Dieses Sternbild ist deutlich absteigend, nur noch gut 40 Grad hoch. Sollte eigentlich reichen, es kommt erschwerend hinzu dass die Position genau über der Bad Windsheimer Lichtglocke und exakt über dem geparkten Auto liegt. Relativ schnell ist die Position eingestellt. Dort steht ein heller mag 8er Stern schräg über einem 9er, Distanz ca. 5 Bogenminuten. Auf direkter Verbindung dazwischen, nur ca. 1’ vom 8er entfernt ein 12er Lichtfunken. Mein Kartenausdruck verzeichnet die Position des Nebels etwa 3’ unterhalb des helleren 8er Sterns. Mehr als das 7er Oku (262.fach) lässt hier das Seeing nicht zu – deutlich schlechter als bei den vorherigen Objekten. Ich kann an dieser Position keinen Nebel ausmachen, nur einen ca. 13/14 Vordergrundstern. Die Nachbereitung zeigt, dass der variable Nebel viel dichter (nur ca. 1’) am 9er Stern zu gewesen finden wäre. Auch mit O-III ist mir dieser nicht aufgefallen, war somit definitiv nicht auffällig ;-) Beim nächsten mal weis ich, wo suchen!

Ich bin trotzdem zufrieden, kein Stress, keine Objekthetze. Und … noch keine GX angepeilt! Ich gönne mir ein Sahnestück, M51 samt Begleiter steht noch relativ niedrig, in Richtung Neustadt. Trotzdem sehr sehenswert. Das flächig-runde Zentrum ist auffällig, auch Spiralstrukturen, es bedarf jedoch ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit, um die Drehrichtung und genaue Position der Arme festzumachen. Es fehlt, die schmale Brücke zu NGC5195, auch sind die zarten Nebel im gegengleich auffächernden Arm (weg von NGC5195) kaum auszumachen. Das Bild ist trotzdem toll, kommt aber an jenes von vor 2 Wochen merklich nicht heran. Bei SQM21,07 schätze ich die vis. Grenzgröße auf mag5,8.

Abschließend peile ich auf Saturn und muss zu meinem Leidwesen feststellen, dass das Seeing mehr und mehr abbaut, der Herr der Ringe wabert hochfrequent, nur selten ganz kurze, ruhige Momente. Im 9er bei 202-fach noch halbwegs o.k. ist das 7er (263-fach) merklich zu hoch gegriffen. Auffällig Rhea und Dione, ca. einen Ringdurchmesser vorlaufend, knapp oberhalb des nachlaufenden Ringteils ist fast überstrahlt noch Thetys erkennbar.

Eine SQM-Messung zeigt einen Wert von 21,02 – also leicht abnehmend. Das dürfte am Mond liegen, den ich selbst noch nicht ausmachen kann.

Das wars für die Nacht - Viele Grüße

Achim
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